Stefan Lüscher: Ende seines letzten Rennens

JOURNALIST UND RENNFAHRER Der Schweizer Rennsport verliert eine seiner prägenden Persönlichkeiten. Stefan Lüscher erlag im Alter von 69 Jahren einer jahrelang mit viel Tapferkeit ertragenen Krankheit. Stefan Lüscher gehörte in den 1970er- und 80er-Jahren zu den besten Rennfahrern in Schweizer Markenpokalen. Sportlicher Höhepunkt war der Gewinn des Schweizer Renault-5-Pokals in der Saison 1981. Als Beifahrer […]

Erfolgreicher Journalist und Rennfahrer. Bis 2014 leitete Stefan Lüscher die Herausgabe seines Jahrbuchs (Fotos: Jürg Streun).

Stefan Lüscher gehörte in den 1970er- und 80er-Jahren zu den besten Rennfahrern in Schweizer Markenpokalen. Sportlicher Höhepunkt war der Gewinn des Schweizer Renault-5-Pokals in der Saison 1981. Als Beifahrer von Marc Hopf, mit dem er bei der Auto-Illustrierte arbeitete, bestritt Lüscher später auch zahlreiche Rallyes.

Chefredaktor und Buchautor
Von 1997 bis 2010 war Stefan Lüscher Chefredaktor der AI. Einen Namen machte er sich in der Rennsportszene aber auf andere Weise. Als Journalist und freier Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und Magazine, für die der gebürtige Basler vom Automobilsport berichtete, eignete er sich viel Fachwissen an.

Dies bewog ihn in einer spontanen Idee dazu, 1984 in Zusammenarbeit mit dem befreundeten Rallye-Beifahrer Raini Sicher von der Repof AG in Gurtnellen das «Jahrbuch Rennsport Schweiz» herauszugeben. Daraus entstand eine einzigartige Buchreihe, die mit der Zeit nicht mehr wegzudenken war. Seit 1995 wird dieses für jeden Schweizer Motorsportfan unverzichtbare Nachschlagewerk vom sportbegeisterten ehemaligen Nationalrat Edi Engelberger in dessen Aktiv-Verlag in Stans herausgegeben.

Heimtückische Krankheit
Obwohl Stefan Lüscher als rasender Reporter noch jahrelang sporadisch als Gastfahrer am Start war, stand ihm das schwierigste Rennen noch bevor. Lüscher erkrankte in der zweiten Dekade der 2000er-Jahre, in der er als freier Journalist arbeitete, an ALS. Die Amyotrophe Lateralsklerose ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung des zentralen und peripheren Nervensystems.

Von seiner Krankheit schon gezeichnet, unternahm Lüscher gerne noch Ausfahrten mit seinem Alfa Romeo. Solange es noch ging, setzte er sich ans Steuer.

Geistig noch völlig wach, fesselte ihn diese Krankheit in den letzten paar Jahren an den Rollstuhl. Liebevoll betreut von seiner Gattin Philomène, die Stefan schon in den Anfängen seiner Karriere an die Rennplätze begleitete, ertrug er ALS mit bewundernswerter Tapferkeit. Zwar gab Lüscher die Gesamtleitung und Verantwortung für das Jahrbuch mit der Ausgabe 2015 an seinen langjährigen Journalistenkollegen und Co-Autor Peter Wyss ab, doch liess er es sich nicht nehmen, sich hinter den Kulissen weiterhin darum zu bemühen.

Buchvernissage als Höhepunkt jedes Jahres
Zusammen mit Philomène kümmerte sich Stefan um die Akquisition der unverzichtbaren Inserate, ohne die das Jahrbuch nicht kostendeckend herausgegeben werden kann. Jede Zusage war ein Sieg und eine Anerkennung, jede Absage eine Enttäuschung.

Die internationalen Schweizer Rennfahrer und Buchautor Peter Wyss neben Stefan Lüscher an der Vernissage 2019. Ohne es zu wissen, erwiesen sie ihm vor vier Monaten die letzte Ehre.

Das Erscheinen an der Vernissage jeweils im Dezember, umringt von vielen Schweizer Rennfahrern und Wegbegleitern, war für ihn wie vorgezogene Weihnachten. So auch am 19. Dezember 2019 in Seelisberg, wo ihn viele das letzte Mal sahen und seine Freude am Beisammensein empfanden.

Ruhe in Frieden
In der Nacht auf den 18. April ist Stefan Lüscher in seinem schönen Haus in Uetliburg, dessen Ambiance ihm bis zuletzt viel Kraft gab, im 70. Altersjahr friedlich eingeschlafen.

Verlag und Redaktion von AutoSprintCH entbieten seiner Frau Philomène und allen Angehörigen die aufrichtige Anteilnahme.

rennsport-schweiz.ch

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