Oberhallau: Marcel Steiner vor dem Titel

SIEGE FÜR DIE SM-FAVORITEN Nach dem fünften Saisonsieg beim Bergrennen Oberhallau steht Marcel Steiner vor dem fünften SM-Titel. Durch den Ausfall von Eric Berguerand war Rückkehrer Joël Volluz sein härtester Gegner. Ronnie Bratschi siegte bei den Tourenwagen in Rekordzeit. Das Beste war nicht einer der vielen Klassenrekorde, sondern die vom Verein Bergrennen Oberhallau top organisierte […]

Sie machten nach dem Berguerands Ausfall die Podestplätze unter sich aus: Joël Volluz, Marcel Steiner und Christoph Lampert (Fotos: Peter Wyss).

Das Beste war nicht einer der vielen Klassenrekorde, sondern die vom Verein Bergrennen Oberhallau top organisierte Veranstaltung selbst. Ein Jahr nach dem tödlichen Unfall von Martin Wittwer verlief das beliebte Rennen bei Sonnenschein und vor insgesamt rund 14’500 Zuschauern bis auf ein paar Unfälle mit mehr oder weniger grossem Materialschaden reibungslos und speditiv. In die Schweizer Berg-Meisterschaft ist nach dem Schreckensjahr 2017 Ruhe und Freude am Sport eingekehrt.

Besonders gross sie bei Marcel Steiner. Beim sechsten SM-Lauf wurde der Titelverteidiger nicht nur von dem zuletzt in St-Ursanne abwesenden Eric Berguerand geprüft, sondern auch von Rückkehrer Joël Volluz und dem Vorarlberger Christoph Lampert, beide auf Osella FA30.

Mit einem solch verschalten Rennwagen errang Steiner seine ersten drei Titel 2010, 2011 und 2012  – nun kommt nach 2017 wohl bald der zweite mit dem LobArt-Mugen-V8-Sportwagen hinzu.

Eric Berguerand hatte in Oberhallau nichts zu lachen, Probleme mit dem Motor oder der Elektronik vereitelten ein Resultat.

Alles lief für Marcel Steiner und gegen Eric Berguerand
Am Samstag bei wechselhafter Witterung erzielte Eric Berguerand im Lola FA99 im ersten Trainingslauf gleich die Tagesbestzeit. Dieser näherte sich Steiner im dritten Training um 18 Hundertstel, Lampert um 1,16 und Volluz um 1,80 Sekunden.

Am Renntag brachte der Walliser den potenten AC Cosworth-V8-Motor aber erst für den zweiten der drei Rennläufe zum Laufen. Obwohl er nicht einwandfrei funktionierte, war Berguerand nur rund 1,5 Sekunden langsamer als Steiner, der mit 1:09,19 die schnellste Laufzeit des Tages erzielte.

Damit verdrängte der Meister den anfänglich führenden Volluz auf den zweiten Platz. Vor fünf Wochen in Anzère noch Tagessieger in Rekordzeit, lud Berguerand auf, sodass der dritte Lauf die Entscheidung zwischen Steiner, Volluz und Lampert bringen musste.

Gelungenes Comeback: Joël Volluz mit seinem eigens wieder aufgebauten Osella an jener Stelle, an der Martin Wittwer 2017 tödlich verunglückte und Kerzen flackerten.

Gelungenes Comeback von Joël Volluz
Das Trio erreichte seine zuvor gesetzten Bestzeiten aber nicht mehr, womit es bei dieser Reihenfolge blieb.

Marcel Steiner: „Mein Poker mit den neuen Reifen für den zweiten Lauf ist aufgegangen. Aber ich wäre gerne eine Zeit unter 1’09 gefahren.“

Nötig war dies nicht, in der Addition der beiden besseren Zeiten siegte Steiner mit 99 Hundertstel Vorsprung auf Volluz und 1,13 Sekunden auf Lampert. Dem 27-jährigen Walliser war die Zufriedenheit und Erleichterung nach dem ersten Rennen seit dem schweren Unfall vor zwei Jahren anzusehen.

