Motorsport: Saisonstart für Simona de Silvestro

MOTORSPORT Dieses Wochenende beginnt für Simona de Silvestro ein neues Kapitel in ihrer Karriere. In Adelaide bestreitet sie ihre ersten zwei Tourenwagenrennen in der australischen Supercars Championship. Fast alles muss und musste sie bisher neu erlernen. Seit genau einem Monat weilt Simona de Silvestro in Australien, um sich in ihrer neuen Heimat als Profirennfahrerin zu […]

Grossaufgebot von Kelly Racing: Als Nissan-Werksteam setzen die Australier vier Nissan Altima V8 ein, einen für ihre vielbeachtete Fahrerin aus der Schweiz.

Seit genau einem Monat weilt Simona de Silvestro in Australien, um sich in ihrer neuen Heimat als Profirennfahrerin zu akklimatisieren. Quartier bezogen hat sie in Melbourne, wo auch ihr Team Kelly Racing zu Hause ist. Unterstützt werden die Brüder Rick und Todd Kelly, die auch selbst fahren, von Nissan Motorsport (Nismo). Für Simona, Michael Caruso und sich selbst setzen die Kellys mit ihrer Mannschaft insgesamt vier Nissan Altima V8 in der Virgin Supercars Championship ein.

Dahinter verbirgt sich die populärste Rennserie in Australien und Neuseeland. Diese wird mit gegen 650 PS starken 5-Liter-V8-Tourenwagen vom Typ Ford Falcon, Holden VF Commodore und Nissan Altima ausgetragen. Mercedes-Benz AMG C63 und Volvo S60 wären ebenfalls zugelassen, sind aber im 2017er-Feld noch nicht dabei.

Bereit für den Saisonstart: Simonas Nissan Altima vor der Boxengarage in Adelaide. Wie in den USA erhält sie die Startnummer 78.

Das erste Rennen der Saison 2017 findet dieses Wochenende in Adelaide statt. Auf dem nun 3,22 km langen Stadtkurs fand 1995 letztmals der Grosse Preis von Australien statt. Seit 1999 sind dort die V8 Supercars die Hauptattraktion. Drei Wochen später sind die Tourenwagencracks dann beim diesjährigen Formel-1-Auftakt in Melbourne zu Gast.

Simona de Silvestro ist die erste Frau seit vier Jahrzehnten, die einen Stammplatz erhielt. Diesen sichern ihr die Organisatoren der Rennserie, die Tourismusbehörde Südaustraliens und ein Hauptsponsor. Sie alle erhoffen sich mit dem Einsatz einer Frau in dieser Männerbastion ein steigendes Interesse von Bevölkerungsgruppen und Medien, die ansonsten nicht so motorsportaffin sind. Für Nissan wird sie auch als Markenbotschafterin wirken.

Wunder darf zunächst aber niemand erwarten. Ihre Erfahrung mit diesen Tourenwagen beschränkt sich auf das Langstreckenrennen von Bathurst 2015 und 2016 sowie auf den Vorsaisontest in Sydney. Zudem ist sie neben dem erst 16-jährigen Alex Rullo der einzige Rookie im 26-köpfigen Feld.

Erstmals im Cockpit mit Dach über dem Kopf: Simona de Silvestro muss noch viel lernen, doch kriegt sie von ihrem Team die volle Unterstützung.

Simona de Silvestro: „Ich habe das Gefühl, ich muss alles neu erlernen. Ich muss mir einen ganz anderen Fahrstil als mit den IndyCars oder der Formel E angewöhnen. Meine bisherigen Mechanismen sind nicht mehr brauchbar. Mit den härteren Reifen kam ich bei den Tests ziemlich gut klar, doch aus den weichen Reifen habe ich noch nicht alles herausgeholt. Bei diesem Gewicht (über 1400 kg inkl. Fahrer) und so viel Power muss man aufpassen, dass man die Reifen nicht allzu rasch ruiniert. Die Autos an sich sind sehr schnell und cool zu fahren.“

Die ersten beiden Rennen in Adelaide gehen über je 250 km. Eine spezielle Herausforderung zum Saisonanfang, kommt es dort doch nicht nur auf den reinen Speed an, sondern vor allem auf die Konzentration über die volle Distanz. Wer einen groben Fehler macht und zu hart anschlägt, hat verloren. Solche Stadtkurse zwischen Betonmauern kennt Simona jedoch von vielen US-Rennen in der Formel Atlantic und IndyCar-Serie. Da sie weder die Fahrer und ihr Verhalten auf der Strecke, noch die meisten Circuits kennt, hegt die Schweizerin allerdings noch keine grossen Erwartungen.

Simona de Silvestro beim Vortest in Sydney. Ihr erstes Rennen muss sich jedoch nicht auf einem herkömmlichen Circuit, sondern auf einem Stadtkurs hinter sich bringen.

Simona de Silvestro: „Ich will in den ersten Rennen mal schauen, was passiert. In den bisherigen Rennserien konnte ich mich immer mit bekannten Fahrern vergleichen, hier habe ich jedoch keine Anhaltspunkte. Ich bin ja auch keine Tür-an-Tür-Kämpfe und Rempeleien gewohnt, wie sie im Tourenwagensport vorkommen. Daher setze ich mir erst nach einiger Zeit meine Ziele.“

Auf jeden Fall erwartet sie als einzige Europäerin im Feld der Aussies und Kiwis keinen Frauenbonus.

Simona de Silvestro: „Den hatte ich noch ich nie. Ich glaube, da fahren ziemlich viele Machos rum, die Racing am Limit betreiben… Aber das macht sicher Spass. Mein erstes Rennen wird sicher interessant und intensiv.“

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