Weekend-Tipp: Bergrennen Ayent–Anzère

VIERTER LAUF ZUR BERG-SM Das höchstgelegene Bergrennen in der Schweiz zählt zu allen Meisterschaften und weist ein dementsprechend grosses Fahrerfeld auf. Die Feriendestination Anzère ist auch wegen der Ambiance eine Wochenendreise wert. Rund 250 Fahrer sind für die 43. Austragung des Bergrennens Ayent–Anzère eingeschrieben. Es zählt nicht nur als vierter Lauf zur Schweizer Berg-Meisterschaft und […]

Speziell ist die Talfahrt an den Start. Teams wie Steiner Motorsport begleiten ihren Fahrer für alle Fälle. Doch diesmal muss Marcel Steiner den LobArt gegen den alten Martini tauschen (Foto: Peter Wyss).

Rund 250 Fahrer sind für die 43. Austragung des Bergrennens Ayent–Anzère eingeschrieben. Es zählt nicht nur als vierter Lauf zur Schweizer Berg-Meisterschaft und zum Berg-Pokal, sondern auch zur Junior-SM, zum Renault Clio Classic Cup und zur Interswiss Trophy.

Einzigartig ist nicht nur die alpine Region, sondern auch die Infrastruktur. Das Fahrerlager befindet sich auf drei weit auseinanderliegenden Plätzen verteilt in Anzère, dem mit 1500 m höchstgelegenen Zielort der acht Schweizer Bergrennen.

Rückführungen gibt es also vor dem Start und nicht nach Ende eines Durchgangs. Bei wechselhafter Witterung, wie sie am kommenden Wochenende zu erwarten ist, kommt dies vielfach einem Reifenpoker gleich. Am Start in Ayent entstehen durch die Rennunterbrüche manchmal lange Wartezeiten, während denen sich die Wetterlage ändern kann.

Eric Berguerand steht zu Recht im Mittelpunkt der Affiche für 2018 – aber Reto Meisels Mercedes kriegten nur die Zuschauer in Reitnau zu sehen.

Feuerwehrübungen der Favoriten
Vor einmal Jahr lebte das Rennen vom Duell zwischen Meister Marcel Steiner und Lokalmatador Eric Berguerand. Beide starten heuer aber unter besonderen Vorzeichen.

Wie berichtet, muss der Berner auf seinen bald historischen Martini Mk77 zurückgreifen, da der Motorschaden am LobArt noch nicht behoben ist. Mit dem französischen Sportwagen mit dem sonoren BMW-Sechszylindermotor erzielte Steiner 2010 seinen ersten von bisher vier Tagessiegen in Anzère, damals über die F3000-Piloten Riva und Dufaux.

Das fahrerische und technische Niveau in der Schweizer Berg-Meisterschaft ist seither gestiegen. Daher muss sich der vierfache Meister strecken, um Eric Berguerand, Thomas Amweg und Robin Faustini in ihren Dreiliter-V8-Rennwagen Paroli zu bieten.

Unmöglich ist es nicht, den einen oder anderen zu schlagen. Amweg und Berguerand müssen ihre Lolas zuerst mal richtig zum Laufen bringen. Beide glauben, dass sie dies beim vierten SM-Lauf endlich schaffen.

Und Faustini braucht mit dem neu angeschafften Reynard K01 noch Übung, um gerade in Anzère an seine Vorjahresleistung mit dem Reynard 92D (Gesamtdritter) anzuknüpfen.

Joël Grand kehrt mit einem eigenen Tatuus Formula Master an den Berg zurück.

Rückkehr von Joël Grand
Spannung verspricht auch das Rennen in der Zweiliterklasse. Nachdem er bisher nur in den Teilnehmerlisten erschien, meldet sich Joël Grand auch auf der Piste zurück.

Sein letztes Rennen bestritt der Walliser Mitte September 2017 in Les Paccots, wo er im Regen überraschend den Tagessieg eroberte. Damals allerdings mit einem von Bossy Racing präparierten Tatuus-Honda. Mittlerweile hat sich Grand selbst einen originalen Formula Master gekauft, den aber weiterhin Roland Bossy für ihn einsetzt.

Bei Testfahrten hat sich Grand diese Woche auf dem Anneau du Rhin mit seinem neuen Auto vertraut gemacht.

Joel Grand: „Ich beginne praktisch wieder bei null. Ich muss mich an dieses originale Auto gewöhnen und das Setup erarbeiten. Ich hoffe ich kann mich mit Balmer und Maurer messen – aber ich trete ja nicht an, um Dritter zu werden…“

Im Gegensatz zu Grand, der vor allen drei in Anzère schon der Schnellste in der E2-SS-2000 war (1’36,137 auf dem Weg zum Klassensieg 2016), sind Christian Balmer und Marcel Maurer schon richtig im Schuss. Balmer führt die Tabelle (noch) punktgleich mit Steiner an und Maurer feierte am 8. Juli in Massongex einen überraschenden Tagessieg.

Die Natürtribünen in Anzère bieten den Zuschauern wunderbare und nahe Sicht auf die letzte Kurvenkombination vor dem Ziel.

Bratschi oder Schnellmann?
Bis auf Reto Meisel und Bruno Ianniello ist die komplette Tourenwagenelite im Wallis am Start. Bezeichnenderweise hält Meisel mit dem Mercedes SLK340 seit dem Vorjahr den absoluten Tourenwagenrekord und Ianniello mit seinem Lancia Delta S4 schon seit 2001 (!) jenen in der Gruppe IS.

Beide Rekorde könnten fallen. Ronnie Bratschi war schon vor zwei Jahren nahe an Meisels E1-Rekord (den dieser 2017 nochmals verbesserte), mittlerweile ist sein Mitsubishi Evo VIII deutlich optimiert. Auch Vorjahressieger Roger Schnellmann zeigte sich mit seinem PS-Monster schon gut in Form. Einer von beiden dürfte in Anzère gewinnen, wenn die Technik hält.

Durch seinen Getriebeschaden in Massongex hiess der Sieger in der Gruppe IS erstmals seit zwei Jahren nicht Frédéric Neff (Josef Koch 2016 in Reitnau), womit der Titelverteidiger auch gleich die Tabellenführung an Bratschi verlor. Läuft sein Porsche GT3-R wieder einwandfrei, könnte Neff einen weiteren IS-Rekord an sich reissen.

Aber wie gesagt – vieles hängt auch von den äusseren Bedingungen ab. Diese können ein Rennen mehr beeinflussen als die Technik.

ayent-anzere.ch

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