Sébastien Buemi: Die Wende zum Guten 🎥

ERKLÄRUNGEN ZUM HATTRICK Seit Sonntag ist Sébastian Buemi wie Marcel Fässler dreifacher Sieger der 24 Stunden von Le Mans. Wie im Vorjahr war Glück im Spiel, was das Riesenpech von 2016 längst kompensierte. Die 10-minütigen Highlights – nur mit Motorensound und ohne Kommentar – geben den Rennverlauf von 2020 wieder. Es war ein kollektiver Schock […]

Die 10-minütigen Highlights – nur mit Motorensound und ohne Kommentar – geben den Rennverlauf von 2020 wieder.

Es war ein kollektiver Schock in der Welt des Motorsports, als der von Kazuki Nakajima gesteuerte Toyota TS050 Hybrid am 19. Juni 2016 ein paar Minuten vor Ende der 24. Stunde in Le Mans ausrollte. Bis dahin schien das von der TMG-Zentrale in Köln aus operierende und von der französischen Rennfirma Oreca unterstützte Team der Japaner die grossen deutschen Rivalen Audi und Porsche endlich zu schlagen.

Neel Jani statt Buemi
Im Toyota-Lager flossen die Tränen, auch bei vielen Fans. Und Sébastien Buemi war danach nur noch ein Häufchen Elend. Aus Schweizer Sicht war das Drama wenigstens nur halb so schlimm.

So kam nämlich Neel Jani im letzten Moment unverhofft zum Sieg mit Porsche. Nicht unverdient, nachdem der Bieler und seine zwei Teamkollegen Romain Dumas und Marc Lieb den Toyota stundenlang und am Ende planmässig ins Verderben gejagt hatten.

Gänsehautfeeling: Der Toyota-Film wiedergibt in fünf Minuten die Dramatik des Rennens von 2016.

Warten auf die Porsche-Entscheidung
Glück und Pech halten sich aber nicht nur im Sport oftmals in Waage. Janis Porsche 919 Hybrid fiel im Jahr darauf zu Beginn der 21. Stunde ohne Vorwarnung mit Motorschaden aus. Der Vorsprung betrug zu diesem Zeitpunkt galaktische 13 Runden oder umgerechnet fast 45 Minuten.

Weil sich Porsche Ende 2017 aus der LMP1 zurückzog, blieb es bei bisher einem Sieg des Seeländers. Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass die Stuttgarter die Rückkehr nach Le Mans mit einem Sportwagen nach neuem Reglement in Erwägung ziehen.

Der Vorstand muss demnächst darüber entscheiden. Dies könnte für den schon in die Entwicklung des 919 von Anfang an eingebundenen Neel Jani die nächste Chance zur Revanche sein.

Rebellion vermochte Toyota nur im Training über eine schnelle Runde Paroli zu bieten und brachte dadurch je ein Auto in Reihe 1 und 2. Im Rennen dominierte das einzige Werksteam vom Start weg.

Schicksalswende zum Guten
Sébastien Buemi erhielt und nutzte sie gleich mehrmals. Der mittlerweile 31-jährige Waadtländer brauchte lange, um den sportlichen Schicksalsschlag von 2016 zu verdauen. Nachdem er sich als Langstrecken-Weltmeister von 2014 ohne Triumph in Le Mans bis dahin psychisch unter Druck gesetzt hatte, nahm er seither jedes Rennen, wie es kommt.

Und es kam für ihn faustdick. Ohne wirklich ebenbürtigen Gegner, ausser aus dem eigenen Team, durfte Buemi 2018 mit Nakajima und dem inzwischen ausgeschiedenen Fernando Alonso endlich den grossen Klassiker gewinnen.

Göttin Fortuna meinte es gut mit dem Trio. Im Juni 2019 doppelte es nach, während die eigentlich schnelleren Teamkollegen den Sieg vor Augen hatten und diesen infolge eines späten Reifenschadens in der 379. von 385 Runden verloren – nach 339 Führungsrunden gegenüber nur 46 des Buemi-Toyota.

Zum dritten Mal in Folge sah der Schlussfahrer im Toyota mit Startnummer #8 die Zielflagge in Le Mans als Erster.

Probleme bei beiden Toyota
Am vergangenen Wochenende war es ähnlich. Im ersten Rennviertel lag der von der Pole-Position gestartete Toyota #7 von Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López mit Ausnahme von zehn Runden in Führung. Das Trio baute diese bis zur Halbzeit auf eine Runde Vorsprung aus.

Kurz vor 3 Uhr in der Nacht bemerkte Kobayashi einen Leistungsabfall, der den früheren Sauber-F1-Piloten zu einem unplanmässigen Boxenstopp zwang. In rund 30 Minuten musste ein gebrochener Auspuffkrümmer ersetzt werden, was dieses Team auf P4 zurückwarf. Einen der beiden Rebellion holte es in der Schlussphase noch ein.

Buemi und seine Partner übernahmen die Spitze, obwohl sie zuvor selbst durch einen Reifenschaden und eine durch aufgesammelte Bruchstücke beschädigte Bremsluftzuführung Zeit verloren hatten. Nach dem letzten Führungswechsel in der 194. von 387 zurückgelegten Runden kontrollierte das Trio die 88. Auflage der 24 Stunden von Le Mans.

Gelungener Hattrick: Teampräsident Hisatake Murata durfte sich mit Kazuki Nakajima, Sébastien Buemi und Brendon Hartley als Sieger aufs Podium stellen. Traditionell erhielten die Fahrer eine begehrte Rolex-Uhr.

Seltener Hattrick
Nach 5273 Kilometern überquerte Kazuki Nakajima die Ziellinie als Erster. Für den Neuseeländer Brendon Hartley bedeutete es den zweiten Sieg nach 2017 mit Porsche, für Buemi und den Japaner den dritten in Folge mit Toyota.

Der Romand gehört nun mit Nakajima zum exklusiven Kreis von sieben Fahrern, denen dieses Kunststück in der 97-jährigen Geschichte des Langstreckenklassikers gelang. Aber Hand auf Herz: Die Konkurrenz war nicht so stark wie bei den drei Erfolgen von Marcel Fässler mit Audi 2011, 2012 und 2014.

Buemi Erfolge soll dies aber nicht schmälern. Der Westschweizer fühlte sich danach grossartig, ist sich aber durchaus bewusst, wie viel Glück mit im Spiel war.

Sébastien Buemi: «Dieses Rennen hat einmal mehr gezeigt, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Zu Beginn hatte ich das Gefühl, dass alles gegen uns war – slow zones (Passagen unter Gelb, Red.), ein schleichender Plattfuss und das das Problem mit der Bremsenkühlung. Doch plötzlich lief alles bestens, wir führten bald mit fünf Runden Vorsprung. Le Mans 2020 hat erneut bewiesen, dass du bis zum Ende des Rennens nie weisst, was passieren wird.»

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