24H Le Mans: Nicht alles ist nun anders 🎥

KLASSIKER OHNE PUBLIKUM Die von Juni auf diese Woche verschobenen 24 Stunden von Le Mans 2020 werden sicher nicht in erster Linie aus sportlichen Gründen in die Geschichte eingehen. Favorit ist Toyota. Der Teaser deutet an, dass sich Dinge geändert haben (Things have changed), nicht aber die Bereitschaft zum Kampf, der auch 2020 mit viel […]

Der Teaser deutet an, dass sich Dinge geändert haben (Things have changed), nicht aber die Bereitschaft zum Kampf, der auch 2020 mit viel Action auf der Strecke verbunden sein wird.

Erst zum vierten Mal in seiner 97-jährigen Geschichte finden die 24 Stunden von Le Mans in der Hauptstadt des französischen Departements Sarthe nicht im Juni statt. Ein absolutes und tristes Novum sind die fehlenden Zuschauer, von denen üblicherweise rund eine Viertelmillion über alle Tage zugegen sind. Der Veranstalter und Rechteinhaber A.C.O. lässt kein Publikum im und rund um den 13,626 Kilometer Circuit de la Sarthe zu.

Action erst ab Donnerstag
Auch auf die öffentliche Wagenabnahme zu Wochenbeginn und die Fahrerparade in der Innenstadt am Ruhetag vor dem Rennen wird in diesem Ausnahmejahr verzichtet. Alles müssen und können sich die Fans nur am Fernsehen (Eurosport) und über die Sozialen Netzwerke reinziehen. Corona lässt grüssen!

Die Strecken-Aktivitäten beginnen am Donnerstag, 17. September, mit fast elf Stunden Training und Qualifying – eine Herausforderung für die Fahrer und Teams. Nach einem einstündigen Training am Freitagmorgen wird die Startaufstellung durch die neue Hyperpole-Session bestimmt (11.30 bis 12 Uhr), bei der die sechs besten Autos jeder Klasse um die Pole-Position kämpfen.

Die gigantischen Tribünen bleiben 2020 leer. Die Autos drehen ihre Runden nur vor Zutrittsberechtigten und dem TV-Publikum.

Rücksicht auf die Tour de France
Das Rennen, das als siebter Lauf zur jahresübergreifenden Langstrecken-WM 2019/20 (World Endurance Championship WEC) zählt, wird am Samstag, 19. September, um 14.30 Uhr Ortszeit gestartet. Hintergrund ist die finale Etappe der Tour de France.

Die ebenfalls in den September verschobene Frankreich-Radrundfahrt endet am späten Sonntagnachmittag mit der Zieldurchfahrt in Paris. Um eine Kollision mit diesem TV-Ereignis zu vermeiden, wird die 88. Auflage des Langstrecken-Klassikers entsprechend der früheren Startzeit bereits um 14.30 Uhr abgewunken.

Halb Tag und halb Nacht
Interessant: Rund um die Sommersonnenwende (20. Juni) sind in unseren Breitengraden die Tage am längsten. Am ursprünglich geplanten Termin vom 13./14. Juni wären die Fahrzeuge nur rund acht Stunden durch die Nacht gefahren.

Am dritten September-Wochenende dauert die Phase der Dunkelheit fast vier Stunden länger als kurz vor dem Beginn des kalendarischen Sommers. Weil durch die kühleren Temperaturen mehr Sauerstoff in der Luft ist, werden die Motoren dafür mehr Leistung abgeben. Daher werden, falls es nicht regnet, bei Nacht schnellere Rundenzeiten denn je erwartet.

Toyota macht keinen Hehl aus der Absicht, dieses Rennen zum dritten Mal in Folge zu gewinnen. Alles andere wäre ein Debakel.

Dritter Sieg für Toyota?
Mit dem Hattrick im Visier reist Toyota Gazoo Racing an. Der japanische Automobilhersteller will den Langstreckenklassiker zum dritten Mal in Folge gewinnen – und dem Toyota TS050 Hybrid damit einen gebührenden Abschied bescheren. Ab 2021 gilt nämlich ein neues Reglement mit technisch weniger aufwändigen Rennsportwagen.

