Anzère: Sieg ohne Freude für Berguerand

SCHWIERIGES WEEKEND Ganztägiger Regen und morgendlicher Nebel beeinträchtigen das Geschehen beim Bergrennen Ayent-Anzère. Obwohl sein Papa Louis schwer verunglückte, fuhr Eric Berguerand mit einer nervenstarken Leistung zum Tagessieg. Erstmals seit dem Finallauf im September 2017 in Les Paccots ging ein Schweizer Bergrennen ganztags bei Regen über die Bühne. Nicht wegen der Nässe, sondern wegen des […]

Am ganzen Sonntag fiel immer wieder leichter Regen. Eric Berguerand bewies, dass er 2019 mit seinem Lola-Cosworth auch bei diesen Verhältnissen der Schnellste ist (Foto: Ramon Hänggi).

Erstmals seit dem Finallauf im September 2017 in Les Paccots ging ein Schweizer Bergrennen ganztags bei Regen über die Bühne. Nicht wegen der Nässe, sondern wegen des Nebels am Sonntagmorgen waren die Verhältnisse beim 44. Bergrennen Ayent-Anzère zeitweise kritisch und nie für alle gleich. Weil die Nässe auch zu zwei schweren Unfällen von Rennwagenpiloten führte, gab es grosse Verzögerungen, sodass nur zwei statt drei Rennläufe zur Austragung kamen.

Eile mit Weile
Die letzten E1-Piloten verbrachten mehr als drei Stunden am Vorstart, bis sie wegen mehreren Unterbrüchen infolge des Nebels das erste Mal an der Reihe waren. Von den darauffolgenden Rennsportwagen kamen nur wenige ins Ziel, ehe ein schwerer Unfall von Thomas Zürcher gut eineinhalb Stunden Wartezeit bedingte. Zum Glück blieb der Berner praktisch unverletzt, der erstmals mit dem bei LRM in Italien entwickelten 1170er-Abarth-Rennturbomotor ausgerüstete Tatuus F4 nahm jedoch enormen Schaden.

Tom Zürcher fuhr erstmals mit dem gegen 300 PS starken Abarth-LRM-Rennmotor im Heck des Tatuus F4. Leider fiel er den tückischen Bedingungen zum Opfer (Foto: Peter Wyss).

Der zuvor gestartete und ins Ziel gekommene Sportwagenpilot Marcel Steiner blieb auch nach dem Re-Start der stärksten Rennwagen mit 16 Hundertsteln vor Eric Berguerand im Lola-Cosworth und 2,5 vor Joël Volluz im Osella FA30 an der Spitze des Gesamtklassements. Mit einer Zeit knapp über dem eigenen Vorjahresrekord lag der Tabellenleader und Lokalmatador im Training noch klar vorne.

Eric Berguerand: «Bei eineinhalb Stunden Warten auf den Start verlierst du die Konzentration. Den ersten Rennlauf habe ich daher verschlafen, obwohl die Zeit an sich nicht schlecht war.»

Schock kurz vor Rennende
Sein Nervenkostüm wurde danach noch mehr auf die Probe gestellt. Einige Wagen vor ihm in der Klasse E2-2000 gestartet, verunglückte sein Vater Louis Berguerand mit dem Formel Renault an der genau gleichen Stelle wie zuvor Tom Zürcher. Dabei zog sich der mit 81 Jahren durchaus schnelle und unerschrockene Senior einen offenen Armbruch zu, der die Rennleitung zum Krankenhaustransport per Heli bewog. An dieser Stelle entbieten wir Louis Berguerand die besten Genesungswünsche!

Die letzten Rennwagen starteten so nach einem weiteren langen Unterbruch erst gegen 18 Uhr zum zweiten Lauf, darunter auch Eric Bergurand. Da die Strecke in den ersten Kurven nach dem Start inzwischen nahezu abgetrocknet war, lagen bessere Zeiten drin als zuvor, obwohl es oben in Anzère noch leicht regnete.

Nach dem ersten Lauf lag Marcel Steiner im LobArt-Mugen vorne. Die Siegesserie von Eric Berguerand vermochte er dennoch nicht zu stoppen.

