Marcel Steiner: «Ich bin selbst schuld» 🎥

NUR MORALISCHER TAGESSIEGER Eine Retourkutsche für einen Protest in Osnabrück brachte Marcel Steiner in Österreich um den verdienten Tagessieg. Dabei erzielte er einen weiteren Schweizer Temporekord, den wir im Onboardvideo zeigen. Das von Marcel Steiner AutoSprintCH exklusiv zur Verfügung gestellte Onboardvideo zeigt seine Rekordfahrt vom 22. September beim Internationalen Bergrennen Esthofen–St. Agatha. Das Kopfschütteln nach […]

Das von Marcel Steiner AutoSprintCH exklusiv zur Verfügung gestellte Onboardvideo zeigt seine Rekordfahrt vom 22. September beim Internationalen Bergrennen Esthofen–St. Agatha. Das Kopfschütteln nach der Zieldurchfahrt erklärt er damit, dass er nach einer Trainingsbestzeit von 1’03,3 mit neuen Reifen eine grössere Steigerung erwartet hatte. 

Das Verdikt wäre trotzdem klar gewesen. Der schnellste Mann in Oberösterreich hiess Marcel Steiner. Lag Patrik Zajelsnik nach dem Training noch um 36 Tausendstel vor ihm, drehte der Schweizer den Spiess am Renntag bei schönstem Spätsommerwetter um und fügte seinem Erzfeind eine klare Niederlage zu – nur geht diese nicht in die Statistik ein.

So schnell wie kein Schweizer je zuvor
Mit 1,03,087 legte der Berner die 3200 Meter lange Strecke mit seinem LobArt-Mugen im ersten Rennlauf um fast eine Sekunde schneller zurück als der Deutsch-Slowene im Norma-Mugen. Bei nur zwei Läufen war Christoph Lampert im Osella FA30 als Dritter und schnellster Rennwagenpilot mit 1’04,875 schon so gut wie geschlagen.

Fünf Wochen nach seiner Schweizer Rekordfahrt beim EM-Lauf im Jura (178,345 km/h Schnitt) erzielte Steiner damit eine noch höhere Durchschnittsgeschwindigkeit. Diese liegt nun bei unglaublichen 182,604 km/h! So schnell war auf der österreichischen Tempostrecke noch kein Sportwagenpilot. Und nur Europameister Christina Merli war mit zwei 1’02er-Zeiten im Osella FA30 vor zwei Jahren noch zügiger im Ziel von St. Agatha.

Die Finne von der Airbox zum Heckflügel war zu hoch. Schneller war Marcel Steiner mit seinem LobArt-Sportwagen deswegen aber nicht (Fotos: Chris Payerhofer).

Die erwartete Retourkutsche
Im zweiten Lauf fuhr der diesjährige Vize-Bergmeister in 1’03,414 abermals die klare Bestzeit. In der Addition lag er mit 2’06,501 klar vor Zajelsnik (2’09,020) und Lampert (2’09,438).

Doch es kam, was fast befürchtet werden musste – eine Retourkutsche des in Freiburg i. Br. ansässigen Slowenen, der beim Bergrennen Osnabrück am 4. August nach einem Protest von Steiner Motorsport aus der Wertung geflogen war. Nun bemängelte Zajelsnik zwei Details am LobArt LA01 seines Erzfeindes und bekam Recht.

Fehlinterpretation des Reglements
Seine Beanstandung richtete sich gegen die Fahrzeughöhe (eine um 28 Millimeter zu hohe Finne auf der Airbox) und den Überhang (25 Millimeter Auspuff). Kein Teil der aerodynamischen Struktur darf sich nämlich mehr als 900 Millimeter über den Boden und kein Teil des Wagens weiter als 800 Millimeter hinter der Achse der Hinterräder befinden.

Marcel Steiner: «Ich wusste, dass etwas kommt, aber ahnte nicht was. Ich bin selbst schuld und habe da wohl das Reglement für E2-Sports Cars falsch interpretiert. Irgend etwas findet man an jedem Auto, wenn man es richtig anschaut. Er fand halt die richtigen Punkte.»

Zajelsnik Rache für Osnabrück richtete sich auch gegen die Fahrzeuge der Deutschen Alexander Hin (Osella PA30, ex Hugentobler) und Georg Lang (Renault FR 2.0). Ihre Rückspiegel waren zu klein. Da diese im Klassement hinter ihm lagen, kann man wohl nicht gerade von sportlicher Fairness sprechen.

Da freute sich Marcel Steiner noch über seine Top-Leistung. Nun hofft er, sich am 6. Oktober in Mickhausen in Südbayern regelkonform revanchieren zu können.

Steiner wäre der dritte Schweizer Sieger gewesen
Marcel Steiner bleibt die Genugtuung, dass er den Erzrivalen – dessen fahrerische Qualitäten ebenfalls unbestritten sind – auf der Strecke klar bezwungen hat, wenngleich sich dies im Klassement nicht widerspiegelt. Es wäre erst sein zweiter Tagessieg 2019 nach Eschdorf (LUX) im Frühjahr gewesen und der erste überhaupt auf der schnellsten Strecke Österreichs. Dort siegte sein Vater Heinz Steiner mit dem Martini-BMW CN von 1995 bis 1997 dreimal in Folge. Als einzigem Schweizer nach Steiner sr. gelang dies Eric Berguerand 2012 und 2015.

Marcel Steiner: «Auch wenn die Finne tiefer und der Auspuff kürzer gewesen wäre, wäre ich gleich schnell gewesen. Hingegen war Patriks Topspeed plötzlich deutlich geringer als in Osnabrück und letztes Jahr in St. Agatha. Sehr komisch…»

Nach seinem erfolgreich geführten Protest ist Patrik Zajelsnik der Tagessieger. Die Herzen der Zuschauer hat er damit sicher nicht erobert.

bergrennen.at/esthofen-st-agatha/ergebnisse/2019

 

 

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