Formel 3: Fabio Scherer schreibt Geschichte

ERSTES EM-PODIUM Als erster Schweizer der Neuzeit stieg Fabio Scherer im Vorfeld der 24 Stunden von Spa aufs Gesamtsiegerpodium der Formel-3-Europameisterschaft. Für den zeitweise führenden Luzerner wäre sogar der Sieg möglich gewesen. Die beiden späteren Formel-1-Piloten Sébastien Buemi und Romain Grosjean gewannen zwar ebenfalls in der Formel 3 auf höchstem Niveau. Damals war es aber […]

Fabio Scherer bei der Pressekonferenz der Top 3: Restlos glücklich war der Luzerner nach seinem ersten Podium nicht … (Fotos: Peter Wyss).

Die beiden späteren Formel-1-Piloten Sébastien Buemi und Romain Grosjean gewannen zwar ebenfalls in der Formel 3 auf höchstem Niveau. Damals war es aber noch die EuroSerie, aus der 2012 die Europameisterschaft mit FIA-Prädikat hervorging. Diese gab es zuvor von 1975 bis 1982.

Als einziger Schweizer im diesjährigen Feld kratzte Fabio Scherer schon im Mai als Vierter im dritten Rennen auf dem Stadtkurs von Pau am Podium. Die Chance, dieses schon nach dem zweiten Lauf zu besteigen, hatte er an zweiter Stelle liegend mit einem Leitplankenkontakt vergeben – nun machte er diese Scharte auf einem anderen legendären Circuit wett.

Ein gutes Gefühl
Im zweiten Rennen vom Freitagnachmittag startete Scherer mit seinem Dallara F317-Volkswagen zwar nur aus der zehnten Position. Der 19-Jährige verhielt sich bei der heissen Windschattenschlacht (37 Grad offiziell gemessene Lufttemperatur!) aber taktisch geschickt, nützte Aus- und Zwischenfälle vor ihm liegender Konkurrenten aus und sah sich alsbald an der Spitze des 24-köpfigen Feldes.

Gegen die Angriffe seines offensichtlich schnelleren und erfahreneren Motopark-Teamkollegen Daniel Ticktum (Sieger Macau GP 2017) konnte der Innerschweizer schliesslich nichts ausrichten. Mit dem zweiten Platz und dem ersten Sieg in der Rookie-Wertung war Scherer denn auch nicht restlos glücklich.

Fabio Scherer: „Es war ein gutes Gefühl, an der Spitze zu liegen, aber es wäre mehr möglich gewesen. Ich hatte auf dem Weg nach vorne meine Reifen zu sehr verschlissen, daher konnte ich gegen Daniel nichts ausrichten. In der letzten Runde unterlief mir dann ein Fehler, worauf ich ihn ziehen lassen musste.“

Ein Meilenstein in der Karriere von Fabio Scherrer: Der 19-Jährige führt erstmals einen lauf zur Formel-3-EM an, hier vor dem späteren Sieger Daniel Ticktum (Foto: FIA Formula 3 European Championship/Thomas Suer).

Fortschritte zahlen sich aus
Stolz ist Fabio nicht nur auf das erste Podium eines Schweizers in der Formel-3-EM, sondern auch auf die geleisteten Fortschritte, die sich hiermit bezahlt gemacht haben. Zudem hat er zwischen den Rennen in Ungarn und Nürnberg die KV-Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.

Fabio Scherer: „Nach den Rennen auf dem Norisring, wo es wirklich schlecht lief, habe ich an mir gearbeitet. In Zandvoort ging es dann wieder aufwärts. Schon dort war meine Pace gut, nur kann man da nicht so gut überholen wie in Spa, sonst wäre mehr als der fünfte Platz drin gewesen. Und nachdem ich hier in Spa in der Qualifikation nur 19. war, kam ich im ersten Rennen auf den neunten Platz vor.“

Wie früher sein heute invalider Vater Michael freut sich Mick Schumacher diebisch über seinen ersten Sieg in der Formel 3.

Schnellster Mann des Wochenendes
Im dritten Rennen vom Samstagmorgen – nach einem leichten Regen auf abtrocknender Strecke und bei nur noch 23,8 Grad – startete Scherer als Zehnter. In der Anfangsphase fiel er zwar nach einem Schubser eines Rivalen (der dafür eine Durchfahrtsstrafe erhielt) ans Ende des Feldes zurück, arbeitete sich im Verlauf der 16 Runden jedoch wieder an dieselbe Position vor.

Dies trug ihm nochmals einen EM-Punkt ein. Bei seiner Aufholjagd drehte der Schweizer die schnellste Formel-3-Rennrunde des Wochenendes, was nicht nur seiner Stärke auf diesem Kurs, sondern auch den kühleren Asphalttemperaturen zuzuschreiben war.

Fabio Scherer: «Es ist frustrierend, wenn so etwas passiert. Denn ich glaube, ich hätte das Rennen gewinnen können. Ich war extrem schnell unterwegs – egal ob im Pulk oder ohne direkten Gegner vor mir.»

In der Meisterschaft ist Fabio nach seinem bisher besten Formel-3-Wochenende vom 15. auf den zwölften Zwischenrang vorgerückt.

Erster Formel-3-Sieg für Schumacher jr.
Geschichte schrieb im dritten Rennen von Spa auch der Jüngling mit dem berühmtesten Namen im Feld. Mick Schumacher feierte in seiner zweiten Formel-3-Saison den ersten Sieg auf jener Strecke, auf der sein Vater Michael 1991 mit Jordan in der Formel 1 debütierte.

Für den Rekordweltmeister bedeutete dies einst den Anfang einer bis heute einzigartigen Karriere. Wohin jene seines Sohnes und auch die von Fabio Scherer führt, wird sich zeigen.

fiaf3europe.com

fabioscherer.ch

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