Berg-Pokal: Martin Bürkis schwierigster Renntag

REKORDSIEG TROTZ TRAUERFALL Nach seinem emotional schwierigsten Rennen im Jura führt Martin Bürki, dessen Freund und Kunde Jürg Beiner (Foto) verstarb, den Schweizer Berg-Pokal alleine an. Das wird sich schon am Sonntag in Oberhallau wieder ändern. Martin Bürki ist ein Perfektionist, der mit seinem Kopf stets 100-prozentig bei der Sache ist. Beim Bergrennen St-Ursanne – […]

Ihr sportlich schönster gemeinsamer Moment: Beim Slalom Interlaken 2017 gewinnt Jürg Beiner (rechts) die Tourenwagen-Gesamtwertung und sein Mentor und Freund Masrtin Bürki macht mit dem Klassensieg einen weiteren Schritt zum späteren Titelgewinn.

Martin Bürki ist ein Perfektionist, der mit seinem Kopf stets 100-prozentig bei der Sache ist. Beim Bergrennen St-Ursanne – Les Rangiers war dies anders. Nach einem langen und letzten Spitalbesuch in der Vorwoche hatte er die Gewissheit, dass sein langjähriger Freund und Rennfahrerkollege Jürg Beiner das Wochenende nicht überleben wird. In der Nacht auf Sonntag erhielt Bürki die erwartete Hiobsbotschaft. Der Bündner Erdbeerproduzent und Familienvater erlag im Alter von erst 56 Jahren einem erst vor wenigen Monaten festgestellten Krebsleiden.

Einen Rekordsieg zu Ehren des Verstorbenen
Als Mitglied bei MB Motorsport, jahrelang persönlich gecoacht vom Teamchef, wollte Jürg Beiner in dieser Saison mit einem optimalen BMW M3 GTR V8 an der Slalom-SM teilnehmen. Sein grösster Erfolg nebst etlichen Klassensiegen war der Tourenwagen-Gesamtsieg beim Slalom Interlaken 2017 auf einem von Bruno Ianniello gemieteten Lancia Delta S4. Den Hinterbliebenen entbietet AutoSprintCH und die Galledia Fachmedien AG an dieser Stelle ihr herzliches Beileid.

So schnell wie Stephan Burri war bei diesem Bergrennen noch kein 1600er-Tourenwagen. Leider brachte ihm dies nur volle Punkte für die IS-Trophy.

Trotz der Trauer fuhr Bürki mit seinem E1-Polo am Renntag im ersten Lauf für ein paar Minuten konzentriert und erzielte dabei wie viele andere einen Klassenrekord. Dass er dabei ausnahmsweise nicht so schnell war wie Stephan Burri mit einem bis auf dessen Mehrgewicht gleich guten Polo in der Gruppe Interswiss, war sekundär. Weil Bürki im zweiten Lauf mit höheren Rädern zwecks Materialschonung (weniger hohe Drehzahlen) experimentierte, blieb es dabei.

Am Gurnigel kommt es zum direkten Duell
Burri selbst gewann ebenfalls in Rekordzeit bei den IS-1600ern, womit er die Tabellenführung in der Interswiss-Trophy bestätigte. Dies ist 2019 auch sein grosses Ziel. Für den Berg-Pokal erhielt der bisherige Co-Leader im Berg-Pokal nur halbe Punkte, weil die Klasse nur aus vier statt fünf Konkurrenten bestand.

Dasselbe widerfährt nun Bürki in Oberhallau, obwohl es genügend E1-1600-Autos im Land gäbe. Weil ihm wie auch Auto Sport Schweiz bekannt ist, dass viele IS-Autos eigentlich nicht dem Reglement entsprechen und trotz einer Warnung der Sporthoheit im Frühjahr bisher nichts passiert ist, zieht er die Konsequenzen. Bürki passt seinen VW Polo dem IS-Reglement an und tritt am Gurnigel direkt gegen Burri an.

Thomas Zürcher gewöhnte sich wieder rasch an einem Renault Clio III. Nun spielt er im Berg-Pokal das Zünglein an der Waage.

Siegreiche Rückkehr von Thomas Zürcher im Renault Classic Cup
Philipp Krebs als bisher dritter Fahrer an der Tabellenspitze musste sich beim EM-Lauf mit einer knappen Niederlage im Renault Classic Cup zufriedengeben. Nach seinem Unfall mit dem Tatuus-Abarth F4 in Anzère entschied sich Thomas Zürcher für die Rückkehr in den umkämpften Markenpokal, den er bis 2016 fünfmal in Folge für sich entschieden hatte. Zu diesem Zweck mietete er bei Denis Wolf jenen Clio RS III, den dieser unmittelbar nach Anzère von Meverick Gerber gekauft und als drittes Mietfahrzeug für Kunden in seinen Fuhrpark aufgenommen hatte.

Hätte Krebs mit seinem Clio II Cup nicht den ersten Rennlauf vergeigt, wäre Zürcher in der Addition am Ende nicht um eine halbe Sekunde vorne gelegen. Schlägt Krebs in Oberhallau erfolgreich zurück, übernimmt der Renault-Pilot die alleinige Tabellenspitze. Wird Krebs bei gleichzeitigen Siegen von Bürki und Burri Zweiter, liegt das Trio im Berg-Pokal wieder gemeinsam voraus.

Fröhliche Bande: Philipp Krebs, Thomas Zürcher und Daniel Borer, der nach zwei Jahren mit einem starken dritten Rang im Renault Classic Cup an den Berg zurückkehrte.

Husarenritt von Ruedi Fuhrer
Über mangelnde Gegner können sich die Zweiliter-Piloten nie beklagen. In der Gruppe IS hatte behielt Patrick Vallat mit dem VW Golf 2 16V auf seiner Hausstrecke nicht unerwartet die Oberhand über Manuel Santanastaso im BMW 320 und alle anderen. Schon im Regen von Anzère lag der Jurassier vorne.

In der E1-2000 glänzten der aus St-Ursanne stammende Fabien Houlmann im Peugeot 205 und Ruedi Fuhrer im Honda CRX F20 im ersten Lauf mit ihren 2’13er-Zeiten. Der Brienzer behielt danach seine Nervenstärke und gewann beim schnellsten Rennen des Jahres wie in den Vorjahren seine Klasse, während der Lokalmatador noch hinter Sébastien Coquoz im Opel Kadett zurückfiel. Weil er den Anmeldeschluss verpasst hat, fehlt Ruedi Fuhrer am kommenden Wochenende beim nächsten grossen Schlagabtausch in dieser teilnehmerstärksten und ansonsten top besetzten E1-2000-Klasse.

Ruedi Fuhrer fuhr wie in den Vorjahren als Schnellster E1-2000-Fahrer nach Les Rangiers.

gvi-timing.ch/documents/pdf/2019/rangiers/NPEA.pdf

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