70 Jahre: Alles Gute, Fredy Amweg!

SCHWEIZER BERGKÖNIG IST 70 Eric Berguerand und Marcel Steiner können noch so viele Rennen gewinnen. Der Schweizer Bergkönig ist und bleibt Fredy Amweg, der am 25. Juli seinen 70. Geburtstag feiert. Wir gratulieren! Alfred Amweg, Ammerswil – diese drei A-Worte stehen in den Annalen jedes traditionellen Schweizer Bergrennens mehrfach zuoberst in den Ranglisten. Sein Heimrennen, […]

Der Beginn einer erfolgreichen Karriere: Noch keine 20, ohne Fahrausweis und Rennlizenz, sass Fredy Amweg 1968 schon in einem Rennwagen.

Alfred Amweg, Ammerswil – diese drei A-Worte stehen in den Annalen jedes traditionellen Schweizer Bergrennens mehrfach zuoberst in den Ranglisten. Sein Heimrennen, den ACS-Bergslalom in Reitnau (der erst nach seinem Rücktritt zum richtigen Bergrennen mutierte), hat er 19 Mal für sich entschieden. Einmal mehr sogar holte der Aargauer den Tagessieg bei den Bernern am Gurnigel.

Karrierebeginn im Mini-Rennwagen
Den Rennbazillus übertrug der verstorbene Arnold Amweg sr. seinem gleichnamigen Sohn, den alle nur Fredy nennen. Den ACS-Lizenzkurs absolvierten sie gemeinsam, der vom Renntöff umgestiegene Papa im Brabham F2, der aus einem von Clay Regazzoni überlassenen Schrotthaufen in ihrer Landmaschinenwerkstatt in Ammerswil neu entstanden war, der Junior im selbstgestrickten BMW-700-Minirennwagen.

Mogelte sich Fredy anfänglich ohne Lizenz ins Teilnehmerfeld, trat er bald legal auf und verpasste 1969, einen Monat nach seinem 20. Geburtstag, mit dem Brabham BT16 den ersten Tagessieg beim Bergslalom in Reitnau nur um sechs Zehntel. Zwei Jahre später feierte Amweg dann bei seinem Heimrennen mit einem Tecno F2 den ersten Gesamtsieg.

Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Bergrennens Gurnigel anno 2010 setzte sich Fredy Amweg nochmals in den Brabham BT38.

Der Kadi als Sponsor
Richtig bergauf ging es im doppelten Sinn erst, als sich die Pflichterfüllung am Vaterland als glückliche Fügung erwies. Weil er seinen Kadi oft um Urlaub bat, wusste dieser von Amwegs Autorennen und trat danach prompt als Hauptsponsor auf. Zunächst konnte er sich Fredy mit den Geldern der Firma Vileda den Brabham BT38 von Silvio Moser kaufen, mit dem er 1973 gegen Roland Salomons neuen March-BMW aber alsbald einen schweren Stand hatte. Also durfte sich auch Amweg für 1974 ein neues Auto von March aus England anschaffen und damit im Gertsch Vileda Racing Team fahren. Neben der Schweizer Meisterschaft bestritt Amweg vereinzelte Formel-2-EM-Läufe.

Bau eines eigenen Formel-2-Rennwagens
Auf den Berg konzentrierte sich der Aargauer erst, als es zur Auflösung des Rennteams kam und er wieder auf sich alleine gestellt war. In der Not bauten die Amwegs einen eigenen Formel-2-Rennwagen, den Fredy bis 1978 pilotierte, aber der Konkurrenz damit zunehmend unterlag. Auf Anraten eines welschen Konkurrenten sah er sich beim französischen Konstrukteur Tico Martini um, der spezielle Bergmonoposti zu erschwinglichen Preisen anbot.

Mit dem BMW-Motor aus seinem ausgedienten Amweg-Chassis war Fredy Amweg nun bestens ausgerüstet. Ab 1979 war die Kombination Amweg/Martini nur schwer zu schlagen, und wie zuvor mit dem March-BMW holte er auch einige Tagessiege bei grossen Bergrennen im Ausland.

Thomas Amweg im restaurierten Amweg-BMW F2 am Gurnigel 2015. Am 7./8. September wird sein Vater für Demonstrationsfahrten aus Anlass des 50. Nat. Bergrennens Gurnigel das Steuer nochmals übernehmen (Foto: Jürg Kaufmann).

Trendsetter mit einem Formel 3000
Dank des Preisgeldes konnte der Bergkönig seinem Hobby mit Unterstützung seines Vaters fast bedenkenlos nachgehen. Den Wechsel auf einen Lola F3000 verfolgte die Konkurrenz zunächst beinahe mitleidig, weil sie ihm mit ihren bewährten Formel 2 nun um die Ohren fuhren. Als der Fuchs mit der Power des V8-Dreiliters am Berg immer besser zurechtkam und damit reihenweise gewann, entstand aus Mitleid Argwohn, ehe allen dämmerte, dass der Formel-3000-Klasse am Berg die Zukunft gehört.

Schluss mit 50
Bevor der Boom in der Schweiz und in Nachbarländern richtig einsetzte, hängte der Trendsetter Ende 1998 seinen Helm nach rund 30 Jahren an den Nagel. Ein Rücktritt mit Ansage. «Mit 50 höre ich auf», sagte er sich und allen, die es hören wollten – und daran hielt er sich. Zumal es sportlich nichts mehr zu gewinnen gab. Von seinen rund 220 Tagessiegen, unzähligen Streckenrekorden und dem 15-maligen Gewinn der Coupe der Schweizer Berge – dem Vorläufer der heutigen Bergmeisterschaft – bleiben ihm zwei persönliche Bestleistungen in spezieller Erinnerung. Sowohl beim EM-Lauf in St-Ursanne und am Gurnigel fuhr er die angestrebte Jahrgangszeit: 1’49 – das schaffen heute, zwei Jahrzehnte später, mit vergleichbarem Material nur wenige.

Amweg-Familientreffen in Anzère 2016: Frédéric und Sabine, Fredy, Manuel und Thomas (Foto: Peter Wyss).

Der Name lebt im Rennsport weiter
Längst sind die drei Kinder Sabine, Thomas und Manuel in seine Fussstapfen getreten. Sabine erhielt nach Papas Rückzug väterliche Unterstützung im Mazda MX5-Cup und fuhr danach als Mutter mit ihrem Ehemann Frédéric Yerly auf einem Renault Clio noch vereinzelte Langstreckenrennen auf dem Nürburgring. Der Freiburger ist im Rennsport ebenfalls längst eine Hausnummer. Zuletzt gewann Yerly 2019 drei VLN-Rennen in der TCR-Klasse. Manuel Amweg gewann 2016 und 2017 den Toyota-GT86-Cup auf dem Nürburgring. Sein älterer Bruder Thomas wechselte von Rundstreckenrennen (Formel Renault und Formel 3) wie einst sein Vater an den Berg, wo er heute mit einem Lola F3000 ebenfalls zu den Schnellsten des Landes gehört.

Keine Frage, dass der erfahrene und nun 70-jährige Papa mit Rat und Tat zur Seite steht und auch am kommenden Wochenende beim Bergrennen Ayent-Anzère mitfiebert.

Alles Gute zum Geburtstag, lieber Fredy!

Fredy Amweg begleitet seinen Sohn Thomas nach Möglichkeit zu allen Rennen. So war er auch Mitte Juni 2019 in Hemberg dabei (Foto: Peter Wyss).

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