Interlaken: Philip Egli behält die Oberhand

ZWEITER SIEG IN SECHS TAGEN Philip Egli und Yves Hängärtner lieferten sich beim Slalom Interlaken einen spannenden Kampf um den Tagessieg. Am Ende entschieden elf Hundertstel für Egli. Bei den Tourenwagen erzielten Meister Martin Bürki und Lotus-Fahrer Dino Wintsch Wahnsinnszeiten. Besserer Slalomsport wie am Samstag im Interlaken lässt sich nicht bieten. Praktisch fünf Rennwagenpiloten kamen […]

Die top Vier in Interlaken (von links): Christian Balmer, Tagessieger Philip Egli, Yves Hängärtner und Marcel Maurer.

Besserer Slalomsport wie am Samstag im Interlaken lässt sich nicht bieten. Praktisch fünf Rennwagenpiloten kamen für den Tagessieg beim 22. Nationalen Slalom des ACS Bern auf dem Flugplatz im Berner Oberland in Frage. Zwei machten ihn schliesslich unter sich aus.

An gleicher Stätte, wo Yves Hängärtner vor einem Jahr und drei Wochen kam, sah und siegte, kehrte er nach rund zehnmonatiger Pause mit einem anderen Tatuus-Honda Formel Masters ins Geschehen zurück – und wie.

Mit 2’12,00 auf dem 4,24 km langen Parcours mit 66 Toren markierte der Bieler im Training knapp die Bestzeit vor Philip Egli in 2’12,14. Marcel Maurer lag als Dritter schon mehr als 1,5 Sekunden zurück, Christian Balmer und Jean-Marc Salomon mit ihren Tatuus-Honda FM noch mehr.

Nach dem Training und dem ersten Lauf lag Yves Hängärtner vorne – doch am Ende war Philip Egli um elf Hundertstel schneller (Foto: Jürg Kaufmann),

Eglis dritter Tagessieg in Interlaken
Im ersten Rennlauf bestätigte sich diese Hierarchie. Hängärtner lag 44 Hundertstel vor Egli, wobei beide über ihren Trainingsbestzeiten blieben. Für den zweiten Durchgang montierte Egli einen gesäuberten Satz gebrauchter Slicks, während Hängärtner die Fahrt mit den bereits strapazierten Gummis fortsetzte.

Ob dies den Ausschlag gab, war ungewiss. „Psychologisch war es sicher ein Vorteil“, glaubt Egli, der Hängärtners Vorlage von 2’11,90 um elf Hundertstel unterbot. Somit feierte der im Aargau heimische Glarner seinen zweiten Tagessieg innert sechs Tagen, den dritten in Interlaken nach 2014 und 2016. Egli: „Ich wusste, dass man eine 2’11er-Zeit für den Sieg fahren muss.“

Yves Hängärtner konnte die knappe Niederlage zunächst kaum fassen – aus gutem Grund.

Yves Hängärtner: „In der ersten Hälfte hatte ich so viele Patzer, dass ich ans Aufgeben dachte. Der zweite Streckenteil muss dann brutal schnell gewesen sein… Naja, Philip kann die Meisterschaftspunkte gebrauchen.“

Marcel Maurer schien mit seinem Tatuus-Renault Midland mit 2’13er-Zeiten am Limit. „Die Reifen sind wohl zu weich. Es schiebt überall“, klagte der Berner. Immerhin war er am Ende positiv überrascht, dass er trotz Aussagen von Beobachtern am Streckenrand doch keinen Torfehler begangen hatte.

So behielt Maurer den dritten Gesamtrang knapp vor Balmer, der hier nur für die Bergrennen geübt hatte, und klar vor Salomon. Jeremy Noirat (TracKing), Lukas Eugster als bester Formel-Renault-Pilot und Daniel Mauerhofer im Norma-Honda-Sportwagen belegten die nächsten Plätze.

Zu Martin Bürki fallen einem bald keine Worte mehr ein – in Interlaken übertraf er sich mit dem VW Polo 1600 selbst (Foto: Jürg Kaufmann).

