Chamblon: Tag mit überraschendem Ende

EUGSTER, NICHT EGLI In einer Zitterpartie gegen Lukas Eugster (Bild) schien Philip Egli den Tagessieg beim Slalom Chamblon errungen zu haben. Bis er, leider zu spät, einen Fehler in der Rangliste bemerkte. Nach den beiden Trainingsläufen auf dem 4300 Meter langen Parcours im hügeligen und bewaldeten Kasernenareal von Chamblon schien der Fall klar. Mit 2’55,269 […]

Philip Egli schien einmal mehr alle Konkurrenten hinter sich gelassen zu haben. Leider bemerkte er den Fehler in der Rangliste zu spät (Fotos: Peter Wyss).

Nach den beiden Trainingsläufen auf dem 4300 Meter langen Parcours im hügeligen und bewaldeten Kasernenareal von Chamblon schien der Fall klar. Mit 2’55,269 markierte Philip Egli schon im ersten Probelauf die Bestzeit, während Lukas Eugster – in Abwesenheit von Marcel Maurer der einzige ebenbürtige Gegner – die Dreiminutenmarke erst im zweiten Trainingslauf um knapp zwei Zehntel unterbot. Eglis sechster Tagessieg in Folge in Chamblon und in der Schweizer Slalom-Meisterschaft 2019 schien bloss eine Formsache.

Unfreiwillige Laufwiederholung als Handikap
Der mit Startnummer #1 auf seinem Ligier JS 53 Evo gestartete Appenzeller legte eine Zeit von 2’58,828 vor, die der Glarner mit seinem Dallara EPR-2 wenig später locker unterbieten musste. Dummerweise sorgte ein Konkurrent bei den Rennwagen für einen Unterbruch just in dem Moment, als Egli die Startlinie verlassen hatte. Anstatt ihn gleich aufzuhalten, liess man ihn im Renntempo bis zur Stelle fahren, wo schon andere Konkurrenten vor ihm aufgehalten worden waren.

Es kam, was kommen mussten. Bei der Laufwiederholung war der Favorit genau eine Sekunde langsamer als Eugster.

Philip Egli: «Ich hatte keine Bremsen und keinen Reifengrip mehr. Bei diesen Temperaturen kann man nicht gleich zwei schnelle Läufe hintereinander absolvieren. Ärgerlich, denn der abgebrochene Lauf wäre gut gewesen.»

Sportwagenpilot Lukas Eugster lag nach dem ersten Lauf vorne – und blieb es zur eigenen Überraschung.

Böse Überraschung für Philip Egli
Zum ersten Mal in seiner Karriere sah sich Lukas Eugster, vor zwei Jahren noch Zweiter in der Berg-Meisterschaft Junior, an der Spitze eines Tagesklassements. Im zweiten Durchgang erreichte der Sportwagenpilot seine erste Zeit nicht mehr ganz, während Egli mit einem sicheren zweiten Lauf noch auf 2’57,542 und so scheinbar doch noch zum Tagessieg kam.

Die böse Überraschung folgte beim Blick auf die Rangliste. Egli erhielt zehn Sekunden für einen angeblichen Torfehler aufgebrummt, den er nicht begangen hatte und dies per Video beweisen konnte. Leider verpasste er die Protestfrist, sodass er bei der Rennleitung kein Gehör mehr fand. Wenigstens blieben ihm der Klassensieg vor Denis Wolf im Formel Renault Caparo und die 20 SM-Punkte dafür.

Lukas Eugster und Philip Egli gratulierten sich nach dem nervenaufreibenden Duell. Dessen Ausgang ahnten sie noch nicht.

Unverhofft zum Tagessieg
Lukas Eugster kam so unverhofft zu seinem ersten Tagessieg, wenngleich er ihn nicht auf diese Weise erringen wollte. Aus diesem Grund betonte er auch bei der Siegerehrung sportlich fair, dass nicht er, sondern ein anderer ganz oben stehen sollte.