Nachdem dem 1000 PS starken Allrad-Sportprototypen 2016 im direkten Kampf gegen Porsche nur zwei Runden zum Sieg gefehlt hatten, avancierte das einzig übriggebliebene LMP1-Werksteam ab der Saison 2018/19 zum Seriensieger. Toyota könnte sich die begehrte Wandertrophäe wie zuvor Audi und Porsche nun dauerhaft sichern.

Letzter Auftritt von Rebellion, Premiere für Delétraz
In diesem Jahr tritt Toyota gegen zwei private LMP1-Konkurrenten an. Rebellion Racing setzt bei seinem vorerst letzten Le-Mans-Einsatz (Rückzug nach Saisonende) zwei Rebellion R13-Gibson ein, ByKolles Racing einen Enso-CLM-Gibson. Als einziger Schweizer Fahrer kommt Formel-2-Pilot Louis Delétraz mit Rebellion zum Debüt in Le Mans und der WEC.

Seit 2006 ist Rebellion zuerst als Sponsor, dann als Team unter Schweizer Flagge dabei. Diese Woche ist es der vorerst letzte Auftritt in Le Mans.

Dank der Leistungsbegrenzung für Toyota und Zugeständnissen für die Wagen der beiden Privatteams haben diese durchaus Chancen auf den Gesamtsieg. Aber dazu müssen sie nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig sein. Rebellion gelangen auf diese Weise zwar schon Siege über Toyota, zuletzt in Spa waren deren Werkswagen über sechs Stunden aber unerreichbar.

Sébastien Buemi wie Marcel Fässler?
Titelverteidiger in Le Mans sind Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima, die 2020 mit dem Neuseeländer Brendon Hartley einen neuen Teamkollegen anstelle von Fernando Alonso erhielten. Buemi könnte nun wie Marcel Fässler (2011, 2012 und 2014 mit Audi) ebenfalls auf drei LM-Siege kommen. Wie berichtet, muss Fässler dieses Jahr auf Le Mans verzichten, da Corvette Racing 2020 nicht ausserhalb der USA und Kanada startet.

Mike Conway, Kamui Kobayashi und José María López hatten im Juni 2019 ihren ersten Triumph in Le Mans vor Augen, den im letzten Moment ein Reifenschaden zunichte machte. Sie führen im Toyota mit der Startnummer #7 die Fahrer-WM mit zwölf Punkten vor ihren Teamkollegen mit der #8 an.

Beim vorletzten WM-Lauf werden am kommenden Wochenende 51 Punkte vergeben. Im Titelkampf ist also noch alles offen.

Sébastien Buemi möchte zum dritten Mal in der Mitte des Podiums von Le Mans stehen. Die Chancen stehen 50:50.

Weitere Schweizer Hoffnungen aufs Podium
Trotz einige Rückzüge umfasst das Teilnehmerfeld 60 Fahrzeuge. Bei den LMP2-Sportwagen dürfen sich mit Antonin Borga, Alexandre Coigny, Nicolas Lapierre (Cool Racing) sowie Jonathan Hirschi und Simon Trummer fünf auf drei Autos verteilte Schweizer Hoffnungen auf ein Podium machen. Als Zweiter hat dies Hirschi 2018 schon geschafft.

Auch Flugunternehmer Thomas Flohr gelang dies 2018 in der Kat. GTE LM-Am, wo die Trauben seither höher hängen. Nachdem sie dieses Jahr in der ELMS schon auf dem Podium standen, darf Rahel Frey mit ihren Kolleginnen Michelle Gatting (DK) und Manuela Gostner (I) ebenfalls davon träumen. Mit Christoph Ulrich kommt ein weiterer Schweizer auf einem von zwölf Ferrari F488 GTE Evo zum Einsatz. Auf einem der acht Porsche debütiert der junge Romand Lucas Légéret.

Startliste 24 Stunden Le Mans 2020

Stand Fahrer-WM LMP

Stand Fahrer-WM LMP2

WM-Stand LMP1 Teams

lemans.org

 

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