Chablais: Schmid leider nur virtueller Sieger 🎥

TRIUMPH IM SIMRACING Die virtuelle Premiere einer Rallye in der Schweiz endete mit dem Sieg von Thomas Schmid. Lange ist’s her, seit ein Deutschschweizer im richtigen Rennfahrerleben einen Lauf zur Rallye-SM gewann… Toller Sound, schöne Drifts und viel Lenkradarbeit: Das Onboard-Video des Konkurrenten Sylvain Villet am Steuer des virtuellen VW Polo R5 auf der letzten […]

Toller Sound, schöne Drifts und viel Lenkradarbeit: Das Onboard-Video des Konkurrenten Sylvain Villet am Steuer des virtuellen VW Polo R5 auf der letzten SP der E-Rallye du Chablais 2020.

Ende Mai sollte die 17. Rallye du Chablais mit internationaler Beteiligung über die Bühne gehen. Wie schon das Critérium Jurassien musste dieser Schweizer Meisterschaftslauf aus bekannten Gründen abgesagt bzw. auf 2021 verschoben werden.

Abwechslungsreich
Die Organisatoren schrieben stattdessen einen virtuellen Wettbewerb aus. Allerdings standen nicht wie sonst Sonderprüfungen in den Waadtländer und angrenzenden Walliser Alpen auf dem Plan, sondern einige aus dem Simulationsspiel «Dirt Rally 2.0» vorgegebene Asphalt-Strecken in Deutschland und Spanien.

Zudem dauerte die Sim-Rallye nicht wie üblich zwei Tage, sondern sie zog sich über drei Etappen an neun Spielabenden. Dabei mussten drei verschiedene Rallyefahrzeugtypen aus den Gruppen VHC (historisch), R2 und R5 ausgewählt und verwendet werden. Pro Etappe hatte jeder Teilnehmer drei Tage lang Zeit zum Trainieren und eine Zeit hinzulegen.

Das Game „Dirt Rally 2.0“ diente als Basis für die virtuelle Rallye du Chablais 2020, die es in Echt erst im nächsten Jahr wieder gibt.

Thomas Schmid hat Erfahrung
Obwohl er als Finalist der Schweizer Simracing Series 2019 zu den Favoriten zählte und auch am Steuer der richtigen Rallyeautos längst zu den Schnellsten gehört, war der Gesamtsieg von Thomas Schmid im Kampf gegen andere Rallyepiloten und Simracer aus der Schweiz und Frankreich nicht unbedingt zu erwarten.

Schon nach der ersten Etappe führte der 24-jährige St. Galler eine Meute von Ford Fiesta R2 an. Mit dem historischen Lancia Stratos auf der zweiten und dem VW Polo R5 auf der dritten Etappe verteidigte der Schweizer Junior-Doppelmeister von 2018 die Gesamtführung erfolgreich.

Thomas Schmid: «Ich hatte dieses Spiel zwar erst eine Woche vor dem Start erhalten, konnte mich jedoch ziemlich schnell auf die Fahrweise einstellen. Mit der richtigen Rallye du Chablais hatte es zwar nicht viel zu tun, aber es kam so wenigstens etwas Wettkampffeeling auf.»

Es gibt bessere Rallye-Simulationen
Und wie war das Sim-Rallyefahren?

Thomas Schmid: „Man konnte endlos trainieren, hatte aber pro SP nur einen Versuch, den man nicht versauen durfte. Die Prüfungen habe ich praktisch auswendig gelernt.  Die Grafik ist wirklich gut, die Fahrphysik weniger, da auch Leute mit Konsolen eine Chance haben sollen. Daher ist der Fahrstil etwas anders als in Echt oder mit besseren Rallyesimulationen.“

Wie alle Rennfahrer kann sich Thomas Schmid momentan nur im Simracing mit Konkurrenten messen. Das tat er in den letzten Tagen gut.

Kostspielige Realität
Auch im richtigen Leben würde Thomas Schmid gerne weitere Stricke zerreissen. Sein nächster Traum wäre der Einstieg in die Rallye-EM.

Aus Budget- und Zeitgründen (Studium als Bauingenieur) konnte er 2019 allerdings nur die Rallye du Valais im vergangenen Oktober bestreiten. Dort stellten ihm die Sponsoren der Clio R3T Alps Trophy zur Belohnung für den Titelgewinn in der Rallye-SM Junior 2018 kostenlos einen Renault Clio RS IV Cup zur Verfügung. Vorsichtig mit dem zuvor unbekannten Fronttriebler agierend, beendete Schmid diesen Einsatz als achtbarer Dritter.

Lange ist es her…
Und wann kam bei einer reellen Schweizer Rallye eigentlich letztmals der Gesamtsieger aus der Deutschschweiz? Man muss weit zurückblättern und wird in den Annalen der Saison 2004 fündig.

Vor 16 Jahren entschied der Zürcher Patrick Heintz mit dem längst verstorbenen Co Roland Scherrer auf einem Subaru Impreza STi aus der Gruppe N den ersten Lauf (Pays du Gier) für sich. Danach sicherte sich das Duo mit weiteren Gruppensiegen und Podestplätzen in den Rallyeklassements auch überraschend den SM-Titel.

Letzter Deutschschweizer Sieger mit Trauerflor
Zwölf Jahre nach Erwin Keller auf Mitsubishi beim Critérium Jurassien war dies der erste Gesamtsieg eines Deutschschweizer Rallyeteams. Der nächste folgte allerdings sofort, aber auf tragische Weise.

Daniel Sieber und Michael Fitze fuhren den von Autosport Italia gemieteten Peugeot 206 S1600 am 22./23. April 2004 im Jura zum Triumph. Das Zürcher Team lag zeitgleich mit den Tessinern Galfetti/Genovesi auf Mitsubishi Lancer an der Spitze, als das Rennen wegen eines tödlichen Unfalls (Sébastien Buehlmann) abgebrochen wurde. Ausschlag zum Sieg bei Zeitgleichheit gab die SP1, auf der Sieber/Fitze schneller waren.

Bis zur Gegenwart behielten wieder Teams aus der Romandie, dem Ticino oder aus dem Ausland die Oberhand – Deutschschweizern blieben höchstens Klassen- und Gruppensiege.

rdch.ch

thomasschmid.net

 

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