Lukas Eugster: «Es tut mir leid für Philip. So sind halt die Reglemente. Ich kann aber nichts dafür, daher nehme ich diesen Sieg trotzdem. Aber nun möchte ich am liebsten bei den letzten zwei Slaloms nach der Sommerpause beweisen, dass es auch ohne solche Eingriffe geht.»

Der Clou: Erst auf dem Heimweg erfuhr der Tagessieger, dass man auch ihm – nach Aushang der Resultatliste – noch einen Torfehler aufgebrummt hatte. Das Rennen in Chamblon hinterlässt also punkto Aufmerksamkeit der Streckenposten einen sehr faden Nachgeschmack.

Pyrrhussieg für Martin Bürki
Unbestritten war somit nur der dritte Gesamtrang von Michael Helm im Tatuus-Abarth F4, dies zum dritten Mal in Folge nach Bure und Romont. Sein Bruder Andreas lenkte den TracKing-Suzuki zum vierten Gesamtrang, bevor der erste Tourenwagenpilot folgte. Dieser hiess einmal mehr Christian Darani im Fiat X1/9 mit einer 2’11er-Zeit aus dem zweiten Lauf.

Schon nach dem ersten Durchgang lag der Tessiner bei den «Hüsliautos» vorne. Allerdings nur mit elf Hundertsteln Vorsprung auf Martin Bürki, obwohl dieser kurz vor dem Ziel auf den Teamkollegen Heinz Gfeller im Ford Fiesta aufgelaufen war. Aus nachvollziehbaren Gründen, siehe Egli, pochte Bürki nicht auf eine Laufwiederholung, sondern montierte für den zweiten Heat neue Reifen auf seinen VW Polo, um nach dem bereits sicheren Klassensieg in der E1-1600 Jagd auf die Tourenwagenbestzeit zu machen.

Martin Bürki am Limit: Der Titelverteidiger geht mit Einbezug der Klassenstärke als SM-Leader in die Sommerpause.

Leider löste sich nach halber Strecke das Aufpuffohr im Seitenschweller. Statt anzuhalten, setzte Bürki die Fahrt fort, verpasste wegen des durch den Defekt entstandenen Leistungsmangels seine vorherige Zeit und hat nun obendrein einen Brandschaden im Auto. Wie Egli kann er sich mit dem Klassensieg und den 20 SM-Punkten trösten.

Bürki, Egli und Thöni gehen als Leader in die Sommerpause
Als souveräner Sieger der N/ISN-1600 im Peugeot 106 GTi wurde auch Hanspeter Thöni mit vollen Punkten belohnt. So führen Bürki, Egli und Thöni die SM-Tabelle vor der dreimonatigen Sommerpause (bis Slalom Drognens am 22. September) gemeinsam an.

Ein toller Befreiungsschlag gelang derweil Vizemeister Manuel Santonsastaso. In Bure und Bière von seinem RCU-Kollegen Jürg Ochsner im Opel Kadett geschlagen, war der Thurgauer mit seinem BMW 320 E21 diesmal schon im ersten Lauf der klar Schnellere. «Santi» gewann damit nicht nur die Gruppe Interswiss, sondern lag im Gesamtklassement als drittbester Tourenwagenpilot auch drei Zehntel vor Danny Krieg im Audi A4 STW, dem Zweiten hinter Darani in der E1-2000.

Mit nun fünf bzw. zehn Punkten Rückstand auf das Leadertrio haben auch Darani und Santonastaso noch Chancen auf einen SM-Medaillenrang, müssen aber auf ein verpatztes Wochenende eines Spitzenreiters hoffen. Wie rasch das gehen kann, hat ja der Slalom Chamblon gezeigt.

gvi-timing.ch/documents/pdf/2019/chamblon/Scratch%20NAT.pdf

ecuriedunord.ch

 

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