Oberhallau: Ein Rennen ohne klaren Favoriten

OFFENER AUSGANG Nach fast zwei Jahren findet wieder ein Nationales Bergrennen statt. In Abwesenheit von Eric Berguerand und wegen des Fahrzeugwechsels von Marcel Steiner ist die Ausgangslage in Oberhallau offen. 713 Tage nach der letzten Zieldurchfahrt in Les Paccots werden am Samstagmorgen in Oberhallau wieder die Motoren für ein Nationales Schweizer Bergrennen gestartet. Grosse internationale […]

Auf Eric Berguerand müssen die Zuschauer an der Tarzankurve bis August 2022 warten – wenn er die Motivation findet (Foto: Peter Wyss).

713 Tage nach der letzten Zieldurchfahrt in Les Paccots werden am Samstagmorgen in Oberhallau wieder die Motoren für ein Nationales Schweizer Bergrennen gestartet.

Grosse internationale Beteiligung
Weil die Durchführung mit etlichen Einschränkungen und Unwägbarkeiten verbunden ist, kann den Schaffhausern nicht genug für ihren Mut und die Anstrengungen gedankt werden. Sie tun es für den Sport und definitiv nicht für die dadurch strapazierte Vereinskasse.

Zwei Fünftel der rund 200 eingegangenen Nennungen stammen von Fahrern aus Deutschland und Österreich. Doch wer ist Favorit? Keine einfache Frage…

Meister Berguerand wartet ab
Für den seit 2019 amtierenden Meister war der finanzielle Aufwand für nur ein Rennen im laufenden Jahr zu gross. Zudem will Eric Berguerand, wie er auf Anfrage verriet, erst mal warten, bis sich die pandemische Situation beruhigt und das Leben normalisiert – und ob er als Familienvater danach überhaupt noch motiviert sei…

Steiner wechselt auf sein früheres Siegerauto
So würde eigentlich Marcel Steiner in die Favoritenrolle rücken – wenn da nicht die ständigen Probleme mit dem im LobArt neu installierten und von Helftec aus dem Kanton Luzern entwickelten Honda-Turbomotor wären. Beim Bergrennen Osnabrück am vergangenen Wochenende trat schon im ersten Trainingslauf ein vor Ort irreparabler Kolbenschaden auf.

Das Team setzte zwar alle Hebel in Bewegung, um die Reparatur bis Oberhallau hinzukriegen. Weil dies nicht klappt, wurde am Mittwochabend entschieden, auf den Martini-BMW zu wechseln.

Weil der fast 25-jährige CN-Sportwagen in der gleichen Klasse laufen kann, ist dieser kurzfristige Fahrzeugtausch erlaubt. 2004 sowie in den Jahren 2005 bis 2008 holte Marcel Steiner damit den Tagessieg – heuer wird dies aber sehr schwierig.

Marcel Steiner musste in Osnabrück schon nach dem ersten Trainingslauf aufgeben (Foto: Dirk Klamann).

Kann Thomas Amweg an Gurnigel 2019 anknüpfen?
Wer war der letzte Tagessieger vor Eric Berguerand? Richtig, Thomas Amweg im Regenrennen am Gurnigel 2019. Danach ging der von Phimmoracing zur Verfügung gestellte Lola F3000 zurück zu Besitzer Hans Peter.

Erst zur Vorbereitung auf Oberhallau kehrte er nach Ammerswil zurück. Dies schloss einen am Dienstag auf dem Anneau du Rhin im Elsass gut verlaufenen Funktionstest mit ein.

Bescheiden wie immer, sieht sich der inzwischen vermählte Aargauer nicht als Favorit, zumal ihm die 3000 Meter lange Strecke im Schaffhauser Klettgau nicht besonders behagt.

Thomas Amweg: «Nach so langer Zeit wieder im F3000-Cockpit spürte ich schon etwas Muskelkater. Es hat Spass gemacht, aber ich rechne mir nicht allzu viel aus.»

Sollte das Rennen wie am Gurnigel vor fast zwei Jahren von wechselhafter Witterung beeinträchtigt werden, ist auf jeden Fall mit Amweg zu rechnen.

Thomas Amweg probierte am Dienstag den Lola F3000 für Oberhallau und den Martini-BMW für die Arosa ClassicCar aus. Beide laufen prima.

