Christian Wasserfallen: «Das Rundstreckenverbot ist nicht mehr legitim» 🎥

INTERVIEW MIT FDP-NATIONALRAT Bald entscheidet das Parlament über einen Antrag von FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen zur Aufhebung des Rundstreckenverbots in der Schweiz. Im Interview nennt der Berner die Argumente.

 

Das Rundstreckenverbot und die Ausnahme für die Formel E thematisierte die NZZ im Vorfeld des E-Prix Zürich 2018 mit einem Filmbeitrag.

 

Dies ist nicht der erste Versuch, das nach dem schweren Unfall in Le Mans 1955 verhängte Verbot von Rundstreckenrennen nach bald 67 Jahren abzuschaffen. Warum soll er nun 2022 endlich gelingen?

Christian Wasserfallen: An ihrer Frühjahrssitzung befand die Verkehrskommission des Nationalrats über die Revision einiger Artikel im Strassenverkehrsgesetz. Daher ist dies nun eine gute Gelegenheit, auch den SVG-Artikel 52 Abs. 1 und 2 bezüglich des Rundstreckenrennverbots zu behandeln. Für die zwei Formel-E-Rennen brauchte es eine Ausnahmebewilligung durch den Bundesrat. Es ist aber unsinnig, wenn andere mögliche Veranstalter jedes Mal beim Bund eine Ausnahme beantragen müssten, denn eigentlich sollte der Kanton die Bewilligungsbehörde sein. Sicherheitsbedenken lassen sich in der heutigen Zeit nicht mehr als Grund vorbringen, denn nirgendwo ist Motorsport für Teilnehmer und Zuschauer sicherer als auf Rundstrecken.

Am Zuschauerinteresse müsste es nicht scheitern…

Die Formel-E-Rennen in Zürich und Bern waren ein Publikumserfolg. Beispielsweise in Hockenheim gibt es immer unzählige Schweizer Fans auf den Tribünen und im Fahrerlager. Leider können die Schweizer Fahrer nie im eigenen Land im Renneinsatz antreten, was praktisch einem Verbot einer Sportart oder bei den professionellen Fahrern einem Berufsverbot gleichkommt.

Sie sind also zuversichtlich, dass der Antrag zum Erfolg führen wird?

Es gibt keine Notwendigkeit und Legitimation mehr für ein Verbot, das es weltweit praktisch nur in der Schweiz gibt. Dieser alte Zopf gehört abgeschnitten. Ich denke, diese Erkenntnis ist da und ich hoffe, dass der Nationalrat in der Frühlingssession und anschliessend der Ständerat zustimmen werden.

Rechnen Sie nicht mit klimapolitischem Widerstand?

Der Motorsport wird durch die Verwendung von synthetischen Treibstoffen und modernster Technologien zunehmend CO2-neutral. Jeder Veranstalter muss zudem beim Antrag eine Gesamtbilanz eines solchen Anlasses klar formulieren und gewisse Anforderungen erfüllen, wirtschaftlich und umweltpolitisch. Dass zum Beispiel eine ÖV-Verbindung garantiert ist und es nicht übermässige Lärmbelastungen gibt. Es gibt viele Kriterien, die bei einem konkreten Projekt eingehalten werden müssen. Diese liegen in der Verantwortung eines Veranstalters. Danach ist es an den Kantonen, eine Bewilligung oder Absage zu erteilen.

Nationalrat Christian Wasserfallen steht zur seiner Vorliebe für den Motorsport und setzt sich nun im Parlament dafür ein.

Wo sollte es in der Schweiz Rundstreckenrennen geben?

Rennen in Städten wie mit der Formel E sind sicher nicht das Zukunftsmodell, denn sie sind sehr aufwändig. Ich sehe eher verlassene Flugplätze, ausgediente Armeeanlagen oder abgelegene Industriegebiete als Austragungsort. Vielleicht wagt sich auch mal ein Investor an ein Rundstreckenprojekt, wenn dieser Gesetzesartikel endlich abgeschafft ist. Alles soll offenbleiben. Freuen wir uns darauf, was entsteht.

Was für Rennen sähen Sie denn? Die DTM, die Sie schon besucht haben?

Ja, ich mag die DTM und die Serien rund herum, wo viele Schweizer stets gut mitfahren. Die DTM ist eine der europaweit bedeutendsten Serien eine relativ grosse Kiste. Ein ADAC GT Masters, Markencups, TCR-Serie, Juniorenrennsport mit Formelfahrzeugen, Motorradrennsport usw. würden sich sicher anbieten.

Würden Sie sich dafür einsetzen?

Es gab ja schon Anträge für solche Rennen, aber wegen anderer Probleme nahm man Abstand davon. Wenn es nach dem Fallen des Verbots ein spruchreifes Projekt für einen Anlass in der Schweiz gäbe, setze ich mich gerne dafür ein. Wenn wir fähig sind, in der Schweiz Formel E, Tour de France-Etappen oder die Tour de Suisse durchzuführen, können wir auch einen Motorsportanlass organisieren.

Künftig soll nicht mehr der Bund Rundstreckenrennen wie den E-Prix Bern 2019 bewilligen müssen, sondern der jeweilige Kanton.

wasserfallen.news

 

 

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