Massongex: Maurer nutzt die grosse Chance

FAVORITENSTERBEN Das Bergrennen Massongex nahm einen überraschenden Ausgang. Nach dem technischen Ausfall der Favoriten Steiner und Berguerand machten Marcel Maurer und Christian Balmer in Zweiliter-Rennwagen den Tagessieg unter sich aus. Von den Fahrern mit grossen, schnell bewegten Rennsportwagen liessen sich nur Marcel Steiner und Eric Berguerand in Massongex blicken. Für beide war der äusserst schwach […]

Marcel Maurer steigerte sich am Steuer seines Tatuus-Renault Midland von Lauf zu Lauf und lag am Ende an der Spitze des Gesamtklassements (Fotos: Ramon Hänggi).

Von den Fahrern mit grossen, schnell bewegten Rennsportwagen liessen sich nur Marcel Steiner und Eric Berguerand in Massongex blicken. Für beide war der äusserst schwach besetzte dritte Lauf zur Schweizer Berg-Meisterschaft, der 2015 letztmals stattfand, schon am Samstag zu Ende.

Hatte es Berguerand vor Wochenfrist auf dem letzten Drücker geschafft, seinen Lola-Cosworth in Reitnau zum Laufen zu bringen, liess ihn die Technik beim Heimrennen wieder im Stich.

Eric Berguerand: „Beim Test am Donnerstag funktionierte der Motor. Als ich hier zum ersten Training antreten wollte, brach der Anlasser. Wir fuhren danach nach Hause und bauten einen anderen Anlasser ein. Auch dieser ging am Sonntagmorgen kaputt. Nun hoffen wir, den Motor bis Anzère endlich sauber zum Laufen zu bringen.“

Motorschaden bei Marcel Steiner
Marcel Steiner war so mit seinem LobArt-Sportwagen wie schon beim Saisonstart in Hemberg der einsame Favorit. Den bereitliegenden dritten Tagessieg in Folge machte jedoch ein Motorschaden im dritten Trainingslauf zunichte.

Das Team von Steiner Motorsport packte danach zusammen und begann schon am Sonntag in Oberdiessbach mit der grossen Zerlegung des Mugen-V8-Triebwerks.

Marcel Steiner: „Zum Glück ist kein kapitaler Motorschaden entstanden, da ich das Auto sofort abgestellt hatte. Aber das Beschaffen von Ersatzteilen ist für diese Motoren aufwändig, da es sie nicht ab Stange gibt. Ich hoffe, wir schaffen die Reparatur bis Anzère.“

Mit diesem grossen Erfolg hatte Marcel Maurer nicht im Traum gerechnet.

Die Stunde der Zweiliterpiloten
Da ausser dem Walliser Bovier auf einem zu langsamen Osella-BMW kein weiterer Konkurrent mit einem grossen Rennsportwagen am Start war, rückten Christian Balmer und Marcel Maurer mit ihren Zweiliter-Rennwagen in die unerwartete Favoritenrolle.

Mit den fünf deutlich besseren Trainingszeiten schien der Vorteil klar bei Balmer im Tatuus-Honda FM. Der Schweizer Bergmeister von 2007 kannte die 3150 Meter lange Strecke von Massongex nach Vérossaz in Gegensatz zu Neuling Maurer bestens. Doch es kam anders…

Belohnung für stetige Steigerung
Lag Balmer nach dem ersten Rennlauf nur noch 82 Tausendstel vor dem jüngeren Berner Kantonskollegen, gelang diesem im zweiten Durchgang mit 1’54,838 die Tagesbestzeit. Damit schob sich Maurer im Tatuus-Renault Midland an die Spitze des Klassements, die er mit einem nur weniger langsameren dritten Lauf erfolgreich verteidigte.

Damit war der überraschende Tagessieg von Marcel Maurer perfekt, der zuvor am Berg noch nie die Klasse gewinnen konnte. Seine Stärke bei Slaloms zahlte sich auf dieser speziellen Strecke mit schnellen Passagen im unteren und ein paar engen Kurven im oberen Teil offensichtlich aus.