Faustini gibt sich noch Zeit mit dem Osella
Flach hält auch Robin Faustini den Ball, obwohl die Jungfernfahrt mit dem Osella FA30 in Osnabrück ermutigend verlief.

Robin Faustini: «Das Lenkverhalten des Osella ist im Vergleich zum Reynard F3000 ganz anders und direkt. Auch kann man viel später bremsen. Ich brauche noch Zeit, zudem müssen wir nun am Setup und an den Getriebeübersetzungen arbeiten. Aber ich bin unheimlich glücklich, einen Osella fahren zu dürfen.»

Tagessieger aus Deutschland?
Vielleicht kommt der Tagessieger 2021 auch aus dem Ausland? Dies geschah vor 18 Jahren (Hermann Waldy aus Österreich) letztmals.

Alexander Hin hat sich längst auf den von Simon Hugentobler 2019 erworbenen Osella PA30 eingeschossen. Zudem ist er mit einem Zytek-LRM-Motor aus Italien optimal bestückt. Der zweite Gesamtrang in Osnabrück gibt dem Deutschen Auftrieb.

Robin Faustini machte mit dem Osella FA30 in Osnabrück schon eine gute Figur. Nun startet er damit erstmals in der Schweiz (Foto: Team Beyou).

Kein Start von Neel Jani
Leider fehlt eine angekündigte Attraktion. Le Mans-Sieger Neel Jani und Benjamin Hotz sollten mit zwei Sportprototypen, deren Motoren umweltfreundliches e-Fuel antreiben, im offiziellen Wettbewerb starten.

Entwickelt wurde der vollsynthetische Brennstoff von Technikgenie Mario Illien, Mäzen Fredy Lienhard und Horag-Racing-Begründer Markus Hotz. Weil die vorgesehene Variante nicht rechtzeitig verfügbar ist, muss diese Premiere abgesagt werden.

Der Ligier LMP3 für Neel Jani (hinten) und der JS P4 für Beni Hotz wären bereit für die e-Fuel-Premiere gewesen. Dazu kommt es nun nicht.

Comeback von Reto Meisel
Bei den Tourenwagen sticht ein Name heraus. Drei Jahre nach seinem letzten Schweizer Start tritt Reto Meiselaus Leuggern, der Bergmeister von 2016, mit seinem Mercedes SLK340 quasi beim Heimrennen an. Nach dem Unfall beim Berg-EM-Lauf in Spanien im Mai 2019 war eine grössere Reparatur nötig, in dessen Zug das Auto ein neues Design erhielt.

In Abwesenheit der Mitsubishi-Bomber von Rekordhalter Ronnie Bratschi (fährt beim EM-Lauf Ilirska Bistrica in Kroatien) und Vize-Bergmeister 2019 Roger Schnellmann sind Romeo Nüssli (Ford Escort Cosworth), Simon Wüthrich (VW Golf Turbo), Hermann Bollhalder (Opel Speedster) und Bruno Ianniello (Lancia Delta S4) weitere Anwärter auf das Tourenwagenpodium.

Zwei Meisterschaftsprädikate
Ausser zum deutschen KW-Berg-Cup (mit Bergpokal-Rekordsieger Martin Bürki im VW Polo) zählt das Bergrennen Oberhallau zum Renault Classic Cup. Die Clio-Fahrer tragen nach je zwei Rennen auf dem Hockenheim- und Nürburgring sowie dem Slalom Frauenfeld bereits ihren sechsten Saisonlauf aus (siehe Ranglisten hier ).

Weil Oberhallau das einzige Bergrennen 2021 ist, gibt es hingegen keine Wertung zur Schweizer Bergmeisterschaft.

Die Fahrer aus dem Renault Classic Cup bei der Talfahrt in Oberhallau 2019. Sie fahren am Sonntag um Meisterschaftspunkte (Foto: Peter Wyss).

Zutritt nur mit Zertifikat
Wer nun Lust bekommen hat, als Zuschauer nach Oberhallau zu reisen, sei gewarnt: Zutritt gibt es nur mit einer online erhältlichen und gekauften Eintrittskarte sowie einem 3G-Nachweis (geimpft, getestet oder genesen). Es können vor Ort keine Tickets gekauft werden!

Genaue Hinweise und weitere Infos samt kompletter Startliste gibt es auf der Homepage.

bergrennen-oberhallau.ch

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