Auto im Wasser – was nun?

Hochwasser, Starkregen oder Unfall: Wüssten Sie, was zu tun ist, wenn das Auto im Wasser landet und Sie eingeschlossen sind? Im Film rettet der Held die Eingeschlossenen in letzter Sekunde, doch wie sieht dies in der Realität aus? Der TCS hat es getestet und gibt Tipps.  

Ein Auto versinkt im Wasser – Horrorszenario! Der TCS und der ADAC testen, was es zu tun gibt, um dem Ertrinkungstod zu entrinnen. Fotos: ADAC

Es ist ein absolutes Schreckensszenario für jeden Autofahrenden: Das Auto gerät unter Wasser und man muss sich daraus befreien, um nicht zu ertrinken. Ein solches Szenario ist zwar zum Glück selten, aber durchaus realistisch. Durch die Zunahme extremer Wetterereignisse wie Hochwasser und Starkregen können Strassen innert kürzester Zeit überflutet und Autos fortgeschwemmt werden. Auch ohne, dass man schon ganz im Wasser versinkt, ist jeweils rasches Handeln nötig. Denn bei einem Verbrenner können schon 30 Zentimeter Wassertiefe zu einem Totalschaden führen, weil der Motor statt Luft plötzlich Wasser ansaugt und im wahrsten Sinne des Wortes absäuft.

Mit E-Auto und Verbrenner ab ins Wasser
Ab einer Wasserhöhe von 50 Zentimetern kann das Fahrzeug zudem aufschwimmen und lässt sich nicht mehr kontrollieren. Aus diesem Grund sollten überschwemmte Strassen oder Unterführungen nicht durchfahren werden. Gerät man mit seinem Auto ins Wasser sollte dieses innerhalb einer Minute durch die Seitenscheibe verlassen werden, weil es innerhalb von drei bis vier Minuten vollständig versinken kann. Der TCS hat in Zusammenarbeit mit dem deutschen ADAC extra zwei Autos mehrmals im Wasser versenkt. Dabei wurde untersucht, wie rasch diese Autos sinken, wie die Elektronik reagiert und wie schnell sich Insassen befreien können beziehungsweise müssen. Beim Test auf einem Bundeswehrgelände in Bayern (D) kamen mit dem Seat Exeo ein Verbrenner und mit dem Citroën ëC4 extra auch ein Elektroauto zum Einsatz.

Fensterheber funktioniert unter Wasser
Die beste und sicherste Option das Auto zu verlassen, ist der Ausstieg durch eine Seitenscheibe. Beim Citroën mit Elektroantrieb gelingt das dem Fahrer problemlos, da die elektrischen Fensterheber selbst im Wasser noch funktionieren. Rasch handeln ist dennoch Pflicht. Denn das E-Auto sinkt innerhalb von knapp drei Minuten unter die Wasseroberfläche. Dabei unterscheidet sich das Sinkverhalten nicht wesentlich von jenem eines Verbrenners. Der Taucher, der im Auto verblieb, bestätigt zudem, dass beim Test die Fensterheber auch ganz unter Wasser noch ihren Dienst tun. Die Batterie hält dem Wasserbad ebenfalls stand. Sie zeigte selbst nach der Bergung keine Auffälligkeiten bei der Temperatur und es besteht daher auch keine Gefahr eines Stromschlages.

Türe öffnen ist praktisch unmöglich
Beim Verbrenner Seat Exeo wurde von den TCS- und ADAC-Experten absichtlich simuliert, dass die elektrischen Fensterheber nicht funktionieren. Weil das Fahrzeug über doppelverglaste Scheiben verfügt, besteht auch keine Möglichkeit, die Scheibe einzuschlagen. So muss der Fahrende die Tür öffnen, was erst möglich ist, wenn der Druck des einströmenden Wassers nicht mehr so hoch und Druckausgleich erfolgt ist. Im Test lässt sich die Fahrertür daher erst nach 4 Minuten und 36 Sekunden öffnen! Zu diesem Zeitpunkt war der Kopf des Insassen bereits 1 Minute und 37 Sekunden unter Wasser. In einem Ernstfall wäre es aufgrund des Adrenalins, der Kälte und der körperlichen Anstrengung nicht möglich die Luft genügend lange anzuhalten. Einzige Option: Kurz nach der Landung im Wasser lässt sich die Türe möglicherweise noch öffnen. Dies würde das Auto allerdings in Schieflage bringen, was für weitere Insassen zusätzlich Gefahr bedeuten könnte.

Die Batterie des E-Autos hält dem Wasserbad stand und zeigt selbst nach der Bergung keine Auffälligkeiten bei der Temperatur. Es besteht daher auch keine Gefahr eines Stromschlages.

Schnell raus übers Seitenfenster
Getestet wurde ausserdem, wie praktikabel das Einschlagen einer einfach verglasten Scheibe ist. Es zeigte sich, dass eine Zerstörung der Scheibe mit Werkzeugen wie Nothammer oder Federkörner machbar ist. Mit Hilfsmitteln wie Autoschlüssel oder Gurtschlosszunge ist es – anders als in den Hollywood-Filmen – jedoch kaum möglich. Gerät ein Auto ins Wasser, sollte der Ausstieg daher in weniger als einer Minute erfolgen und die Fensterheber so früh wie möglich betätigt werden. Im Fall eines Unfalls muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Insassen unter Schock stehen und das Wasser deutlich kälter sein kann als im Test. Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren, nicht unnötige Kraft zu verschwenden und zu versuchen, die Türe zu öffnen, sondern innerhalb der ersten Minute nach der Wasserung das Auto über ein Seitenfenster zu verlassen.

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