Porsche: Erster Le Mans-Sieg vor 50 Jahren 🎥
MEILENSTEIN Vor genau 50 Jahren, am Wochenende vom 13./14. Juni 1970, feierte Porsche bei den 24 Stunden von Le Mans den ersten Triumph in der Firmengeschichte. 18 weitere Siege hatten Signalwirkung auch für den Kundensport. Seit sich Porsche im Jahr 1951 das erste Mal an diesem Langstreckenklassiker beteiligte und mit dem 356 SL auf Anhieb […]

Le Mans 23./24. Juni 1951: Auguste Veuillet und Edmond Mouche erreichen mit dem Porsche 356 SL 1100 beim ersten Einsatz eines Porsche in Le Mans den Sieg in der Klasse bis 1100 ccm (Fotos: Archiv Porsche).
Seit sich Porsche im Jahr 1951 das erste Mal an diesem Langstreckenklassiker beteiligte und mit dem 356 SL auf Anhieb einen Klassensieg erzielte – den ersten von bisher 108 –, sind die 24 Stunden von Le Mans für den Stuttgarter Sportwagenhersteller unverzichtbar geworden. Doch bis zum ersten grossen Triumph war es ein langer Weg.
Der zweiminütige Film zeigt Sequenzen aus Le Mans 1970 und 1971, als Porsche mit dem 917 erstmals gewann. Leider stört die moderne Musik etwas…
Erst Underdog, dann Favorit und Gesamtsieger
Bis in die späten 1960er-Jahre spielte Porsche die Rolle des Underdogs und konzentrierte sich mit Erfolg auf die kleineren Hubraumklassen. So leitete der Sportwagenhersteller einen Strategiewechsel ein.
1969 fehlten Porsche im engsten Le-Mans-Finish der Geschichte zwar nur 75 Meter oder gut eine Sekunde zum Sieg. Aber bereits in die Vorbereitungsphase zum Rennen von 1970 floss viel von dem ein, was man zuvor gelernt hatte. Neben dem ersten Gesamtsieg durch Hans Herrmann und Richard Attwood mit dem 917 KH machten Gérard Larrousse/Willy Kauhsen (917 LH) und Rudi Lins/Helmut Marko (908/02) mit den Plätzen 2 und 3 den Triumph für die Marke perfekt.

Signalwirkung
Der erste Sieg hatte Signalwirkung: 33 der 49 Starter vertrauten bereits ein Jahr später auf Sport- und Rennwagen aus Stuttgart-Zuffenhausen – ein Rekord, der bis heute steht. Auch 1971 gewann ein Porsche 917 KH. 1974 läutete Porsche mit dem Start des 911 Carrera RSR Turbo 2.1 das Turbo-Zeitalter in Le Mans ein.

1976 gelang Porsche mit dem 936 Spyder der erste Turbo-Sieg in der Geschichte des Rennens. Im darauffolgenden Jahr gewann das Werksteam mit demselben Modell erneut.
Zwei Jahre später trug sich erstmals ein Kundenteam in die Siegerliste ein. Der Erfolg des Kundenteams Kremer Racing mit einem 935 K3 markierte den ersten Sieg eines Heckmotor-Rennwagens in Le Mans – und eines Produktionsrennwagens auf der Basis des Porsche 911.

Dominanz in der Gruppe C
Von 1981 bis 1987 blieben Rennsportwagen von Porsche in Le Mans ungeschlagen. Die längste Siegesserie in der Geschichte der 24 Stunden begann mit dem dritten und letzten Erfolg des Porsche 936 Spyder.
1982 brachte das Werksteam den neuen Porsche 956 nach Gruppe-C-Reglement beim Debüt in Le Mans gleich auf den ersten drei Plätzen ins Ziel. Ab 1983 starteten auch Kundenteams mit dem 956 und dem Nachfolgemodell 962 C. 1983 fuhren neun Porsche 956 in die Top Ten, 1984 und 1985 waren es je acht.
Gesamtsieg zum Firmenjubiläum
Vier Gesamtsiege gelangen dem Werk und Porsche-Kunden in den 1990er-Jahren mit drei Rennwagentypen. Den Anfang machte 1994 der auf Basis des 962 C in Weissach entwickelte Porsche 962 Dauer Le Mans GT, gefolgt vom TWR-Porsche WSC Spyder von Joest Racing 1996 und 1997.

1998 schliesslich rollte der Porsche 911 GT1 ’98 mit dem ersten bei Porsche konstruierten Kohlefaser-Monocoque sowie erstmals vom Werksteam eingesetzten Kohlefaserbremsen an den Start – und siegte damit zum 50. Jubiläum der allgemeinen Betriebszulassung des ersten Sportwagens von Porsche, dem 356 «Nr. 1» Roadster.
Nach diesem Erfolg widmete sich Porsche im Motorsport der Entwicklung von seriennahen Rennversionen des Porsche 911 und der Unterstützung von Privatteams. In Le Mans wurde dieses Engagement unter anderem durch elf Klassensiege zwischen 1999 und 2018 belohnt.

Hattrick in der Hybridaera
Ab 2014 trat das Werksteam mit dem Porsche 919 Hybrid wieder zum Rennen um den Gesamtsieg an. Rund 900 PS lieferte das Gesamtsystem von E-Maschine und Verbrennungsmotor. Mit dieser Avantgardelösung gelang Porsche von 2015 bis 2017 ein Hattrick.
Rückkehr mit einem neuen Sportwagen?
Zurzeit wird in Weissach evaluiert, ob es Sinn macht, in zwei, drei Jahren mit einem sowohl in Europa in Le Mans, als auch in den USA, etwa in Daytona und Sebring, verwendbaren Sportprototyp mit Hybridtechnik nach dem dann neu eingeführten LMDh-Reglement werksseitig zurückzukehren. Damit würde beim grössten Langstreckenrennen der Welt der 20. Gesamtsieg angepeilt.
