Berg-Pokal: Krebs übernimmt die Spitze

UNBELOHNTER MARTIN BÜRKI Mit seinem Sieg im Renault Classic Cup übernahm Philipp Krebs in Oberhallau die Führung im Schweizer Berg-Pokal. Mann des Tages war in den dafür gewerteten Klassen einmal mehr der bisherige Tabellenleader Martin Bürki. Als Martin Bürki den dritten Rennlauf in Oberhallau beendet und sich für die Rückführung eingereiht hatte, brachen bei ihm […]

Martin Bürki und Reto Steiner waren in ihren E1-Klassen top. Zuvor zog die Mütze ob dem Rekord der furiosen 1600er-Siegers (Fotos: Peter Wyss).

Als Martin Bürki den dritten Rennlauf in Oberhallau beendet und sich für die Rückführung eingereiht hatte, brachen bei ihm alle Dämme. Mit 1’24,88 hatte der furiose Berner mit seinem kleinen VW Polo eine phantastische Rekordzeit in die 3000 Meter lange Bahn gelegt, die eigentlich als Powerstrecke gilt. Mit dem drehmomentschwachen 1600er war Bürki damit schneller als sämtliche Konkurrenten aus den verschiedenen Tourenwagenklassen der Gruppen E1, IS und KW-Berg-Cup bis zwei Liter Hubraum.

In Gedenken an Jürg Beiner
Angestachelt hatte ihn nicht nur der Ehrgeiz, sondern auch die vom Deutschen Erwin Buck im KW-Berg-Cup im VW Scirocco mit einem drehmomentstärkeren Spiess-Motor vorgelegte Zeit von 1’25,14. Einen Tag nach der Urnenbestattung seines besten Freundes und Rennfahrerkollegen Jürgen Beiner, der Bürki mit seinem MB Motorsport Team in Gedanken beiwohnte, schüttelten ihn die Emotionen.

Martin Bürki: «Ich wollte schon im zweiten Lauf eine solche Zeit fahren, machte aber kleine Fehler. Einige Passagen fuhr ich erstmals im sechsten Gang voll oder nur mit einem Lupfer. Das ist hohes Niveau und eine meiner besten Leistungen. Ich hätte nie gedacht, dass das Auto und die Strecke dies hergeben. Jürgen fuhr mit mir und hat dazu verholfen…»

Auf Martin Bürkis VW Polo fahren die verstorbenen Rennkollegen mit. Jürg Beiner kam für Oberhallau hinzu.

Mit solchen Vorstellungen straft Bürki all jene Lügen, die ihm vorwerfen, dass die E1-1600 zum Grossteil aus Leuten aus dem eigenen Team besteht. Die entscheiden jedoch selbst, wann und wo sie antreten. In Oberhallau fuhr nur Heinz Gfeller neben den «Fremdlingen» Joël Werthmüller (erstes Rennen 2019 im Peugeot 106) und René Bilger (VW Golf) unter MB-Bewerbung.

Da der Deutsche Florian Arlt nicht punktberechtigt ist, erhielt Bürki bei nur drei Schweizer Gegnern bloss zehn statt 20 Zähler und bezog so quasi sein zweites Streichresultat. Sein erstes war die Absenz in Hemberg wegen Slalom Romont. Trotzdem ist er noch Zweiter im Zwischenklassement. Wer solche Rekorde hinzaubert, hätte den Titel auch konkurrenzlos verdient.

Christoph Mattmüller setzte bei seinem ersten zweiten Bergrennen in diesem Jahr gleich einen neuen IS-1600-Rekord.

Burri setzt nun auf die IS-Trophy
Da Bürki keine Gegner scheut, sondern welche sucht, startet er nun am Gurnigel und in Les Paccots in der Interswiss bis 1600. In dieser Klasse war Christoph Mattmüller mit seinem VW Scirocco in der neuen Rekordzeit von 1’25,40 in Oberhallau überragend.

