Walter Brun: «Schnelles Fahren verlernt man nie» 🎥

TESTFAHRT Mit einem Gruppe-C-Porsche in Hockenheim zeigte Walter Brun, was er als Rennfahrer mit 80 Jahren noch draufhat. Im Interview schildert der frühere Teamweltmeister seine Eindrücke.

 

Er war eine der schillerndsten Figuren aus der Schweiz – und er durfte als Fahrer wie als Teamchef grosse Erfolge feiern. Walter Brun, der für alle einfach «der Walti» ist, sorgte von den 1970er- bis in die frühen 90er-Jahre auf und neben den Rennstrecken für Schlagzeilen.

Illustre Karriere als Rennfahrer und Teamchef
1971 war der aus dem Entlebuch im Kanton Luzern stammende Geschäftsmann Europa-Bergmeister auf einem BMW 2800 CS vom Team Schnitzer, danach erzielte er Podestplätze in der legendären DRM, ehe er sich mit dem eigenen Team Brun Motorsport der Gruppe C zuwendete und dort für Furore sorgte. Höhepunkt war 1986 der Gewinn der Team-Weltmeisterschaft. Mit Bruns Porsche 962C siegten berühmte Rennfahrer wie der unvergessene Stefan Bellof, Hans-Joachim Stuck und der dreifache GP-Sieger Thierry Boutsen.

Von 1989 bis 1991 war Brun auch mit einem eigenen Team in der Formel 1 präsent, was jedoch mit einem sportlichen und finanziellen Desaster endete. Die komplette sportliche Geschichte von Walter Brun und seinem Team erschien übrigens unlängst in einem fast 1000-seitigen Monumentalwerk „Brun Motorsport 1966-1991“

Testfahrt in Hockenheim als Hommage
Dank seines unbändigen Willens und seiner anhaltenden Energie konnte Brun in den Jahren nach dem Ruin alle Schulden begleichen und einige Zeit später sogar wieder selbst als Rennfahrer auf verschiedenen GT-Fahrzeugen in Le Mans und im ADAC GT Masters antreten. 2009 bestritt Walti seine letzten Rennen – den Spass am schnellen Autofahren hat er aber auch mit 80 Jahren noch nicht verloren, wie er dies in der vergangenen Woche in Hockenheim bewies.

Anlässlich zweier Track Days in Hockenheim durfte sich der Luzerner in einen Porsche 962C aus dem Besitz von autobau-Gründer Fredy Lienhard setzen. Dieses Auto war bei den 24 Stunden von Le Mans 1990 im Team Trust Engineering im Einsatz. Vorbereitung und Einsatz in Hockenheim lagen in den bewährten Händen von Horag Hotz Racing aus Sulgen.

Fredy Lienhard: «Die Autos aus dem autobau sind zum Fahren da. Das gehört zur Philosophie unserer Firma. Ich habe auch Freude, wenn Walti fährt. Es ist für mich eine Hommage an ihn. Er hat Geschichte geschrieben, nie aufgegeben und in schwierigsten Zeiten seine Verpflichtungen erfüllt.»

Wiedersehen macht Freude
Schon einige Wochen zuvor durfte sich der unermüdliche Schweizer, der als Gastronom erfolgreich das Restaurant Allmendhuisli in Stans betreibt, in Le Castellet ans Steuer eines ehemaligen Brun-Porsche aus deutschem Privatbesitz setzen. Der irritierende Streckenverlauf behagte ihm aber nicht, und so kam Brun erst im vertrauten Badischen Motodrom so richtig in Fahrt. Dass er dort auch Leute wie den früheren Porsche-Rennleiter Manfred Jantke oder die Indy-Pilotin und Porsche-Werksfahrerin Simona de Silvestro traf (untere Galerie links), rundete für Brun das Erlebnis ab.

Video mit Interview und Fahrszenen
Was Walti bei seinen schnellen Runden empfand, erzählt er im Video-Interview mit dem Autor. Den Film drehte und schnitt der frühere Audi-Werksfahrer und dreifache Le Mans-Sieger Marco Werner, der heutzutage Erfolge mit historischen Rennfahrzeugen feiert und sich daneben aus Leidenschaft als Videojournalist betätigt. Seit mehr als 20 Jahren lebt er in Ermatingen am Bodensee und wird bald das Schweizer Bürgerrecht erhalten.

Fotos: Peter Wyss

brun-motorsport.com

autobau.ch

marco-werner.de

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