Classic Racing: Schweizer Festspiele im Burgund 🎥

SIEGESSERIE Beim Grand Prix de l’Age d’Or in Dijon spielten die Schweizer in den wichtigsten Klassen ihre ganze Stärke aus. Herausragend dabei war der Jurassier Maxime Guenat.

 

Der Grand Prix de l’Age d’Or für historische Rennfahrzeuge zählt zu den grössten internationalen Veranstaltungen, die noch auf dem früheren GP-Kurs von Dijon im Burgund durchgeführt werden. Zudem ist er der älteste Event im Historic Racing in Frankreich, der vom 2. bis 4. Juni zum 58. Mal stattfand.

Die Mehrheit der Rennen zählten zu der von Peter Auto aus Paris organisierten Classic Endurance Racing Series. Rund 16’000 Zuschauer und Teilnehmende, unter denen sich viele aus der Schweiz befanden, wohnten der traditionellen Veranstaltung bei. Das Video gibt einen schönen Eindruck über die einzelnen Rennfelder und das Drumherum.

Fünffacher Schweizer Sieg
Den Vogel schossen die Schweizer Classic Racer in der CER2 für GT und Sportwagen von 1972/73 bis 1981 ab. In diesem einstündigen Lauf gab es gleich einen fünffachen Triumph der Eidgenossen. Zunächst führte der von Platz 2 gestartete Yves Scemama im Toj SC304 mit Cosworth-3.0-Triebwerk, ehe Polesetter Maxime Guenat im gleich motorisierten Lola T286 (obere Galerie links vor Scemama) nach 17 der 37 Runden mit Pflichtboxenstopp das Zepter in die Hand nahm. Den dritten Gesamtrang holte Yves’ Bruder Philippe Scemama im Gruppe-C-Lola T600 von 1981.

Weil das Trio (Podium obere Galerie Mitte) in der hubraumgrössten Klasse allein war, folgten danach die schnellsten Zweiliter. Nach der Disqualifikation des anfänglich führenden Briten Tony Sinclair in einem Lola T296 setzte sich der mehrfache Meister Beat Eggimann in seinem Cheetah G601 (obere Galerie rechts) durch. Der Sissacher Garagier führte mit der Schweizer Konstruktion eine Horde von Chevron an, deren Bester sein Landsmann Philipp Brühweiler war. Im Qualifying lag Brühweiler noch vorne.

Toni Seilers Vormarsch aufs Podium
In der CER1 (1966-1971) kam Toni Seiler mit seinem Lola T70 MkIII (mittlere Galerie links) nach einem eher enttäuschenden Qualifying (12.) erst im Rennen richtig in Schwung. Die Belohnung war der dritte Rang in der Klasse und der vierte im Gesamtklassement, das sein französischer Markengefährte Armand Mille anführte.

Beeindruckend bewegten auch Henrique Gemperle und Marc de Siebenthal ihren Porsche 908/03 in berühmten Farben von Martini Racing (untere Galerie Mitte) zum dritten Gesamtrang. Mit einem Ford GT40 entschied Yves Scemama die Gruppe GT1 für sich.

Beste Werbung in eigener Sache
Weltweit einzigartig ist im Rahmen dieser Veranstaltungsserie jeweils das Feld der Gruppe 2 und Gruppe A aus der Ära der Tourenwagen-EM und DRM von 1966 bis 1984 (Start zweite Galerie rechts). Die legendären Schlachten zwischen Ford und BMW finden hier mit schnellen und solventen Privatfahrern am Steuer ihre Fortsetzung. Manche Autos sind zwar keine damaligen Originale im Renntrimm, sondern auf originalen Rohkarossen aufwendig neu aufgebaute Fahrzeuge, eine Augen- und Ohrenweide sind sie aber trotzdem.

Spezialist auf diesem Gebiet ist der Berner Michael Kammermann mit seiner Firma MK Motorsports aus Worb, der gleich selbst demonstrierte, was seine bildschönen Unikate taugen. Mit dem 2023 erstmals eingesetzten BMW 3.0 CSL von 1975 (dritte Galerie links), mit dem er schon im Mai bei der Hockenheim Historic gewann, duellierte er sich mit dem ebenfalls von ihm gebauten Vierventil-Coupé von Maxime Guenat und den beiden Ford Capri RS3100 von Armand Mille und Yves Scemama.

In der zweiten Rennhälfte übernahm Kammermann (dritte Galerie Mitte) definitiv die Spitze und siegte mit 1,2 Sekunden Vorsprung auf Mille und 33,5 auf das Vater-Sohn-Duo Guenat. Nach einem technischen Defekt an seinem Capri im freien Training war der 30-jährige Jurassier Maxime Guenat auf den BMW seines Vaters Dominique umgestiegen, den vor zwei, drei Jahren Michael Erlich zu vielen Siegen pilotierte.

Mit einem in drei Jahren aufwendig gebauten Ford Capri RS 2600 (dritte Galerie rechts vor einem weiteren MK-Coupé und einem Escort RS) auf Basis eines „Scheunenfund-Chassis“ beteiligt sich 2023 auch Toni Seiler im Heritage Touring Cup. Gegen die Vierventiler in den schnellsten BMW und Ford hat der Limmattaler mit dem Weslake-Motor allerdings keine Chance. Im Schweizer Duell gegen Markengefährte Thomas Studer unterlag er um 0,001 Sekunde (Ränge 12 und 13).

Eine Runde zu viel gedreht
Schon am Vorabend stieg Guenat jr., der seit Jahren zu den Schnellsten seiner Branche gehört, mit dem Franzosen Guillaume Mahé auf einem Shelby Cobra 289 (untere Galerie links) als Sieger der Sixties’ Endurance über anderthalb Stunden aufs Podest. Diesen Erfolg erbte das Duo allerdings, nachdem das vor ihnen liegende Shelby Cobra Daytona Coupé wegen eines Verstosses im sportlichen Reglement (zweimal abgewinkt!) disqualifiziert worden war. Mit weniger als 50 Sekunden Rückstand kamen Armand Mille und Yves Scemama in ihrem Daytona Coupé auf Rang 5.

Knapp am Podium vorbei fuhr Philipp Buhofer mit seinem Lotus 27 (untere Galerie Mitte) als Vierter im ersten Rennen der FIA Lurani Trophy für Formel-Junior-Rennwagen (untere Galerie rechts). Im zweiten Lauf schied der Zuger aus.

Alle Resultate sämtlicher Veranstaltungen dieser Rennserien sind diesem Link zu entnehmen. Der Saisonhöhepunkt findet am 1./2. Juli in Form der Le Mans Classic 2023 auf dem originalen Circuit des 24 Heures statt, wo ja dieses Wochenende der moderne Langstreckenklassiker über die Bühne geht.

Fotos: Peter Auto/Photoclassicracing, Peter Wyss

peterauto.fr

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