Joël Volluz: „Mir ging es hier nicht primär um Zeiten, sondern um das Gespür für das Auto und die Geschwindigkeit. Das klappte schon bei den Demofahrten in Les Rangiers gut, und das ist nun die Bestätigung. Es macht mir wieder enorm viel Spass.“

Am Gurnigel wird Volluz leider nicht am Start sein, erst eine Woche später in Châtel-St-Denis–Les Paccots wieder, wo er noch den Streckenrekord hält. Zur Sicherstellung des Titels reicht Steiner ein zehnter Rang, mit dem er sich beim Heimrennen am 9. September am Gurnigel aber sicher nicht begnügen wird.

Simon Hugentoblers erstes Rennen mit einem Osella PA30 entlang in den Oberhallauer Rebbergen verlief zufriedenstellend.

Wer wird Vizemeister bei den Rennsportwagen?
Völlig offen ist hingegen der Vizemeistertitel, für den nach dem Ausfall von Berguerand nun Robin Faustini prädestiniert ist. Der 20-jährige Aargauer schimpfte zwar über alte Reifen, die keinen Grip boten, weil er die bestellten neuen Reifensätze nicht erhielt.

Die beiden Zweiliterpiloten Christian Balmer und Marcel Maurer konnte er mit dem Reynard-Mugen K01 trotzdem hinter sich lassen – nicht jedoch seinen Papa Simon Hugentobler, der mit dem Osella PA30 zum vierten Gesamtrang und Platz 2 bei den Sportwagen hinter Steiner fuhr.

Bratschi unterbietet den vierten Meisel-Rekord in dieser Saison
Bei den Tourenwagen war Ronnie Bratschi mit seinem Mitsubishi einmal mehr eine Klasse für sich. Der Altdorfer verbesserte schon im ersten Lauf den von Reto Meisel im Mercedes SLK340 seit 2016 gehaltenen Tourenwagen- und E1-Rekord um 13 Hundertstel auf 1’16,19 – sein vierter Rekord in der laufenden Saison!

Am Nachmittag blieb der Innerschweizer nur drei Zehntel über seiner Vorgabe. Im dritten Durchgang rollte er kurz nach dem Start aus, doch reichte es locker zum Tourenwagensieg und siebten Gesamtrang.

Ronnie Bratschi: „Ich musste am Morgen gleich mit neuen Reifen eine Topzeit setzen, solange es kühler war. Dass ich so weit runterkam, hätte ich aber nicht gedacht.“

Bratschi befürchtete nicht nur einen Angriff von Roger Schnellmann, der aber sieben Zehntel über seinem letztjährigen Klassenrekord blieb. Die fünfwöchige Rennpause seit Anzère (Bratschi fuhr seither schon drei weitere Bergrennen) und die berufliche Belastung (Ausbildung zum Fahrlehrer) spürte Schnellmann. Sein einziges Saisonziel ist die Qualifikation fürs FIA Hill Climb Masters im Oktober in Italien.

Roger Schnellmann bestreitet 2018 aus beruflichen Gründen nur vereinzelte Rennen mit seinem Mitsubishi-Monster. Wegen fehlender Übung hat er gegen Vielfahrer Bratschi einen schweren Stand.

Auch lag ein Streckenrekord von Andy Feigenwinter mit dem Lotus Exige in der SuperSerie Competition in der Luft. Der Baselbieter verpasste diesen im zweiten Lauf aber um fünf Hundertstel und somit auch die zwei Zusatzpunkte.

Weil Feigenwinter den zunächst führenden Robert Wicki im Mitsubishi Evo RS2 danach klar zu distanzieren vermochte, bleibt er Bratschi mit nun sechs Gruppensiegen im Titelrennen auf den Fersen.

Dasselbe trifft auf Frédéric Neff zu, der mit dem Porsche 996 GT3 R für die Markenkollegen Sawatzki, Thöny und Jenni mit ihren zahmeren GT3-Cup-Autos unerreichbar und scheinbar nur noch von der Defekthexe zu stoppen ist.

Die Spannung in der Tourenwagen-Meisterschaft bleibt wohl also bis zum Finale am 16. September in Les Paccots erhalten.

www.bergrennen-oberhallau.ch

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