Classic Racing: "Les Suisses" in Hochform 🎥

GRAND PRIX DE L’AGE D’OR Für die Schweizer war die traditionelle Veranstaltung im Burgund fast so etwas wie ein Heimspiel. Entsprechend stark setzten sie sich über Pfingsten auf dem Circuit de Dijon-Prenois in Szene. Die dritte Veranstaltung der von der französischen Agentur Peter Auto organisierten Rennserie für historische Fahrzeuge spielte sich dort ab, wo 1985 […]

Familienangelegenheit: Yves Scemama führt vor seinem Bruder Philippe, dem Franzosen Lafargue und dem späteren Zweiliter-Sieger Beat Eggimann (Fotos: Peter Wyss).

Die dritte Veranstaltung der von der französischen Agentur Peter Auto organisierten Rennserie für historische Fahrzeuge spielte sich dort ab, wo 1985 der letzte Grosse Preis der Schweiz über die ausländische Bühne ging. Zudem war der Circuit de Dijon-Prenois auch Austragungsort von etlichen Schweizer Meisterschaftsläufen, solange es noch Rundstreckenrennen gab.

Im Historic Racing ist die kleine Schweiz eine Macht, was sich bei der 55. Austragung des Grand Prix de l’Age d’Or in zahlreichen Siegen und Podestplatzierungen widerspielte.

Demonstration der Brüder Scemama
In der Classic Endurance Racing 2, dem Feld für Sportwagen aus den 70er- bis in die frühen 80er-Jahre, besetzten sie das Podium nach dem einstündigen Rennen gleich komplett. Dabei war mit Maxime Guenat nach Problemen im Training mit dem Lola T286-DFV einer der stärksten Schweizer gar nicht am Start. Und der Trainingsschnellste Yves Scemama musste seinen TOJ SC206 mit Dreiliter-V8-Motor nach sieben Führungsrunden mit sinkendem Öldruck abstellen. Die Kastanien holte sein jüngerer Bruder Philippe Scemama aus dem Feuer, der mit dem Lola T600 mit Chevy-V8-Triebwerk danach einsam seine Runden an der Spitze zog und den zweiten CER2-Sieg nach der Spa Classic feierte.

Schweizer Gesamtsiegerpodium in der CER2 (von links): Beat Eggimann, Philippe Scemama und Philipp Brühwiler. Rechts unten durfte auch Guy Peeters als Dritter bei den Zweilitern mit aus Bild.

Schweizer Sieg im Schweizer Sportwagen
Auch in der Zweiliterklasse schied mit dem Franzosen Patrice Lafargue auf einem Lola T298-BMW der schnellste Konkurrent vorzeitig aus. Danach lag der neben ihm aus der zweiten Reihe gestartete Beat Eggimann voraus, womit der Titelverteidiger am Steuer seines Cheetah G601 (eine Konstruktion von Chuck Graemiger) mit Ford-BDG-Triebwerk zum ersten Saisonsieg kam. Philipp Brühwiler komplettierte im Chevron B31-BDG das Gesamtsiegerpodium.

Vormarsch von Toni Seiler
In die legendäre Zeit von Jo Siffert oder Herbert Müller zurückversetzt fühlte man sich im CER1-Feld für Sportwagen von 1967 bis 1971. Das rundenlange Duell um den Sieg entschied der Monegasse Claudio Roddaro auf einem Porsche 917 vor Carlos Monteverde und Gary Pearson auf dem Ferrari 512 M für sich – ein optischer und akustischer Hochgenuss!

Ein Leckerbissen, wie es ihn nur bei wenigen historischen Rennen gibt: Porsche 917 vor Ferrari 512 M im Duell um den Sieg.

Von den Schweizern setzte sich hier Toni Seiler am besten in Szene, obwohl dies nicht zu erwarten war. Im Training machte der 5,7-Liter-V8-Motor im Heck des Lola T70 MkIII von 1968 Sorgen. Die Crew von Seiler und Eggimann nahm die provisorische Reparatur so gut vor, dass Seiler vom 15. Startplatz auf Rang 7 und als bester Lola-Pilot als Dritter in der Klasse über drei Liter hinter den beiden bereits erwähnten Überfliegern aufs Podium fahren konnte. 54 Sekunden hinter ihm kreuzte Peter Vögele mit seinem Porsche 908/3 die Ziellinie als Gesamtzehnter.

