Ambri: Maurer stösst Egli vom SM-Podium

DRAMATISCHES SLALOM-FINALE Wie im Vorjahr feierte Marcel Maurer im Ambri den Tagessieg. Durch die erste Saisonniederlage rutscht der bisherige Dominator Philip Egli vom ersten auf den vierten SM-Rang ab. Der Titel geht wie erwartet an Martin Bürki. Spannender als in Ambri, wo die Verantwortlichen der Equipe Bernoise wegen der Bauarbeiten auf dem Flugplatz einen neuen […]

Lukas Eugster lag im Training und im ersten Rennlauf vorne. Aber aus dem ersten Tagessieg wurde wieder nichts (Fotos. Peter Wyss).

Spannender als in Ambri, wo die Verantwortlichen der Equipe Bernoise wegen der Bauarbeiten auf dem Flugplatz einen neuen Parcours ausstecken mussten, kann Slalomsport auf diesem Niveau nicht sein.

Nach den zwei Trainingsläufen auf dem flüssigen, aber nur noch 2,75 Kilometer langen Kurs, lagen Lukas Eugster im Ligier-Honda und Marcel Maurer im Tatuus-Renault zeitlich gleichauf. Derweil büsste Philip Egli in seinem Dallara-EPR-2 schon beinahe zwei Sekunden ein. Und Tiziano Riva war mit einem zu lang übersetzten Reynard F3000 auf zu alten Reifen von vornherein chancenlos.

Eugster muss kapitulieren
Während Maurer zum Saisonschluss noch einmal gewinnen wollte, musste dies Egli – denn bei einer Niederlage war der dritte SM-Meisterschaftsrang futsch. Und Eugster witterte seine Chance auf den ersten nationalen Tagessieg, war er doch mit seinem Zweiliter-Sportwagen noch nie gleichauf mit den schnellsten Rennwagenpiloten.

Doch es war der Tag von Marcel Maurer. Zwar lag Eugster nach dem ersten Rennlauf vorne, danach holte der Berner Möbelfachmann aber alles aus seinem Zweiliter-Rennwagen heraus und unterbot die zweite Vorlage des Appenzellers.

Lukas Eugster: «Ich dachte, es reiche. Marcel ist ein Wahnsinniger. Ich weiss nicht, wie er das gemacht hat, aber ich mag es ihm gönnen. Uns fehlt halt im CN-Auto mit Gruppe-N-Serienmotor etwas Leistung, dazu kommt das höhere Gewicht. Das konnte ich mit der besseren Aerodynamik und vier neuen Reifen nicht wettmachen.»

Ein Motorschaden auf dem Weg zum Sieg in Hemberg hatte Marcel Maurers Saison unterbrochen. Nun kehrte der Berner in Ambri zum Erfolg zurück.

Frei im Kopf

Maurer selbst konnte sich den ersten nationalen Tagessieg seit genau einem Jahr mit seiner Lockerheit erklären.

Marcel Maurer: «Ich fuhr ohne irgendeinen Druck und merkte, dass ich nicht nervös bin. Für mich war Lukas der Favorit. Als ich seine neue Bestzeit hörte, wusste ich, dass es hart wird. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass es so gut läuft, da ich fast fünf Monate keinen Slalom mehr bestritt. So ein Saisonschluss ist der Hammer.»

Bittere Pille nach einer fantastischen Saison
Ausgerechnet auf dem kürzesten Kurs des Jahres bezog Egli somit die einzige und mit 2,86 Sekunden Rückstand deutliche Niederlage.

Philip Egli: «Ich habe vom Training zum Rennen extra eine kürzere Übersetzung montiert und für die schnellen Passagen mehr Flügel eingestellt. Obwohl ich dann voll attackiert habe, kam ich nicht auf Geschwindigkeit. Ich hatte im zweiten Lauf zwar einen Verschalter drin, aber 1’22 wäre ich nicht gefahren.»

Philip Egli (links) und Marcel Maurer liefern sich seit Jahren tolle Duelle um die Tagessiege. In AMbri hatte es Folgen für die Meisterschaft.

So endete eine Supersaison für den Glarner mit einer leisen Enttäuschung. Trotz sieben Tagessiegen und einem zweiten Platz rutscht Egli in der SM-Tabelle von dem mit den Tourenwagenpiloten Bürki und Thöni gemeinsam gehaltenen ersten auf den undankbaren vierten Platz ab.

Happyend für Darani
Behalten hätte Egli den dritten Medaillenrang nur, wenn Christian Darani zwei Rennfelder vor ihm nicht bei den E1-Zweilitern gewonnen hätte. Der Tessiner gab sich aber nur mit dem Dreher im ersten Lauf eine kleine Blösse und fuhr danach  mit dem stets spektakulär bewegten Fiat X1/9 zum siebten Saisonsieg.

Siebter Streich von Bürki
Der Meistertitel geht, zum siebten Mal seit 2011, an Martin Bürki im bewährten VW Polo. Der 51-Jährige aus Sigriswil oberhalb vom Thunersee legte zwei absolut sichere Läufe hin, die ihm die nötigen 20 Punkte zum Titelgewinn einbrachten. Daher sah er es für einmal nicht auf eine Tourenwagenbestzeit ab. Auch so gewann er die E1-1600 mit fast zehn Sekunden Vorsprung auf Werner Willener in einem ebenfalls optimalen VW Golf 16V. Wir gratulieren!

Beim Saisonanfang im April in Interlaken zeigte Martin Bürki, was er 2019 vorhat. Nun erhält er den zehnten Meisterstern auf die Motorhaube seines VW Polo.

Vizemeistertitel an Thöni
Nervenstärke und Fahrkönnen zeigte auch Hanspeter Thöni. Der Brienzer liess seine durchaus ebenbürtigen Gegner in der ISN-1600-Klasse diesmal wieder aus eigener Kraft hinter sich, nachdem er zuletzt in Drognens erst nach einem Protest gegen den Markenkollegen Mathieu Zurkinden zu vollen Punkten gekommen war.

Zwei neue Sieger
Schnellster Fahrer aller Tourenwagen und GT-Fahrzeuge war Sandro Morros in einem Porsche 991 II GT3 Cup aus der Gruppe E1. Vorjahressieger Patrick Flammer war mit dem Opel Astra TCR auf dem Weg zu möglichen Bestzeiten, doch touchiete er im ersten Lauf ein Tor und rollte im zweiten wegen des losgelösten Turboschlauchs nur mit halber Kraft ins Ziel.

Einen neuen Sieger gab es in der Gruppe Interswiss. Der bisher bei REG-Bergrennen in Erscheinung getretene Marco Geering gewann mit seinem Opel Kadett 8V bei seinem erst zweiten nationalen Slalomauftritt (nach Frauenfeld) die komplette Gruppe IS vor den sieggewohnten Spezialisten Manuel Santonastaso (BMW 320) und Christoph Zwahlen (Porsche 997 GT3).

Mit Marc Beyeler gab es auch im Renault Classic Cup einen überraschenden neuen Sieger. Wie es dazu kam, schildern wir in einem separaten Bericht in dieser Woche.

Sandro Morros pilotierte seinen Porsche 991 GT3 beim ersten nationalen Einsatz gleich zum Tourenwagen-Gesamtsieg.

equipebernoise.ch

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