Nachruf: Abschied von "Jimmy" Froidevaux

IN THAILAND GESTORBEN Jean-Pierre Froidevaux (75) ist am 26. Juli in seiner Wahlheimat Thailand gestorben. «Jimmy» war einer der bekanntesten Schweizer Automobilsportfotografen. Ein persönlicher Nachruf. Ich weiss noch genau, wann und wo ich «Jimmy», wie ihn alle nannten, das erste Mal traf. Für die wöchentliche Fachzeitung Motorsport aktuell, die mich ein Jahr später fest anstellte, […]

Jean-Pierre „Jimmy“ Froidevaux liebte das Leben und das Fotografieren von Autorennen. Zuletzt auch in Thailand, wo er seinen Lebensabend verbrachte.

Ich weiss noch genau, wann und wo ich «Jimmy», wie ihn alle nannten, das erste Mal traf. Für die wöchentliche Fachzeitung Motorsport aktuell, die mich ein Jahr später fest anstellte, durfte ich erstmals im April 1976 von einem Rennen berichten, dem SAR-Rundstreckenrennen in Dijon. Als Sohn eines Hobbyrennfahrers mit dem Schweizer Rennsport aufgewachsen, kannte ich schon vor dem Start in mein journalistisches Berufsleben viele Leute. Einige wichtige, mit denen ich es fortan (und bis heute) zu tun haben sollte, aber nicht. «Wenn du etwas nicht weisst oder einen nicht kennst, dann frag einfach den Jimmy», riet mir der Redaktionsleiter. «Du wirst ihn an seinem Vollbart erkennen.»

Ein prägender Eindruck
Jimmy konnte man wirklich nicht übersehen. Im ersten Moment machte er mir den Eindruck eines Neandertalers (hab’ ihn damit immer wieder aufgezogen, nachdem der Bart längst ab war), danach nur noch den eines überaus netten, freundlichen, hilfsbereiten und einfach sympathischen Menschen. Seither waren wir sehr gute Kollegen und reisten zusammen zu unzähligen Autorennen auf der ganzen Welt.

WC als Dunkelkammer
Als es noch keine Digitalfotografie gab, wir jedoch als Berichterstatter für die damalige Bibel des Motorsports unter Zeitdruck standen, nahm Jimmy stets sein Labor mit. Die Toilette im Hotelzimmer, das wir immer teilten, wurde zur Dunkelkammer umfunktioniert, damit die Schwarzweiss-Filme schon vom Training am Samstagabend und manchmal noch am Renntag entwickelt werden konnten. Von Peter Wyss (Text) und Jean-Pierre Froidevaux (Fotos) lautete manche Autorenzeile – wir bildeten ein Team, auf das andere Redaktionen neidisch sein konnten.

Er liebte das Leben
Jimmy arbeitete auch für die Fotoagentur Keystone, dann für den BLICK, und so reiste der Zürcher vermehrt zu Grands Prix und weniger zu Schweizer Rennen. Reich, ausser an Erfahrung, wurde er dabei nicht, aber er jammerte nie über zu geringe Honorare oder zu wenige Aufträge. Als Fotograf hatte er ohnehin viel mehr Freude an seiner Arbeit als zuvor als «Plättlileger», hatte manchmal mehrere Freundinnen gleichzeitig, liebte das Reisen, die Geselligkeit, die Kameradschaft, gutes Essen, feinen Wein und Zigarren – und natürlich den Automobilsport.

Ab nach Thailand
Da er nie etwas auf die hohe Kante legte bzw. legen konnte, wanderte er mit Erreichen der Pension nach Thailand aus. Land und Leute kannte er von verschiedenen Abstechern zwischen den Formel-1-Rennen in Asien. Dort reichte die AHV gut zum Leben und sogar zum Bau eines kleinen Häuschens quasi mitten in der Prärie. Jimmy heiratete eine jüngere Thailänderin, der er ein fürsorglicher Ehemann und ihrem Sohn wie ein Vater war.

Immer mit der Welt verbunden…
Dem Rennsport blieb er mit Besuchen bei Rennen auf thailändischen Strecken verbunden, wo auch stets einige Schweizer im Einsatz sind, die Jimmy ebenfalls ein Leben lang kannte. Kaum ein Tag verging, an dem er nicht Fotos aus vergangenen Zeiten oder aus der Moderne auf seiner Facebook-Seite postete. Und wenn wir uns nicht bei seinen seltenen Besuchen in der Schweiz trafen, blieben wir dank Facebook und Skype in Kontakt.

… und nun von ihr gegangen
Jimmy, der am 28. September 75-jährig geworden wäre, wird nie mehr anrufen und fragen, wie es geht und was es Neues gibt. Er starb am Freitag, 26. Juli, in Thailand an einem Herzinfarkt. Nur wenige Stunden, nachdem er noch etwas über die Formel 1 in Hockenheim und die Tour de France gepostet hatte.

Ruhe in Frieden, Jimmy. Wer dich je kennenlernen durfte, wird dich nie vergessen.

Redaktion und Verlag entbieten den Angehörigen unser tiefstes Beileid.

facebook.com/froidevaux.jimmy

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