Stephan Burri kann die erste Saisonniederlage trotz persönlicher Bestzeit, die ebenfalls unter dem bisherigen Bürki-Rekord lag, verschmerzen. Der zweite Polo-Berner bleibt dank den acht Siegen zuvor klar an der Tabellenspitze der IS-Trophy, auf die er es abgesehen hat. Der Berner Dreikampf Bürki-Burri-Mattmüller am Gurnigel verspricht Spannung.

Jürg Ochsner erfüllte seine eigenen Erwartungen und die aller Einheimischen. Der Oberhallauer half im Bautrupp mit und kennt jeden Grashalm.

Ochsner siegt vor Heimpublikum
Im Berg-Pokal wird Burri mit seinen IS-Kollegen Stefan Schöpfer (Audi 50) und Jürg Ochsner (Opel Kadett) den dritten Medaillenrang ausmachen. Beide gewannen ihre Klassen, wobei Schöpfer trotz der besser gewordenen Strecke nicht an seinen Rekord von 2007 herankam, dafür gelang Ochsner der ersehnte Heimsieg in persönlicher Bestzeit. Manuel Santonastaso (BMW 320) und der zweite starke Schaffhauser Patrick Hedinger (Peugeot 205) liessen sich in der Addition der IS-2000 aber nur um 1,20 bzw. 2,12 Sekunden abhängen.

Steiner knapp vor Faiglé
In der E1-2000 lieferten sich Reto Steiner im Ford Escort RS mit Mondeo-V6-Motor und René Faiglé im VW Scirocco mit STW-Triebwerk (wie im Audi A4 des nur als Zuschauer anwesenden Danny Krieg) ein grandioses Duell. Mit winzigen neun Hundertsteln Vorsprung behielt Steiner die Oberhand. Als Dritter blieb Christian Darani im leistungsmässig unterlegenen und eher für Slalom geeigneten Fiat X1/9 mit nur 0,77 Rückstand ebenfalls nur knapp zurück.

Verbunden mit seinem Fahrkönnen, nutzte Reto Steiner das Drehmoment seines Ford Escort V6 in der E1-2000 aus.

In der E1-1400 erlitt Beat Rohr dasselbe Schicksal wie Bürki: Sein erneuter Klassensieg mit dem Audi 50 MLP in Rekordzeit wurde nur mit halben Punkten belohnt. Ebenso jener von Alain Pfefferlé in der ebenfalls zum Berg-Pokal zählenden Gruppe K der Historischen Fahrzeuge. Mit seinem über 40-jährigen Porsche 935 war der Walliser der sechstschnellste Tourenwagen/GT-Pilot überhaupt – chapeau!

Krebs oder Bürki?
Neuer und alleiniger Spitzenreiter im Berg-Pokal 2019 ist nun Philipp Krebs. Im Gegensatz zur Vorwoche im Jura hielt er diesmal den in den Renault Classic Cup zurückgekehrten Thomas Zürcher nicht nur punkto Einzellaufzeit, sondern auch in der Addition der zwei besten Läufe um eine Sekunde hinter sich. Mit dem Clio II wird Krebs auch am Gurnigel der Clio-III-Meute vom Leistungsgewicht her überlegen sein. Den dritten Platz auf dem Podium entschied mit Michael Schläpfer beim ersten Start in Oberhallau ebenfalls ein Clio-II-Fahrer mit fünf Hundertsteln Vorsprung auf Daniel Borer knapp für sich. 

Falls Krebs auch die letzten beiden Bergrennen in der umkämpften Cup-Klasse für sich entscheidet, gingen gleich beide Titel an ihn. Trotz dieser rosigen Aussicht darf der letztjährige Vizemeister im Berg-Pokal und Classic-Cup-Champion keine Geschenke seiner Kollegen erwarten. Wenn Martin Bürki die IS-1600-Gegner zweimal schlägt, holt ohnehin der Doyen unter den Piloten mit den kleineren Renntourenwagen den Berg-Pokal 2019.

Die Renault-Kollegen machen sich keine Geschenke, auch wenn einer der Ihren den Berg-Pokal gewinnen kann. Von links: Daniel Borer (4.), Michael Schläpfer (3.), Sieger Philipp Krebs, Thomas Zürcher (2.) und Stephan Zbinden (5.).

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