Chablais: Sieg für Carron – und den Sport

ENDLICH WIEDER ACTION Mit der Rallye du Chablais endete der lange Stillstand im Nationalen Automobilsport. Allein dies war ein Erfolg. Sportlich schwang Sébastien Carron im Skoda Fabia obenauf. Eine Bereicherung waren die neuen Alpine R-GT. Den grössten Applaus verdienten sich die Waadtländer Organisatoren mit Eric Jordan an der Spitze für ihren Mut, trotz der epidemiologisch […]

Sébastien Carron stieg vom VW Polo auf einen Skoda Fabia R5 um und liess einen Gegnern auf den asphaltierten und geschotterten Strassen rund um Aigle keine Chance (Foto: Rami Hänggi).

Den grössten Applaus verdienten sich die Waadtländer Organisatoren mit Eric Jordan an der Spitze für ihren Mut, trotz der epidemiologisch unsicheren Lage in der Schweiz an der Durchführung der 17. Rallye du Chablais festgehalten zu haben.

Dank eines strengen Covid-19-Protokolls wurde sie behördlich bewilligt, womit am Freitag eine fast 600-tägige Pause im Schweizer Rallyesport endete – felicitations!

Anfang mit Schrecken
Leider begann sie am Freitag mit drei Unfällen, sodass die Teams mit modernen Fahrzeugen nur je eine statt zwei Passagen auf den zwei Prüfungen der ersten Etappe auf Bestzeit absolvieren konnten.

Dem am Col de la Croix mit ihrem Citroën C2 R2 schwer verunglückten Paar Patrick Bagnoud und Yvelyse Renna wünschen wir an dieser Stelle rasch gute Besserung und vollständige Erholung!

Die Nummer 2 war im Chablais die klare Nummer 1. Ob Sébastien Carron auch um den SM-Titel fahren wird, ist unklar (Fotos: Peter Wyss).

Carron unantastbar
An der Hierarchie änderte sich nichts. Sébastien Carron und Beifahrer Lucien Revaz dominierten das Geschehen mit einem Skoda Fabia R5 nach Belieben. Nur in den letzten zwei von zehn gewerteten Prüfungen am frühen Samstagabend liess der Walliser seinem Kantons- und Markenkollegen Mike Coppens den Vortritt.

Diesem hatte er den Schneid schon am Freitag abgekauft. Das hatte seinen Grund.

Mike Coppens: «Ich mag diese autobahnähnlichen Prüfungen über den Col de la Croix und Tour d’Aï nicht. Dafür gab es am Samstag richtig schöne, typische Rallyestrecken. Aber richtig angreifen konnte ich Carron deswegen nicht mehr.»

Der erste SM-Laufsieg von Mike Coppens ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Ballinari noch nicht in Form
Nach 124,46 SP-Kilometern liefen Carron/Revaz in Aigle mit 37 Sekunden Vorsprung auf Coppens/Degout im Ziel ein. Mit 2:48,2 Minuten fiel der Rückstand des seit 2018 amtierenden Schweizermeisters Ivan Ballinari recht deutlich aus.

«Balli» platzierte sich nur auf der ersten gezeiteten SP2 am Col de la Croix vor Coppens. Dem entgegen der Startliste weiterhin mit einem Skoda statt VW Polo angetretenen Amag-Mitarbeiter aus Lugano schien die Übung zu fehlen.

Der Tessiner musste sich sogar lange gegen R5-Neuling Jo Michellod in einem weiteren Fabia wehren, der zeitweise auf Gesamtrang 3 lag. Der Junior-Schweizer-Meister von 2019 übte schon bei kleineren Rallyes im Ausland, bezahlte den Ehrgeiz aber mit einem Ausrutscher auf der von Schneeschmelze heimtückisch gewordenen SP Collombey–Muraz am Samstagmorgen. Aus dem Schneefeld war sein Auto nicht mehr zu befreien…

Olivier Gillet war der Beste der vier Alpine-Piloten, die sich untereinander nichts schenkten.

Schönes Alpine-Quartett
So rückte, nicht unverdient, Olivier Gillet mit der schnellsten der vier Alpine A 110 RGT auf den vierten Gesamtrang vor. Gillet gelangen sogar zwei drittbeste SP-Zeiten.

Auch Sergio Pinto, bisher mit einem Honda Civic Type R unterwegs, sowie zwei Franzosen gaben mit ihren Alpine kräftig Gas und waren eine echte Bereicherung.

Henny wie in alten Tagen
Eine ähnliche Rolle als Hecht im R5-Karpfenteich spielte Ex-Meister Cyril Henny in einem schon beinahe historischen Renault Clio S1600. Hinter Joël Rappaz im Ford Fiesta R5 und Klassenneuling Alain Blaser in einem Hyundai i20 R5 belegte Henny den siebten Gesamtrang.

Mangels Übung seit dem Rallye du Valais im Oktober 2019 kam Jean-Marc Salomon in seinem Fiesta R5 nicht über Gesamtrang 8 hinaus.

Cyril Henny trieb den alten Renault Clio S1600 beherzt um die Ecken. Wäre schön, ihn noch öfters in Aktion zu sehen.

Dramatik bei den Clio-Teams
Nach dem Unfall von Ismaël Vuistiner, passiert an der gleichen Stelle wie der von Michellod, gewann David Erard mit Copilotin Sarah Junod in einem der neuen Renault Clio Rallye 5 nicht nur die Junior-SM-Wertung, sondern auch in der Clio Swiss Trophy.

Sacha Althaus und Jérémie Toedtli stritten sich bis zum Schluss um den zweiten Rang, den Althaus mit der besseren Zeit in der letzten SP um sechs Zehntel für sich entschied.

David Erard gewann die Premiere der Clio Swiss Trophy mit dem neuen Rallye-5-Modell. Weil er noch nicht 28-jährig ist, entschied er auch die Junior-SM-Wertung für sich.

Triumph in einem Triumph
Mit 32 Teams stellte die Gruppe VHC das bisher grösste Feld bei einem Rallye-SM-Lauf. Entsprechend umstritten waren auch die einzelnen Positionen.

Nach technischen Problemen der schnellsten BMW M3 und Ford Escort RS triumphierte der Franzose Stéphane Poudrel in einem flott bewegten Triumph TR7.

Sein Sieg fiel mit 3:45 Minuten Vorsprung auf den am Ende schnellsten Schweizer Patrice Perche (Porsche 911 3.0) und fünf Minuten auf den Franzosen Pierre Vivier (BMW M3) deutlich aus.

Schon in drei Wochen geht die wiederbelebte Rallye-SM mit einem neu in den Kalender aufgenommen Lauf in Frankreich (Rallye des Bornes) weiter. Er wird für alle Neuland darstellen.

Nicht nur spektakulär, sondern auch schnell: Wenn Stéphane Poudrel im Triumph TR7 mit V8-Motor um die Ecken driftete, liess er zuweilen zwei Schwarze liegen.  (Foto: Rami Hänggi).

rdch.ch

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