Marcel Maurer: „Ich hatte nicht damit gerechnet, in die Nähe von Balmer zu kommen. Ich konnte mich aber von Lauf zu Lauf steigern und an die sehr anspruchsvolle Strecke gewöhnen. Mir ist klar, dass dies nie passiert wäre, wenn Steiner und Bergus nicht technische Probleme gehabt hätten. Aber das sind Chancen, die sich für unsere kleineren Autos bieten. Einen Balmer im Formula Master zu bezwingen, macht mich und das ganze Team, dem ein Riesendank gebührt, stolz und glücklich.“

In der Berg-Meisterschaft der Rennsportwagen liegen nun Balmer und Steiner mit je 54 Punkten an der Tabellenspitze vor Maurer mit 51 Zählern. Steiner muss nun allerdings kein Resultat mehr in Abzug bringen. Und Berguerand ist mit zwei Nullern aus dem Titelrennen, da er auch in St-Ursanne nicht fahren wird.

Trotz Probleme mit der Kupplung seines Mitsubishi fuhr Ronnie Bratschi zum tourenwagensieg in rekordzeit und damit zur Meisterschaftsführung.

Bratschi übernimmt die Tabellenführung
Überraschung auch bei den Tourenwagen. Die einzigen echten Gegner von Ronnie Bratschi in der Gruppe E1 waren Thomas Kessler (beide Mitsubishi Evo VIII) und Romeo Nüssli im Ford Escort Cosworth. Der Urner hatte sie beide sicher im Griff, haderte jedoch weiterhin mit der Technik seines Autos.

Weil die Kupplung Sorgen machte, bestritt Bratschi nur zwei Rennläufe. Diese reichten in der Addition zum dritten Gesamtrang vor Kessler und David Papagna im 1400er-Gloria-Sportprototyp. Mit seiner zweiten Laufzeit in 1’55,745 realisierte er einen neuen Tourenwagenrekord und war dabei weniger als eine Sekunde langsamer als Maurer.

Ronnie Bratschi: „Die Strecke macht an sich Spass, ist aber materialmordend. Wenn die Kupplung gehalten hätte, hätte ich wohl ein Wort um den Tagessieg mitgeredet. Aber wichtiger waren mir der neue E1-Rekord und die vollen Punkte für die Meisterschaft.“

In dieser Beziehung machte der zweifache FIA Hill Climb Champion einen wichtigen Schritt – und zwar nach ganz vorne. Der bisherige SM-Leader Frédéric Neff musste seinen Porsche GT3 R nämlich wegen eines Getriebeschadens im Training aufladen.

Nur die beiden bärenstarken Mitsubishi von Bratschi und Kessler waren bei den Tourenwagen schneller als Patrick Flammer im Opel Astra TCR.

Flammer Drittschnellster im TCR-Asta
Wie für Steiner beginnt nun für den Titelverteidiger bei den Tourenwagen ein Rennen gegen die Zeit, um das Auto für das nächste Bergrennen in Anzère (21./22. Juli) wieder bereit zu haben.

Durch den Nuller ist Neff mit seinen 54 Punkten aus den beiden IS-Rekordsiegen in Hemberg und Reitnau an die dritte Position hinter Bratschi (71) und Andy Feigenwinter (62,5) zurückgefallen.

Feigenwinter dominierte die Gruppe SuperSerie mit seinem Lotus Exige 430 Cup praktisch konkurrenzlos, erhielt diesmal mangels ausreichender Gegner aber nur halbe Punkte.

Nicht relevant für die Meisterschaft, aber erwähnenswert ist die sensationelle Leistung von Patrick Flammer. Der Glarner war mit dem Opel Astra TCR der drittschnellste Tourenwagenpilot überhaupt, noch vor Nüssli im doppelt so starken Allad-Cossie.

Seine Angriffslust bezahlte Flammer mit einem Karosserieschaden im dritten Lauf, doch reichten die beiden anderen Zeiten zum TCR-Sieg vor dem bisher zweimal siegreichen Michel Zemp im Cupra.

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