24 Stunden Le Mans: Duell unter der Sonne

24 STUNDEN LE MANS Toyota (mit Sébastien Buemi) startet am Samstag um 15 Uhr aus der ersten, Porsche (mit Neel Jani) aus der zweiten Startreihe. Fürs Rennen will dies nichts heissen. Entscheidender Faktor könnte die fürs Wochenende erwartete Hitze werden.   Dass Toyota dieses Jahr in Le Mans auf eine Runde schneller sein wird als […]

 

Überragende Trainingsbestzeit: Toyota muss nun aber endlich beweisen, dass sie nicht nur schnell sind, sondern auch zuverlässig bis zum Ende des 24-Stunden-Rennens. Das war noch nie der Fall.

Dass Toyota dieses Jahr in Le Mans auf eine Runde schneller sein wird als Porsche, war aufgrund der ersten zwei Langstreckenrennen 2017 erwartet worden. Die Rekordrunde von Kamui Kobayashi im Qualifying war trotzdem eine Sensation.

Der frühere Sauber-F1-Pilot drehte bei absolut freier Bahn – was es in Le Mans selten gibt – eine absolute Rekordrunde. Mit einem Schnitt von 251,7 km/h für den 13,629 km langen Circuit de la Sarthe löschte er den seit 1985 von Hans-Joachim Stuck in einem Porsche 962C gehaltenen Trainingsrekord aus. Damals gab es auf der berüchtigten Geraden von Les Hunaudières (eine Überlandstrasse mit Tempi bis über 400 km/h) noch keine Bremsschikanen…

Der zweite Toyota mit Sébastien Buemi wird am Samstag um 15 Uhr (TV live auf Eurosport) ebenfalls aus Reihe 1 in das zum 85. Mal seit 1923 ausgetragene Rennen starten.

Dahinter stehen die beiden Porsche 919 Hybrid, wobei Neel Jani teamintern die schnellste Runde gelang. Der Vorjahressieger erzielte 2015 und 2016 die Pole Position, kann mit dem dritten Startplatz nun aber gut leben. Zumal ihn der einzige Faktor optimistisch stimmt, den die Teams mit allem Aufwand für die Vorbereitungen des zig-Millionen teuren Abenteuers nicht beeinflussen können: das Wetter.

Bei der 85. Auflage der 24 Heures du Mans wird Toyota der Gejagte und Porsche der Jäger sein – 2015 und 2016 war es umgekehrt, mit bekanntem Ausgang: Porsche siegte, Toyota scheiterte.

Hitzewelle für die zwei Renntage
In der Region Sarthe sind für Samstag und Sonntag Temperaturen von mehr als 30 Grad angesagt. So heiss und absolut trocken während der kompletten Veranstaltung war es seit mehr als zehn Jahren nie mehr.

„Für uns Fahrer ist das weniger schlimm, aber die Technik unserer ohnehin sehr komplexen Autos wird darunter leiden“, prophezeit Neel Jani. Die Hybridsysteme mit ihren Batterien werden wie andere Fahrzeugkomponenten auf die lange Distanz durch diesen Faktor noch eher an die Belastungsgrenze (drohende Überhitzung) kommen. „Wir werden deswegen wohl viel näher an Toyota dran sein, als wir es bisher waren“, glaubt Jani und hofft: „Gut möglich, dass am Ende wieder die Zuverlässigkeit den Ausschlag zu unseren Gunsten geben wird.“

Sollten die Aussentemperaturen mehr als 32 Grad erreichen, ist Toyota zudem zu einem Strategiewechsel gezwungen. Laut Reglement dürfen Fahrer, deren Wagen über keine Klimaanlage oder spezielle Belüftung (wie bei Porsche) verfügen, maximal 80 Minuten am Steuer sein. Danach muss gewechselt werden. Das kostet während des Tankens zwar keine zusätzliche Zeit, hat aber einen Einfluss auf den Rhythmus einer Fahrerequipe. Gewöhnlich bleiben die Fahrer bis zu vier Stunden am Steuer. Es wird also spannend.

Rad-an-Rad-Rennen erwartet: Der rote Oreca-Gibson Nr. 24 von Manor Racing, auf dem Simon Trummer zum Einsatz kommt, steht in seiner Klasse in der ersten Reihe.

Fährt ein Schweizer aufs LMP2-Podium?
In der Klasse LMP2, die mit 25 Wagen die am stärksten besetzte ist, befinden sich vier der fünf Schweizer in einer ausgezeichneten Ausgangslage. Der Sportwagen von Simon Trummer startet aus der ersten Reihe bzw. der vierten im gesamten Feld. Die beiden unter Schweizer Flagge laufenden Vaillante Rebellion folgen auf den Plätzen 4 und 5 (wo der Genfer Mathias Beche mitfährt). Das Auto mit Jonathan Hirschi, Teamkollege von Trummer bei Manor Racing (ex Formel 1), folgt in der Startaufstellung als sechstes. Das Trio mit Le-Mans-Neuling Hugo de Sadeleer geht mit seinem Ligier vom 21. Startplatz (15. LMP2) ins Rennen.

Bei den Wagen der vier besser platzierten Schweizer handelt es sich um das Modell Oreca 07, die mit einheitlichen Gibson-V8-Motoren (rund 600 PS) ausgerüstet sind. Wie schnell diese kleineren Le-Mans-Prototypen geworden sind, zeigt ein Zeitenvergleich: Vitaly Petrovs Trainingsbestzeit hätte 2011 für den ersten Startplatz des gesamten Feldes gereicht.

Zurück zu den Wurzeln. Marcel Fässler fährt wie 2009 für Corvette Racing und hofft, dass sein Auto mit Nummer 64 nur zum Tanken und Fahrerwechsel an den Boxen stehen wird.

Marcel Fässler ist guter Dinge
Damals errang Marcel Fässler mit Audi seinen ersten Sieg von drei. Der Schwyzer fährt dieses Jahr, wie zuletzt 2009 in Le Mans, für Corvette Racing in der Klasse GTE-Pro. Dort ist die Leistungsdichte unter den fünf Herstellern Aston Martin, Chevrolet, Ferrari, Ford und Porsche mit sieben der 13 Autos innerhalb von 1,2 Sekunden phänomenal.

Gerade deswegen freut sich Fässler, dessen Corvette C7.R von Startplatz 10 aufbricht, auf diese neue Herausforderung: „Bei uns ist alles offen, die Entscheidung wird bei uns nur über die Distanz fallen.“

Am Sonntag um 15 Uhr kennen wir sie.

www.lemans.org

 

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