BMW: Wasserstoff als sinnvolle zweite Schiene 🎥
ZUKUNFT Brennstoffzellen-Elektroautos sollen nicht als Konkurrenten der batterieelektrischen Modelle auftreten, sondern als notwendige Ergänzung und Alternative für eine Kundschaft mit bestimmten Bedürfnissen.
Wer auf kurze Tankstopps, hohe Reichweiten oder grosse Schleppkapazitäten angewiesen ist, findet unter den rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen (BEV) meistens kein passendes Modell. Auch in Regionen, in denen keine ausreichende Lade-Infrastruktur zur Verfügung steht, kann ein Brennstoffzellen-Elektroauto die sinnvolle Lösung sein.
Nach den asiatischen Vorreitern Hyundai Nexo, Toyota Mirai und Honda Clarity setzt in Zukunft auch BMW im Personenwagenbereich konsequent auf die Schiene Wasserstoff und Brennstoffzelle. Als Demonstrator dient der soeben lancierte iX5 Hydrogen.
Spurtstarkes Wasserstoff-SUV in Kleinserie
Der neue BMW iX5 Hydrogen, der seit Dezember 2022 im Werk Garching bei München in einer Kleinserie von weniger als 100 Exemplaren hergestellt wird, basiert auf dem in den USA gebauten X5. Rund vier Jahre benötigten Entwickler und Tester, um den neuen Antriebsstrang serienbereit zu machen – mit neuer Bodengruppe und Brennstoffzellen-Stack, Leistungsbatterie, Elektromotor und zwei Wasserstofftanks.
Die Brennstoffzellen stammen zwar von Toyota, doch lässt BMW beim Zusammenbau und bei der Systemsteuerung des gesamten Stacks viel Eigenentwicklung einfliessen. Aus Batterie, Brennstoffzelle und E-Motor werden im neuen Hydrogen-System 295 kW (400 PS) Antriebsleistung generiert. Das reicht problemlos für die von der Marke BMW erwartete Fahrdynamik.
Kleine Mengen von Lithium, Kobalt und Nickel
Einen grossen Vorteil des Brennstoffzellenantriebs stellt der Rohstoffbedarf dar. Da die Batterie dort wesentlich kleiner ist als im BEV, werden viel kleinere Mengen von Lithium, Kobalt und Nickel verbaut. Im Brennstoffzellen-Stack wird zwar Platin benötigt, doch kommt dieses in Zukunft zur Genüge aus dem Katalysator-Recycling von Autos mit Verbrennungsmotor.
Der Antriebsstrang bezieht die Energie aus gasförmigem Wasserstoff, der in zwei 700-bar-Drucktanks mitgeführt wird. Die rund sechs Kilogramm Wasserstoff reichen für etwa 500 Kilometer schadstofffreie Fahrt. Als Emission fallen auf 100 Kilometern lediglich rund zehn Liter Wasser an. Dieses wird während der Fahrt dampfförmig an die Umgebung abgegeben. Das Fahren im Brennstoffzellen-X5 unterscheidet sich nicht vom Fahren in einem BEV.
Autobesitz wird eine Frage des Wohlstands
BMW-Chef Oliver Zipse warnte anlässlich der Präsentation des neuen Wasserstoffmodells davor, sich auf ein Ausstiegsdatum für Verbrennungsmotoren festzulegen. Damit würden günstige Fahrzeuge verdrängt und der Autobesitz werde eine Frage des Wohlstands.
Oliver Zipse legt grossen Wert auf Technologieoffenheit: «Nur mit einer einzigen Technologie ist das Klimaziel nicht zu erreichen. Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge sind eine ideale Ergänzung zu den Batteriemodellen. Ausserdem sind synthetische Treibstoffe wichtig, um die grossen Bestandsflotten umweltfreundlicher fahren zu lassen.»