Motorrad/GT: Berner Jubeltag in Übersee

AEGERTER UND NIEDERHAUSER FEIERN In Argentinien stellte Dominique Aegerter mit einem dritten Platz vorzeitig den WM-Titel in der Supersportklasse sicher. Stunden später liess sich Kantonskollege Patric Niederhauser als Indy-Sieger feiern.

Für Dominique Aegerter ist mit diesem Titelgewinn ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.

Das Sonntagsrennen im argentinischen San Juan war sein zweiter Matchball in seiner Mission, die Weltmeisterschaft für seriennahe Motorräder mit 600 ccm Hubraum so erfolgreich wie gewünscht abzuschliessen. Das Rennen vom Vortag beendete auf der für ihn neuen Strecke an fünfter Position.

Überwältigender Moment
Während sein letzter verbliebener Titelrivale Steven Odendaal aus Südafrika im zweiten Lauf auf der Strecke blieb, fuhr der Berner mit der Yamaha YZF R6 von Ten Kate Racing aus den Niederlanden zum dritten Rang.

So konnte der Schweizer den vorzeitigen Titelgewinn gleich auf dem Podium für die drei Besten des Rennens feiern. Danach rang der neue Supersport-Weltmeister mit den Worten.

Dominique Aegerter: «Die Gefühle, den ersten WM-Titel gewonnen zu haben, sind überwältigend. Es fällt mir immer noch schwer, das Ganze zu realisieren.»

Dank an alle
Dabei vergisst der charismatische Motorradprofi aus Rohrbach aber nicht, wem er diesen Erfolg zu verdanken hat.

Dominique Aegerter: «Ich freue mich riesig für das Team, meine Familie und Freunde, ohne deren Unterstützung ich nie an diesem Punkt angelangt wäre. Ich habe 25 Jahre meines Lebens auf diesen Tag hingearbeitet. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich vieles opfern müssen. Es waren nicht immer einfache Zeiten. Aber ich habe nie aufgegeben, an meinen Traum festzuhalten.»

Dominique Aegerter war mit der seriennahen Yamaha in vielen Rennen eine Klasse für sich.

Der dritte Weltmeister der Neuzeit
«Domi77» ist nach Tom Lüthi (Weltmeister 2005 in der 125er-Klasse) und Randy Krummenacher (Supersport-Champion 2019) erst der dritte Motorrad-Weltmeister der Neuzeit auf der Rundstrecke. 2013 und 2014 war Aegerter Fünfter in der Moto2, in der er 2014 als Sieger beim GP Deutschland den grössten Einzelerfolg feierte.

2021 entschied der 31-Jährige bisher zehn Rennen für sich und stand 14 Mal auf dem Podium. Die Saison wird in vier Wochen auf der neuen Rennstrecke in Lombok in Indonesien, beendet.

Fehlerfreie Topleistung
Vier Stunden später jubelte ein anderer Berner einige tausend Kilometer nördlicher an historischer Stätte. Mit den Deutschen Christopher Haase und Markus Winkelhock als Partner gewann Patric Niederhauser die 8 Stunden von Indianapolis. Das Rennen auf dem GP-Circuit im Indianapolis Motor Speedway zählte als zweiter Lauf zur Intercontinental GT Challenge 2021.

Das versierte Fahrertrio setzte sich mit dem Audi R8 LMS des französischen Teams Saintéloc durch, weil es Unfälle und Berührungen in den vielen kritischen Rennsituationen auf dem legendären Kurs konsequent vermieden hat. Auch eine Durchfahrtstrafe nach einem Boxenstopp, der wegen einer fehlerhaften Messung zu kurz ausgefallen war, hinderte die Piloten nicht am Sieg.

Patric Niederhauser und Christopher Haase mussten sich ohne Winkelhock aufs Indy-Podium stellen. Dies trübte ihre Freude jedoch nicht.

Niederhauser grösster Langstreckensieg
11,9 Sekunden betrug der Vorsprung auf den Mercedes-AMG mit dem Tessiner Raffaele Marciello, der jedoch unter italienischer Flagge fährt. Während Haase und Winkelhock für Audi bereits zahlreiche grosse Langstreckenrennen gewonnen haben, war es der erste Sieg dieser Art für Patric Niederhauser.

Zum Schluss wechselten sich nur noch Haase und Niederhauser im Cockpit ab, da Winkelhock mit seiner Partnerin Nachwuchs erwartet und mit Genehmigung des Veranstalters noch am Rennsonntag vorzeitig abgereist ist.

Pech für Nico Müllers Auto
Das Schwesterauto und damit auch Nico Müller verlor bereits kurz nach Rennbeginn unverschuldet alle Chancen auf ein gutes Ergebnis. Nachdem Robin Frijns von einem McLaren getroffen wurde, dessen Fahrer den Bremspunkt um Längen verpasst hatte, verlor er aufgrund der fälligen Reparatur vier Runden in der Box.

Weil danach keine guten Rundenzeiten mehr möglich waren, blieb dem Niederländer und seinen Audi Sport-Fahrerkollegen Nico Müller und Mattia Drudi am Ende nur Platz 12.

Haase vor Frijns in den beiden R8 LMS vom Audi Sport Team Saintéloc. Ihre Rennen verliefen unterschiedlich gut.

Klassensieg für Lucas Légeret
Dafür jubelte noch ein zweiter Schweizer. Lucas Légeret, der Franzose Aurélien Panis und der Belgier Nicolas Baert kamen als Privatteam in einem dritten Saintéloc-Audi inmitten starker Konkurrenz als Vierte ins Ziel.

Nur acht Sekunden fehlten ihnen zum Gesamtpodium. Dennoch standen sie am Ende bei einer separaten Zeremonie als Sieger der Silver-Cup-Wertung über vier direkte Gegner auf dem begehrten Podium von Indianapolis.

Nun winkt der Meistertitel
In der Markenwertung der Intercontinental GT Challenge hat Audi seinen Vorsprung vor Ferrari nun auf 40 Punkte vergrössert. Maximal 43 Punkte werden für den besten Hersteller bei den 9 Stunden von Kyalami (Südafrika) am 4. Dezember noch verteilt.

In der Fahrerwertung liegen die drei Indy-Sieger nun punktgleich mit dem Ferrari-Trio Ledogar/Nielsen/Pier Guidi an der Tabellenspitze. Beide Mannschaften haben bislang Punkte für einen Sieg und einen fünften Platz bei den 24 Stunden Spa bzw. in Indianapolis eingefahren.

domi77.com/de

intercontinentalgtchallenge.com

 

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