Hemberg: Marcel Steiner glänzt ohne Druck
UNANGEFOCHTEN Nach der kurzfristigen Absage von Eric Berguerand war Marcel Steiner beim Bergrennen Hemberg ohne ebenbürtigen Gegner. Trotzdem erzielte er einen Streckenrekord, ebenso wie Ronnie Bratschi und Frédéric Neff in ihren Tourenwagen-Kategorien. Das Aufatmen im Verein Bergrennen Hemberg war bis nach Zürich zu hören, wo die leisen Formel-E-Rennwagen im Kreis surrten. Die siebte Neuauflage ihres […]

Das Aufatmen im Verein Bergrennen Hemberg war bis nach Zürich zu hören, wo die leisen Formel-E-Rennwagen im Kreis surrten. Die siebte Neuauflage ihres Bergrennens verlief bis auf wenige Blechschäden unfallfrei, nachdem es im vergangenen Jahr beinahe zur Katastrophe gekommen war.
Zudem pilgerten rund 7500 Zuschauer ins Toggenburg, etwa 500 mehr als 2017. Mit fünf Trainings- und drei Rennläufen kamen die Teilnehmer auf der 1758 m langen Strecke ausgiebig zum Fahren und konnten die Heimreise am Sonntag so früh antreten wie selten. Dass es obendrein mehrere Streckenrekorde gab, war das sportliche Tüpfelchen auf dem i.
Streckenrekord auch ohne Druck von Eric Berguerand
Als Marcel Steiner in Hemberg ankam, erfuhr er von der kurzfristigen Absage seines Erzrivalen Eric Berguerand. Wie berichtet, zieht der Einbau eines AC-Cosworth-Motors ins Lola-Chassis mehr Schwierigkeiten mit sich als erwartet. Weil der Walliser das Triebwerk zu Hause nicht zum Laufen brachte, blieb er daheim.
Steiner nahm sich daher die Stoppuhr zum Gegner und erzielte mit seinem LobArt-Mugen aus der Gruppe der E2-Sportwagen schon im ersten Rennlauf einen neuen Streckenrekord.
Mit 53,76 war er eine Zehntelsekunde schneller als Berguerand 2014 und in der Addition der zwei schnelleren Laufzeiten um genau eine Sekunde besser als beim Vorjahressieg.
Marcel Steiner: «Es gab zwei Möglichkeiten – entweder einfach hochfahren oder sich anstrengen, um einen neuen Rekord zu erzielen. Ich hätte gerne mehr Gegner gehabt, daher suchte ich diese Herausforderung. Ich habe nicht mal neue Pneus montiert. Daher bin ich sehr zufrieden.»

Frust bei Amweg, Freude bei Faustini
Konkurrenz wäre mit Thomas Amweg und Robin Faustini eigentlich da gewesen. Doch beide hatten ihre eigenen Probleme.
Nach einem guten Funktionstest reiste Amweg optimistisch nach Hemberg. Dort konnte er im Lola B99-Cosworth aber plötzlich keine Gänge mehr einlegen und am Samstag daher nur einen Trainingslauf absolvieren. Am Sonntag setzten sich die Probleme mit der Schaltung fort, sodass Amweg auf den dritten Lauf verzichtete, aber klassiert werden konnte.
In der Klasse E2-SS bis drei Liter ging der Sieg somit an Robin Faustini vor Grégoire Siggen (Lola) und Amweg. Der Youngster hatte an seinem Reynard K01 ebenfalls noch etliche Probleme zu lösen, ehe er zum ersten Mal in Hemberg starten konnte. Dass ihn der glänzend disponierte Christian Balmer im Tatuus-Honda FM noch auf den dritten Gesamtrang verwies, störte ihn daher nicht sonderlich.
Robin Faustini: «Dies war erst mein zweites Rennen mit diesem Bomben-Auto, daher bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden. Ich muss noch viel lernen und sehe das Potenzial, daher fuhr ich auch nur mit älteren Reifen. Die SM ist noch lang…»

Schnellmann zwingt Bratschi zur Rekordfahrt
Nur diese drei der bloss zwölf Fahrer mit Rennsportwagen vermochten schneller zu fahren als die beiden besten Tourenwagenpiloten. Ronnie Bratschi und Roger Schnellmann bewegten sich mit ihren Mitsubishi-Bombern zunächst auf Augenhöhe.
Beide unterboten den 2017 von Reto Meisel im Mercedes SLK340 vor dem Ausfall aufgestellten E1-Rekord schon im ersten Lauf. Im zweiten Durchgang drehte Bratschi nochmals auf und drückte ihn auf 57,83.
Obwohl der Urner zum dritten Heat nicht mehr antrat und seinen Mitsubishi Evo VIII Egmo vorzeitig ins Parc fermé stellte, gewann er die Tourenwagen-Gesamtwertung mit neun Zehnteln vor dem ebenfalls überzeugenden Roger Schnellmann. schliesslich hat dieser 2018 noch deutlich weniger Routine am Berg als Bratschi.
Ronnie Bratschi: «Für meinen Geschmack kam mir Roger im ersten Lauf etwas nahe. Daher musste ich im zweiten nochmals Gas geben, obwohl am Auto die Motoraufhängung angerissen war und ich keinen Ausfall riskieren wollte. Daher trat ich danach nicht mehr an.»
Bratschi führt somit in der Berg-SM der Tourenwagen und im FIA International Hill Climb Cup, wo am nächsten Wochenende das vierte Rennen in Slowenien auf dem Programm steht. Ob er das Doppelprogramm nach dem nächsten Rennen in Reitnau (1. Juli) durchzieht, hängt vom weiteren Saisonverlauf ab.
Die weiteren Piloten mit E1-Turbo-Allradlern Simon Wüthrich (VW Golf), Thomas Kessler (Mitsubishi) und Romeo Nüssli (Ford Escort) blieben klar über der Minutengrenze.

Auch Neff mit der maximalen Punktzahl, tolles Duell in der TCR
Im Training noch hinter Bruno Sawatzki im doch wieder in der Interswiss eingeteilten Porsche 997 GT3 Cup, drehte Frédéric Neff am Sonntag den Spiess um.
Der Titelverteidiger gewann die Gruppe IS im verbreiterten Porsche 996 Cup ebenfalls in Rekordzeit und sammelte so wie Bratschi 27 SM-Punkte (25+2).

Michel Zemp (Seat Leon Cupra) und Patrick Flammer (erster SM-Start im Opel Astra) lieferten sich mit ihren TCR-Autos ein grandioses Duell, das der routinierte Zemp (zweite SM-Saison) dank seiner Bestzeit im dritten Lauf für sich entschied.
Sie waren mit ihren 350 PS starken Fronttrieblern sogar um einen Hauch schneller als Zweiliter-E1-Sieger Danny Krieg im allradgetriebenen Audi A4 STW und E1-3500-Sieger Hermann Bollhalder im Opel Speedster.
Bei den IS-Zweilitern feierte Philip Niederberger im Opel Kadett C City einen schönen Sieg. Und Martin Bürki liess mit seinem drehmomentschwachen 1600er-E1-Polo einmal mehr die Mehrheit der PS-stärkeren Tourenwagen hinter sich.