Le Mans: Drei Schweizer aufm LMP2-Podium

SIEGER DISQUALIFIZIERT Die Gewinner der LMP2-Klasse wurden in Le Mans nachträglich disqualifiziert. So rücken zwei „echte“ Schweizer (Hirschi und De Sadeleer) und ein Doppelbürger (Lapierre) auf die ersten drei Plätze vor. Der Sieg geht nun provisorisch an Alpine. Am Montag nach den 24 Stunden von Le Mans haben die FIA-Stewards das in der Klasse LMP2 […]

Nachträgliche LMP2-Sieger (von links): Nicolas Lapierre, Pierre Thiriet und Andre Negrao, die Alpine und ihrem Teamchef den zweiten LMP2-Sieg nach 2016 bescherten.

Am Montag nach den 24 Stunden von Le Mans haben die FIA-Stewards das in der Klasse LMP2 siegreiche Team G-Drive Racing aus der Wertung genommen. Auch das viertplatzierte Schwesterteam TDS wurde aus demselben Grund disqualifiziert.

Beiden Teams wird eine Manipulation am Tankstutzen vorgeworfen. Dadurch konnten sie das Nachtanken beschleunigen, was einen klaren Wettbewerbsvorteil bedeutet.

Die zwei Teams erheben zwar offiziell Einspruch und wollen sich vor dem FIA-Berufungsgericht erklären. Die Fakten sprechen aber gegen sie, sodass die Chance auf eine Rückkehr zum ursprünglichen Klassement gering ist.

Das schnellste legale LMP2-Auto in Le Mans: Alpine A470 (Foto: Florent Gooden / DPPI).

Sieg für Alpine im Jubiläumsjahr
Das neue provisorische Klassement bei den kleineren Sportprototypen, deren einheitliche Gibson-V8-Motoren etwa 600 PS abgeben, sieht daher gleich drei Schweizer auf den ersten drei Plätzen!

Der erste Platz und die vollen Punkte (mit Faktor 1,5) für die Weltmeisterschaft gehen an das Team Signatech Alpine Matmut mit Nicolas Lapierre, André Negrão and Pierre Thiriet.

Schon 2016 hatte das französische Team der wiederbelebten Marke Alpine zum Triumph in Le Mans verholfen. Vor 40 Jahren entschied zudem ein Werks-Renault-Alpine A442 den Gesamtsieg für sich. Dieser jüngste Erfolg passt somit wunderbar zur Markteinführung der neuen Alpine A110.

Lapierre ist zwar gebürtiger Franzose, hat jedoch durch seine Schweizer Mutter auch den roten Pass und lebt seit langer Zeit in Genf. Als Rennfahrer vertritt er jedoch immer die Farben Frankreichs.

Die Sieger (links) jubelten zu früh – dafür durfte sich Jonathan Hirschi (rechts) nachträglich sogar über den zweiten Rang freuen (Foto: Michel Brisset).

Der grösste Erfolg für Jonathan Hirschi
Für Jonathan Hirschi war schon der dritte Gesamtrang ein unerwartetes, traumhaftes Resultat. Nachdem es ihm und seinem Team Graff Racing in der European Le Mans Series bisher nie richtig gut gelaufen war, passte nun in Le Mans fast alles.

Von Startplatz 8 losgefahren, hielten Hirsch und seine französischen Teamollegen Vincent Capillaire und Tristan Gommendy mit ihrem Oreca 07-Gibson den Anschluss an die Vorderleute. Sie verloren bis auf zwei Strafstopps (was viele Konkurrenten im ganzen Feld betraf) nie unvorhergesehene Zeit.

So rückten sie in der 21. Stunde, auch von Ausfällen profitierend, an die dritte Stelle vor. Diese hielten sie bis ins Ziel.

War schon der dritte Platz auf dem Podium von Le Mans der bisher grösste Erfolg des 32-jährigen Neuenburgers auf der Langstrecke, wurde nachträglich der zweite Rang daraus.

Jonathan Hirschi: „Es ist unglaublich! Als ich das erste Mal in Le Mans startete, war schon die Zielankunft ein Erfolg. Danach wünscht man sich ein Podium. Ich habe schon manche Rennen gewonnen, aber wenn man irgendwo auf dem Podest stehen will, dann in Le Mans. Ich hoffe, es läuft nun auch bei meinen weiteren VLN-Rennen mit dem BMW M6 GT3 von Walkenhorst und mit Graff Racing in der ELMS so gut.“

Sie hatten viel Spass und am Ende auch sportlichen Erfolg zusammen: Will Owen, Hugo de Sadeleer und Juan Pablo Montoya.

Das vereitelte Glücksgefühl für Hugo de Sadeleer
Den prominentesten Teampartner hatte Hugo de Sadeleer bei United Autosports in der Person des früheren GP-Siegers und Indy-500-Gewinners Juan Pablo Montoya. Mit dem ebenfalls Formel-1-erfahrenen Briten Will Owen bildete der Lausanner fahrerisch ein starkes Team auf einem Ligier-Gibson, das die Zielflagge nicht ohne kleinere Probleme (ein Ausrutscher ins Kiesbett, ein Reifenschaden) an fünfter Position sah.

Rückte der mit monegassischer Lizenz startende Waadtländer (er lebt zurzeit in einer Immobilie seines Vaters in Monaco) im Vorjahr durch eine nachträgliche Disqualifikation an den vierten Platz vor, spülte es ihn durch die zwei Wertungsausschlüsse nun sogar auf den dritten Rang vor.

Schön fürs Palmarès – aber das überwältigende Gefühl, hoch über der frenetischen Menschenmenge mit dem Lorbeerkranz um den Hals vom Podium jubeln zu dürfen, ist ihm entgangen. Siehe Jonathan Hirschi.

Dies liesse sich nur durch einen neuerlichen Anlauf in einem Jahr nachholen, wenn die 24 Stunden von Le Mans den Abschluss der Supersaison 2018/19 bilden.

www.fiawec.com

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