Slalom Bière: Egli wehrt die Angreifer ab

SPANNENDE ENTSCHEIDUNG BEIM SM-AUFTAKT Slalom-Rekordsieger Philip Egli musste in Bière alle Register ziehen, um Yves Hängärtner im erstmals eingesetzten Dallara GP3 und Lukas Eugster hinter sich zu halten.

Wie zuletzt vor drei Jahren, als er endlich auch einmal im weitläufigen Kasernenareal von Bière den Tagessieg eroberte, liess Philip Egli alle Gegner hinter sich (Fotos: Peter Wyss).

Zwar fehlte Eric Berguerand, weil ein Ersatzteil für den Startermotor seines Lola-Cosworth per Fedex nicht rechtzeitig im Wallis eintraf. Doch mit Yves Hängärtner im Ex-Jenzer-Dallara GP3 mit neu entwickeltem Turbomotor von Eggenberger Motorenbau und Joël Volluz im Osella FA30 hatte Philip Egli zwei andere Gegner aus der Rennwagenklasse bis drei Liter Hubraum, die ihm den Tagessieg streitig machen konnten.

Dreikampf um Sekundenbruchteile
Auch Lukas Eugster war gut zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Slalom-Start im Ligier-Honda-Sportwagen schon bestens aufgelegt, obwohl er kurzfristig einen leistungsschwächeren Honda-CN-Motor installieren musste.

So trennten Egli nach dem ersten Rennlauf auf dem erstmals in umgekehrter Richtung befahrenen Parcours (4,1 Kilometer und 71 Tore) in der Kaserne Bière nur 78 Hundertstel von Hängärtner und 89 von Eugster. Ihr Höchsttempo betrug über 200 km/h…

Weil sein Lauf aber alles andere als sauber war, wusste Egli, dass er noch zulegen konnte, was er auch tat. Zuvor war Eugster trotz aggressiver Fahrt nur unwesentlich näher an ihn herangekommen, verdrängte damit aber Hängärtner vom zweiten Gesamtrang. Nach einem Torfehler auf dem ersten Kilometer brach der nach Egli und Eugster gestartete GP3-Pilot seinen letzten Angriff ab.

So feierte Philip Egli mit seinem optimalen Zweiliter-Dallara einen weiteren Tagessieg – bald sind es 40 –, diesmal mit 1,33 Sekunden Vorsprung auf Eugster und 1,51 auf Hängärtner.

Die Luft wird dünner für Egli
Der Glarner ist sich jedoch bewusst, dass sich das Blatt bald zu seinen Ungunsten wenden könnte. Wenn nicht in zwei Wochen in Frauenfeld, wo er seit Jahren ungeschlagen ist, dann eine Woche später auf dem schnelleren Flugplatzkurs von Ambri, wo gleich zwei SM-Läufe stattfinden.

Im Tessin könnte Lukas Eugster (Galerie links) die Aerodynamik seines Sportwagens und die dank breiterer Avon-Rennreifen gewonnene Traktion ebenso ausspielen wie Yves Hängärtner die Egmo-Power im Heck des Dallara GP3 (Galerie Mitte). Der Bieler begann bei 400 bis 450 PS und war selbst überrascht, wie rasch er ohne jegliche Testfahrt auf trockener Unterlage mit dem neuen Rennwagen zurechtkam.

Gut schlug sich auch Joël Volluz (Galerie rechts) bei seinem ersten Start seit dem Bergrennen Les Rangiers im August 2019, wenngleich er klar hinter dem Top-Trio zurückblieb – ein Osella FA30 ist auch nicht für Slaloms konzipiert. Sein nächster Einsatz wird Mitte Juni bei der Neuauflage des Bergrennens La Roche–La Berra im Greyerzerland erfolgen.

Kurze Freude von Christoph Zwahlen
Einen Dreikampf gab es auch bei den Tourenwagen und GT-Fahrzeugen. Genau acht Jahre und acht Monate seit seinem schweren Unfall in Massongex 2013 führte Christoph Zwahlen (untere Galerie links) bei den geschlossenen Rennfahrzeugen wieder eine Zeitenliste an. Doch dabei blieb es nicht.

Der Thurgauer experimentierte mit den Reifen für seinen Porsche 997 GT3 aus der Gruppe Interswiss und kam wohl auch aus anderen Gründen nicht ganz an seine Trainingsbestzeit heran. Diese unterbot Christian Darani im Fiat X1/9 aus der Gruppe E1 (untere Galerie Mitte) allerdings schon im ersten Rennlauf mit der insgesamt achtbesten Zeit aller Konkurrenten – bravissimo!

Der Sieg in der teilnehmerstärksten Klasse E1-2000 vor dem ebenfalls überzeugenden Mathias Schläppi im deutlich schwereren Suzuki Swift S2000 bringt dem Tessiner theoretisch auch die Meisterschaftsführung ein, da bei Punktgleichheit – wie zuletzt 2021 – die Klassenstärke den Ausschlag gibt. In der offiziellen Rangliste ist zwar Bernhard Mühlemann auf einem Ford Focus als Gruppe-E1-SIeger aufgeführt, die Rennwagenzeit aus dem ersten Lauf ist jedoch illusorisch.

Bürki gewinnt trotz Torfehler
Eine Hammerzeit brannte auch Martin Bürki (Galerie rechts) im zweiten Lauf in die Beton- und Asphaltpiste. Leider touchierte er dabei eine Pylone, was seiner Leistung jedoch keinen Abbruch tut.

Mit dem kleinen 1600er E1-Polo mit dem vorherigen Sicherheitslauf alle hubraumgrösseren Konkurrenten ausser Darani geschlagen zu haben, stimmte ihn absolut zufrieden. Und da seine Klasse mithilfe einiger MB-Teamkollegen schon in Bière erfreulich voll war, bleibt der Titelverteidiger im Kopf-an-Kopf-Duell mit Darani von Anfang an am Ball.

slalom-de-biere.ch

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