Niederhauser: «Ich war absolut am Limit»

NACHHALTIGER ERFOLG Für Patric Niederhauser waren die 24 Stunden von Spa das Rennen seines Lebens. Zumal er in der Schlussphase mit einem doppelten Handikap kämpfte. Nun folgt der Titelkampf im ADAC GT Masters. Im ersten Moment überwog bei Patric Niederhauser die Enttäuschung ob der ach so knappen Niederlage im Kampf um den Sieg bei den […]

Dieses Podium, zusammen mit Mattia Drudi und Frédéric Vervisch, die ebenfalls einen Null-Fehler-Job verrichteten, hat für Patric Niederhauser eine spezielle Bedeutung (Fotos: SRO/DPPI und Audi/Kräling).

Im ersten Moment überwog bei Patric Niederhauser die Enttäuschung ob der ach so knappen Niederlage im Kampf um den Sieg bei den 24 Stunden von Spa. Mittlerweile ist sie aber der puren Freude über das bisher beste Rennen seiner langjährigen Karriere gewichen.

Allein das Fahrzeugkonzept gab am Ende den Ausschlag. Nick Tandy hatte die Traktionsvorteile des heckmotorisierten Porsche 911 GT3 R gegenüber dem Audi R8 LMS mit Mittelmotor-Audi im Regen voll ausspielen können.

Glücklich und stolz auch über Platz 2
So führte er Rowe Racing zum Triumph über das bei einem grossen Langstreckenrennen noch nie in Erscheinung getretene Team Attempto Racing. Beide waren mit je drei Werksfahrer besetzt und genossen volle Werksunterstützung.

Patric Niederhauser: «Es ist ein wahnsinniges Resultat. Ich bin unglaublich happy und stolz darüber. Ich glaube, ich bin noch nie so gut Auto gefahren wie in den letzten 40 Minuten des Rennens.»

Nach 3691 Kilometer querte der Rowe-Porsche das Ziel mit 4,6 Sekunden Vorsprung auf den Attempto-Audi.

Gratwanderung in der Schlussphase
Wer die Schlussphase verfolgt hatte, kann diese Selbsteinschätzung nachvollziehen. Der Brite schwamm sich in kurzer Zeit an die erste Position vor. Nachdem er den machtlosen Schweizer aber an der Spitze abgelöst hatte, blieb dieser bis ins Ziel dran.

Patric Niederhauser: «Ich gab alles und war absolut am Limit. Ich wollte diesen Sieg, doch mehr ging nicht. Ich war mehrmals nahe am Abfliegen. So fuhren Nick und ich in kurzer Zeit einen Vorsprung von 35 Sekunden auf die Verfolger heraus. Aber der Porsche hatte im Regen einfach einen kleinen Vorteil.»

Handikap im Regen
Die Leistung des früheren GP3-Siegfahrer bei Jenzer Motorsport ist umso beeindruckender, als er mit einem Handikap kämpfte, das von aussen nicht sichtbar war.

Patric Niederhauser: «Wir hatten ein Problem mit dem Lenkrad, das wir erst in dieser Schlussphase bemerkten. Es trat schon in der Nacht auf, als Vervisch einmal den Pitlimiter (Knopf zur Tempobegrenzung in der Boxengasse, Red.) nicht betätigten konnte und wir daher wegen Speedings eine Durchfahrtsstrafe erhielten. Die letzten zwei Stunden fuhr ich dann praktisch ohne Traktionskontrolle, auch das ABS liess sich wegen des Fehlers im Lenkrad nicht mehr verstellen – und dies bei Regen.»

NIEderhauser holte alles aus sich und dem Audi R8 heraus. Doch gegen den Porsche war er machtlos.

Spa härter als Nürburgring
Nachdem «Nidi» zwei 24-Stunden-Rennen innerhalb von vier Wochen unter ähnlichen Wetterverhältnissen und Konkurrenten bestritten hat, kann er einen guten direkten Vergleich ziehen. Die Nürburgring-Nordschleife mag zwar die schwierigste Rennstrecke der Welt sein, das Rennen auf dem Circuit de Spa-Franchorchamps hat aber eine andere Dimension.

Patric Niederhauser: «Spa ist härter. Auf dem Nürburgring nimmt man etwas mehr Rücksicht im Verkehr. Und weil man keine Fehler machen darf, fährt man dort 99,9 Prozent. In Spa gibt man mehr als 100 Prozent, weil man 24 Stunden lang wie in einer Qualifikation fährt. Wer das im bestbesetzten GT3-Rennen der Welt nicht macht, hat keine Chance.»

Das diesjährige Startfeld umfasste 56 GT3-Sportwagen, von denen gut 30 von der Besetzung her für den Sieg und das Podium infrage kamen.

Konzentration auf Titelkampf in Deutschland
So nachhaltig für ihn dieser persönliche Erfolg nun ist – seine Konzentration gilt nun voll dem nächsten Saisonziel. An den nächsten zwei Wochenenden wird das ADAC GT Masters 2020 entschieden, das der kürzlich 29-jährig gewordene Münsinger mit seinem südafrikanischen Partner Kelvin van der Linde anführt.

Der Vorsprung der Titelverteidiger im Audi von Rutronik Racing in der Tabelle ist minim. Die Punktesummen der Top 4 der Gesamtwertung (129, 128, 123 und 109 Zähler) lassen bei vier noch ausstehenden Läufen viel Dramatik im Titelkampf erwarten.

So wird es zuerst auf dem Lausitzring und dann beim Finale in Oschersleben auf jede Position ankommen. Für das kommende Weekend hat der Berner aber ein weniger gutes Gefühl als für das letzte.

Patric Niederhauser: «Schon bei der ersten Veranstaltung auf der kürzeren Streckenvariante in der Lausitz haben wir nicht brilliert. Jetzt wird es wegen der Einstufung unseres Audi noch schwieriger. Oschersleben kommt uns eher entgegen. Wichtig wird also sein, in Schlagdistanz zu bleiben und dabei möglichst gut zu punkten. Ich will mich auf jeden Fall nicht wie in Spa mit dem zweiten Platz zufriedengeben.»

Niederhauser übernimmt den Rutronik-Audi von Van der Linde. Im ADAC GT Masters kommt es nicht primär auf schnelle Boxenstopps an, da eine MIndeststandzeit eingehalten werden muss (Foto: Gruppe C Photography).

patricniederhauser.com

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