Toyota: Das erste Le Mans Hypercar 🎥

NEUE FAHRZEUG-GENERATION Als erster Hersteller präsentierte Toyota heute Freitag ein Rennfahrzeug nach neuem Hypercar-Reglement: den Toyota GR010 Hybrid. Unverändert bleibt das Fahrerkader, zu dem Sébastien Buemi gehört. Erste Actionszenen vom Toyota Hypercar von Testfahrten und was die Fahrer dazu sagen. Mit der Kategorie LMH beginnt eine neue Ära der Langstreckenrennen. Einerseits ist Le Mans Hypercar […]

Erste Actionszenen vom Toyota Hypercar von Testfahrten und was die Fahrer dazu sagen.

Mit der Kategorie LMH beginnt eine neue Ära der Langstreckenrennen. Einerseits ist Le Mans Hypercar eine spezifischer Fahrzeugtyp, andererseits der Oberbegriff für die neue Königsklasse in Le Mans und der World Endurance Championship (WEC).

Dazu gehören in diesem Jahr noch Autos der bisherigen LMP1. Etwa der noch nicht präsentierte Alpine F1, der auf dem bisher von Rebellion Racing verwendeten Oreca-Gibson V8 basieren wird.

Schritt in die Zukunft
Für Toyota bzw. dessen sportlichen Arm Toyota Gazoo Racing ist die Kategorie LMP1 und das beim WEC-Finallauf 2020 in Bahrain verabschiedete Erfolgsmodell TS050 Hybrid hingegen Vergangenheit. Beim Toyota GR010 Hybrid handelt es sich um ein völlig neu entwickeltes Auto nach LMH-Reglement. Davon abgeleitet wird es bald auch einen Supra Hypercar als Seriensportwagen für die Strasse geben.

Die Typenbezeichnung GR steht für die Rennabteilung Gazoo Racing. Mit der Ziffernfolge 010 folgt man dem Schema, das seit 1991 mit dem ersten Gruppe-C-Auto TS010 für alle Toyota-Sportwagen verwendet wird.

Mix zwischen Racing und Serie
Wie Technikchef Pascal Vasselon an der virtuellen Pressekonferenz am 15. Januar verriet, hat die Corona-Pandemie wenigstens eine gute Seite. Es blieb dadurch mehr Zeit für die Entwicklung. Hätte die neue Saison, wie ursprünglich geplant, schon im September 2020 begonnen, wäre die Rennbereitschaft des GR010 Hybrid unrealistisch gewesen.

Mit Ausnahme einiger Standard-Bauteile wie Schalter oder Sensoren konnten praktisch keine Teile vom TS050 übernommen werden. Grund ist die völlig unterschiedliche Philosophie des Reglements.

Pascal Vasselon: «Mit dem neuen Reglement sollen und können die Kosten und die Performance gesenkt werden. Ein Hypercar ist ein guter Mix zwischen einem Rennfahrzeug für Le Mans, wo die Rundenzeiten um etwa zehn Sekunden langsamer werden, und einem extremen Strassenauto.»

Kurz vor Weihnachten unternahm Toyota GR ausgedehnte Testfahrten in Spanien. Dank Corona konnte länger entwickelt werden.

Komplett neuer Antrieb
Im Gegensatz zu den LMP1-Prototypen ist bei einem Hypercar nur noch ein System zur Energierückgewinnung an der Vorderachse erlaubt. Der Powertrain – also Motor, Hybridsystem und Kraftübertragung – musste daher zwar komplett neu entwickelt werden, kann aber, in wohl zahmerer Form, auch im kommenden Seriensportwagen verwendet werden.

Zwecks Zuverlässigkeit für die Serie entschieden sich die Ingenieure für einen Sechszylinder-Biturbo mit 3,5 Liter Hubraum (2,4 Liter waren es im TS050). Die Kraft wird primär auf die Hinterachse übertragen. Eine 272 PS starke MGU treibt bei Bedarf die Vorderachse an. Die gesamte Systemleistung ist auf 680 PS limitiert.

Aufgrund der Kostenreduktion erhöhte sich das Gesamtgewicht im Vergleich zum TS050 LMP1 um 162 Kilogramm auf 1040 Kilogramm. Gleichzeitig sinkt die Leistungsausbeute um 32 Prozent. Der GR010 ist auch 25 Zentimeter länger und je zehn Zentimeter breiter und höher als der TS050.

Die amtierenden Weltmeister hoffen, ihre Gegner auch mit dem GR010 Hybrid hinter sich zu lassen.

Identifikation der Marken
Was Silhouette und Aerodynamik betrifft, bestehen innerhalb eines vorgegebenen reglementarischen Rahmens grosse Freiheiten. Einzige Zielsetzung ist die Performance, allerdings darf nur noch eine Aero-Spezifikation in der gesamten WM-Saison verwendet werden. Bisher war üblich, in Le Mans mit wenig Downforce zwecks erhöhter Topspeed zu fahren. Dies spart nun Arbeit und Kosten.

Anders als etwa in der Formel 1 werden die Hypercars unterschiedlich aussehen. Ziel der Regelmacher war es, dass es zu einer Identifikation der einzelnen Werkswagen kommen soll.

Der Toyota sieht also wie ein Toyota aus, dasselbe ist vom noch nicht vorgestellten Peugeot Hypercar (ab 2022) zu erwarten. Weitere Hypercars sollen schon in diesem Jahr von Glickenhaus (Einsatzteam Joest Racing, Aerodynamik von Sauber Motorsport in Hinwil) und ByKolles kommen.

Sébastien Buemi an der heutigen Pressekonferenz. Der Schweizer fährt seit 2012 für Toyota in der Langstrecken-WM und in Le Mans.

Sébastien Buemi positiv überrascht
Unverändert bleiben die beiden Fahrerpaarungen. Die Weltmeister 2019/20 Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López bilden das Trio im GR010 Hybrid mit Startnummer #7, die Le-Mans-Sieger Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima und Brendon Hartley starten ebenfalls wie bisher mit der #8. Nyck de Vries bleibt Test- und Reservefahrer.

Was hält der Waadtländer, der im kommenden Juni den vierten Triumph in Le Mans anstrebt, von seinem neuen Dienstfahrzeug?

Sébastien Buemi: «Der erste Eindruck vom Auto nach den Testfahrten ist sehr gut und besser als erwartet. Ich kann es kaum erwarten, damit Rennen zu fahren. Schön, wenn man über eine Runde nicht mehr Benzin sparen muss. Wir können nun immer voll fahren und voll in die Bremsen treten. Wir haben nun zwar weniger Leistung zur Verfügung, aber das fühlt sich nicht so an und vermittelt wie bisher grossen Fahrspass.»

Rennpremiere am 19. März 2021
Das erste Mal im Renntrimm werden die Toyota-Piloten ihren Spass im März in Sebring haben – wenn nicht, wie 2020, wegen Reiserestriktionen oder Lockdowns Planänderungen nötig sind. Zuvor setzt Toyota Gazoo Racing die Entwicklungs- und Testarbeit im Februar auf der Iberischen Halbinsel fort.

Der provisorische Rennkalender der WEC 2021 sieht sechs Rennen vor. Die Saison ist so nicht mehr jahresübergreifend und beinhaltet, wie früher in der Gruppe C, erstmals ein Rennen in Monza.

toyotagazooracing.com

 

 

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