Furioser Martin Bürki
Nicht minder spannend verlief der Kampf um die Bestzeiten bei den Tourenwagen. Anders als in Frauenfeld (Sieger im Porsche Slalom Cup) mischte sich Patrick Drack mit seinem 997 GT3 Cup in Interlaken in der Gruppe E1 ein.

Die Trainingsbestzeit sämtlicher Tourenwagen und GT (2’26,99) vermochte er zwar nicht ganz zu bestätigen (Disqualifikation in Lauf 1, 2’27,93 in Lauf 2), er gewann aber die Klasse E1 über drei Liter. Albin Mächler, der mit dem schwereren BMW M2 nach dem ersten Lauf noch die Oberhand hatte, musste sich mit Rang 2 begnügen. Seine Leistungen sind trotzdem immer erstaunlich.

Frauenfeld-Sieger Simon Wüthrich blieb im ersten Rennlauf mit dem VW Golf Turbo 4×4 fast drei Sekunden über seiner Trainingsbestzeit, der zweitbesten überhaupt. Daher fehlte ihm danach der Glaube an die Richtigkeit der Zeitnahme. Auf den zweiten Versuch verzichtete er wegen Motorproblemen.

Ihnen allen stahl Martin Bürki im zweiten Lauf die Show. Nachdem er im ersten Durchgang den 1600er-Klassensieg vor Sylvain Chariatte (VW Golf) und die 20 Punkte praktisch auf sicher hatte, zog er mit neuen Vorderreifen am VW Polo im zweiten Lauf alle Register und knallte mit 2’27,79 die absolute Tourenwagen-Bestzeit auf den Asphalt. Eine weitere Machtdemonstration des fünffachen Slalom-Meisters.

Martin Bürki: „Diese Zeit ist sensationell. Ich nahm mir 2’29 vor und habe angegriffen. Doch damit habe ich nicht gerechnet. Mit diesem Auto bin ich damit am Anschlag.“

Damit könnte er zum Einkaufen fahren: Dino Wintsch erzielte mit dem serienmässigen Lotus Exige die siebtbeste Tourenwagenzeit (Foto: Jürg Kaufmann).

Dino Wintsch lotet das Potenzial des Lotus Exige aus
Bei den E1-Zweilitern führte zunächst überraschend Patrick Flammer im Suzuki Swift Evo, doch stellte Danny Krieg mit einem schnelleren zweiten Lauf die Rangordnung wieder her. Ruedi Fuhrer (Honda CRX) wurde in der teilnehmerstärksten Klasse guter Dritter.

In der Klasse bis 2,5 Liter gelang René Köchli im Honda Civic RK3 im zweiten Lauf die drittbeste Zeit überhaupt hinter Bürki und Drack. Martin Oliver Bürki schied mit qualmendem BMW M3 E33 im ersten Heat aus, sodass Christoph Zwahlen im Opel Kadett sicherer Zweiter werden konnte.

In der Gruppe IS war Bruno Sawatzki (Porsche 997 GT3 Cup) der klar Schnellste, Frauenfeld-Sieger Manuel Santonastaso im BMW 320 vor Sergio Kuhn im Peugeot 206 bei den Zweilitern.

Ein Husarenstück à la Bürki gelang Dino Wintsch in der SuperSerie, die für die Meisterschaft infolge der geringen Klassenstärke irrelevant ist. Vor einer Woche siegte der Zürcher mit seinem neuen Lotus Exige 430 Cup im Lotus V6 Cup Suisse.

In Interlaken probierte er seinen neuen Seriensportwagen mit Slick-Bereifung aus und erzielte die siebtschnellste Tourenwagenzeit. Mit 2’30,09 blieb Wintsch nur knapp über der angepeilten 2’29er-Zeit.

Dino Wintsch: „Ich wollte wissen, was mit diesem Auto möglich ist. Nun bestreite ich weitere Slaloms. Es macht richtig Spass.“

Nach zwei von acht Läufen führen Bürki, Egli, Krieg und Santanastaso die Slalom-Meisterschaft punktgleich (je 40) an.

acs-bern.ch

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