Toni Seiler (rechts) und Alfred Moser, der Seilers zweiten Lola T70 pilotierte, freuen sich nach dem für beide gelungenen CER1-Rennen.

Wie zur Blütezeit der Gruppe 2
Kurz nachdem Nico Müller in der DTM in Misano zu seinem zweiten Karrieresieg gefahren war, zeigten drei andere Schweizer in Frankreich grandiosen Motorsport mit Gruppe-2-Tourenwagen aus den Anfängen der Deutschen Rennsport-Meisterschaft und der Tourenwagen-EM. Okay, es handelt sich zwar um originalgetreue Nachbauten, aber dafür sind sie umso robuster und mindestens so attraktiv wie anno dazumal.

Tourenwagensport vom Feinsten, mit originalgetreuen Neuaufbauten: Michael Erlich bremst auf der letzten Rille, Maxime Guenat setzte ihn rundenlang unter Druck und Christian Traber war im weissen BMW am Ende der lachende Dritte.

Die beiden bei MK Motorsport in Worb gebauten BMW 3.0 CSL von Michael Erlich und Christian Traber belegten die erste Startreihe, doch schon zu Rennbeginn machte ihnen der als Fünfter vorgepreschte Maxime Guenat im Ford Capri 3100 RS die Führung streitig.

Was Erlich (mit rauchenden Bremsen am Eingang zum Bretelle-S) und der Romand bei ihrem Duell aufführten, war allein die Reise nach Dijon wert. Traber blieb in Schlagdistanz und ging mit seinem Material offensichtlich etwas schonender um. Nach 23 Runden rollte Erlich mit Antriebsschaden aus, worauf Traber mit seinem identischen Vierventil-Coupé das Kommando vor dem bereits leicht zurückgefallenen Guenat übernahm. In der letzten Runde der Einstundenhatz blieb auch dessen Capri stehen.

So siegte Christian Traber relativ klar vor zwei weiteren BMW CSL mit Zweiventilmotoren und der von Yves Scemama im Capri 2600 RS angeführten Ford-Meute.

Bis auf einen hielt Philipp Oettli (Startnummer 88) in seinem Rennen alle Cobra-, Jaguar und sonstige Gegner mit 60er-Autos hinter sich.

Nur ein Jaguar E vor Philipp Oettli
Mit 60 Autos aus den 60ern erreichte die Sixties’ Trophy auf dem 3,8 Kilometer langen Berg-und-Tal-Kurs ihre Kapazitätsgrenze. In diesem Zweistundenrennen kam es zu einem Novum, indem der Brite Jon Minshaw in einem optimalen und toll pilotierten Jaguar E erstmals seit Einführung dieses Feldes (2015) die ganze Shelby-Cobra-Armada niederrang.

Nicht der schnellste, aber am Ende der beste Schlangenbändiger war Philipp Oettli, der mit 21 Sekunden als Gesamtzweiter einlief und damit die Klasse GT5 gewann. Henri Moser drehte nach einem Franzosen die zweitschnellste Cobra-Runde und kam mit Gentleman Charles Firmenich mit Rundenrückstand auf Oettli als Fünfter ins Ziel.

Bruno Weibel musste im roten Lotus 22 von 1962 am Limit fahren, um im grossen Feld der Formel-Junior-Rennwagen an der Spitze zu bleiben.

Zweiter Formel-Junior-Sieg für Bruno Weibel
Als Gastserie durfte die FIA Lurani Trophy für Formel Junior-Rennwagen im Rahmen des Grand Prix de l’Age d’Or zu ihren Rennen starten. Am Samstag obsiegte Bruno Weibel im Lotus 22 nach einem tollen Dreikampf mit zwei britischen Brabham-Piloten.

Am Sonntag kam der Inhaber von Schaffner Racing nach der Zielkurve etwas zu spät aus dem Windschatten von Mark Shaws BT6 heraus, sodass er das Double um 18 Tausendstel verpasste. In der Addition waren dem Titelverteidiger der zweite Saisonsieg nach der Hockenheim Historic und die vollen zehn Punkte für die Europameisterschaft aber nicht mehr zu nehmen.

Rückblick mit Video-Magazin
Was ansonsten auf und neben der Rennstrecke im Burgund während der drei Veranstaltungsetage los war, zeigt das folgende 16-minütige Magazin:

peterauto.peter.fr/fr/grand-prix-age-or

formulajunior.com

 

 

 

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