Mercedes CLA: Ein Superhirn auf Rädern

Die Schwaben starten mit dem neuen CLA in eine neue Ära. Eine neue 800-Volt-Plattform und eine neue Dimension von Bordcomputer sollen endlich zum elektrischen Erfolg führen.

Fotos: Mercedes

Wie viele Sandkörner gibt es an allen Stränden dieser Erde? Das weiss wohl keiner – dennoch behauptet Mercedes, dass das Superhirn im neuen CLA in acht Stunden mehr Rechenprozesse meistert, als es ebendiese Sandkörner gibt.

Tatsächlich ist die Rechenleistung schwer beeindruckend: 254 Billionen Operationen pro Sekunde schafft der flüssigkeitsgekühlte Supercomputer namens MB.OS, der die Grundlage für alle Fahrzeugfunktionen der neuen 800-Volt-Architektur von Mercedes bildet. Er steuert das Infotainmentsystem, koordiniert acht Kameras, fünf Radarsensoren und zwölf Ultraschallsensoren für das teilautonome Fahren und diverse andere Assistenzsysteme, regelt die Komfort-Features an Bord und steuert die Fahr- und Ladefunktionen. Das System entkoppelt die Software von der Hardware – dadurch sind erstmals Over-the-Air-Updates der Gesamtfahrzeug-Software inklusive der Fahrassistenzsysteme möglich.

Einfühlsam dank KI
Der Fahrer spürt diese neue Dimension von Rechenleistung vor allem bei der Interaktion mit dem Infotainmentsystem MBUX. Dieses integriert die künstliche Intelligenz (KI) sowohl von Microsoft als auch von Google, was den Sprachassistenten befähigen soll, komplexe, mehrteilige Dialoge zu führen. Auf unserer Testfahrt funktionierte das leidlich gut, das System offenbarte aber einige Verständigungsprobleme und auch Wissenslücken, trotz vereinter Kräfte von ChatGPT und Microsoft Bing.

Die neue Rechen-Power ermöglicht auch eine noch intelligentere Routenplanung des Navigationssystems, das im neuen CLA auf Google Maps basiert und ebenfalls KI nutzt, um die schnellste Route inklusive Ladestopps zu ermitteln. Das Navi reagiert dabei nicht nur dynamisch auf die Verkehrssituation oder eine Änderung der Fahrweise, sondern rechnet auch die Topografie, die Windverhältnisse, die Umgebungstemperatur sowie der Heiz- und Kühlbedarf mit ein, um präziser und effizienter die Ladestopps für unterwegs vorzuschlagen.

Angezeigt werden die Informationen des neuen Infotainmentsystems auf bis zu drei Bildschirmen. Hinzu kommt ein grossflächiges Head-up-Display, das die wichtigsten Informationen ins Sichtfeld des Fahrers projiziert. Auf dem optionalen Beifahrer-Display können ausserdem auf Streaming-Dienste wie Disney+ zugegriffen oder, via kabellosen Bluetooth-Controller, Videospiele gespielt werden. Auf dem Hauptbildschirm für den Fahrer werden diese Dienste natürlich nur im Stand angezeigt.

Auch als Verbrenner
Fahren kann der neue CLA natürlich auch, und das nicht nur komfortabel, sondern auch sehr effizient. Dafür sorgt in erster Linie die gute Aerodynamik der 4,72 Meter langen Limousine mit einem Luftwiderstandsbeiwert (cw) ab 0,21. Angetrieben von einem Lithium-Ionen-Akku mit 85 kWh Kapazität, schafft der heckgetriebene CLA 250+ mit 200 kW/272 PS Leistung (ab 61’900 Franken) einen WLTP-Verbrauch von bestenfalls 12,2 kWh pro 100 Kilometer – das ist herausragend gut. Auf unserer Probefahrt, mehrheitlich auf Landstrassen mit wenig Stadt- und Autobahnstrecken, resultierte ein Schnitt von unter 15 kWh. Die Normreichweite gemäss WLTP beträgt bei diesem Modell bis zu 792 Kilometer.

Die stärkere Allradversion CLA 350 4matic mit einer Systemleistung von 260 kW/354 PS (ab 63’900 Franken) verbraucht im WLTP-Zyklus nicht viel mehr und kommt so auf eine Normreichweite von bis zu 770 Kilometer. Dann allerdings darf man die sportlichen Fahrleistungen (0 auf 100 km/h in 4,9 Sekunden) nicht oft auskosten. Ende Jahr kommt die Basisversion CLA 200 mit kleinerem Akku (58 kWh) hinzu. Dank der neuen 800-Volt-Architektur konnte die Ladeleistung auf maximal 320 kW erhöht werden. Damit kann im besten Fall in nur 10 Minuten eine Reichweite von bis zu 325 Kilometer nachgeladen werden.

Und wer lieber tankt als ladet, muss nicht verzagen: Der neue CLA wird ab Ende Jahr auch mit Verbrennungsmotor angeboten werden, in Form eines 1,5-Liter-Turbobenziners mit 48-Volt-Mildhybridsystem, der in drei Leistungsstufen sowie mit Front- und Allradantrieb angeboten werden soll.

Mercedes CLA Shooting Brake mit EQ-Technologie in Kopenhagen. Fotos. Mercedes

Shooting Brake: Mehr Platz, mehr Style
Wer den CLA als Kombiversion mit mehr Platz will, muss sich ebenfalls bis Ende Jahr gedulden – dann kommt der CLA Shooting Brake zu den Händlern. Die Antriebsvarianten decken sich mit denen der Limousine, allerdings bietet der Shooting Brake mit 455 bis 1209 Litern mehr Stauraum (Limousine: 405 Liter). Hinzu kommen bei den E-Versionen ein «Frunk» unter der Fronthaube mit 100 Litern Volumen. Preise für den CLA Shooting Brake sind noch nicht bekannt.

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