Berguerand auf Titelkurs
So fuhren Volluz und schliesslich auch Berguerand deutlich schneller als zuvor Steiner. Mit 1’38,329 realisierte Berguerand trotz der Sorge um seinen Papa die klare Bestzeit und sicherte sich so mit rund fünf Sekunden Vorsprung den sechsten Tagessieg beim Heimrennen.

Marcel Steiner rettete den zweiten Gesamtrang um einen Zehntel vor Volluz. Bei nun 26 Punkten Vorsprung hat Berguerand in der Meisterschaft sein planmässiges Streichresultat vom nächsten Rennen St-Ursanne–Les Rangiers (wo er seit dem Unfall von 2007 nie mehr fährt) bereits wettgemacht. Der Titelverteidiger holt dort bestenfalls 25 Zähler für den Schweizer Wertungssieg (ein Rekord ist unrealistisch) und muss seinerseits noch ein Resultat streichen.

Überraschung bei den Zweilitern
Im ersten Lauf noch drei Zehntel hinter Robin Faustini im originalen Reynard F-Nippon zurück, drehte Thomas Amweg mit dem Lola-Mader F3000 den Spiess im zweiten Durchgang um eine Sekunde um und holte so den dritten Rang bei den Rennwagen.

Einen überraschenden Sieger gab es bei den Zweiliter-Rennwagen. Der Trainingsschnellste Philip Egli lud seinen Dallara nach dem ersten Rennlauf auf, weil ihm aufgrund der Vorkommnisse die Lust vergangen und das Risiko zu gross geworden war. Als Erster an Zürchers Unfallstelle angekommen, war auch Christian Balmer im Tatuus-Honda FM bei der Laufwiederholung verunsichert und daher deutlich langsamer als Henri Schmidt im Caparo F-Renault vor diesem Zwischenfall. So reichte Schmidts Vorsprung zum Klassensieg.

Dritter Start, dritter Sieg bei den Tourenwagen. Für Roger Schnellmann zahlen sich Konstanz und zuverlässige Technik bisher aus (Foto: Ramon Hänggi).

Schnellmann siegt nach Bratschis Ausfall
Auch bei den Tourenwagen ging der Schnellste leer aus. Lag Ronnie Bratschi nach zwei trockenen Trainingsläufen noch relativ knapp vor Roger Schnellmann, distanzierte er diesen im ersten Regenlauf um 2,2 Sekunden. Wenige Meter nach dem Start zum zweiten Durchgang rollte der Urner mit Antriebsschaden aus.

Ohne Bratschis Vorgabe nun bei etwas besseren Bedingungen zu erreichen, holte Schnellmann seinen dritten E1-Saisonsieg. Derweil setzte Thomas Kessler seinen Mitsubishi Evo VIII kurz vor dem Ziel auf die von Strohballen geschützte Leitplanke.

Zweitschnellster Tourenwagenpilot in der Additon war so der 2019 erstmals in der Schweiz angetretene Vorjahresmeister Frédéric Neff im Porsche 996 GT3 R, mit dem er die Gruppe Interswiss dominierte. Mit dem überlegenen Gruppensieg in der SuperSerie behauptet Andy Feigenwinter im Lotus Exige weiterhin die Tabellenspitze vor Schnellmann.

Frédéric Neff fährt dieses Jahr vorwiegend in Frankreich. Ohne Allradantrieb fuhr er bei Regen und Nebel gleich in die Top Ten des Gesamtklassements (Foto: Peter Wyss)

In der Berg-SM Junior gewann Rico Thomann wie schon beim Saisonauftakt in Reitnau, ebenso Bergspezialist Philipp Krebs im Renault Classic Cup. Auf beide Meisterschaften wie auch auf den Halbzeitstand im Berg-Cup der kleineren Tourenwagen kommen wir in separaten Berichten zurück.

gvi-timing.ch/documents/pdf/2019/anzere/NAT.pdf

gvi-timing.ch/documents/pdf/2019/anzere/Scratch%20NAT.pdf

ayent-anzere.ch

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