Dacia Offroad-Camp: Günstige Allradmodelle im Härtetest
Mit dem Duster und neuem Bigster hat Dacia zwei preiswerte SUV. Was die Allradler offroad auf dem Kasten haben, zeigen sie im TCS-Zentrum Betzholz ZH, wo sie selbst der neunfache Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb nicht schont.

Dacia ist in der Schweiz weiterhin auf der Überholspur und legt in einem schrumpfenden Markt weiter zu. «In der Schweiz haben wir inzwischen einen Marktanteil von 3,7 Prozent, obwohl wir uns nicht aufs Geschäft mit Mietwagen und Flotten fokussieren», erläutert Michel Jansen, Marketingdirektor Renault Group Switzerland. «Mit dem grösseren SUV Bigster erschliessen wir uns nun ein Potenzial von weiteren 130’000 Kundinnen und Kunden.» Der Bigster soll bei Schweizer Familien und allen mit viel Platzbedarf nicht nur auf der Shopping-Liste stehen, sondern mit Ausstattung, Preis und cleveren Features punkten. Der 4,57 Meter lange und 1,81 Meter breite Bigster liefert neben fünf Plätzen erst noch satten Stauraum für 556 bis maximal 1977 Liter Gepäck – beeindruckend.

Sébastien Loeb kennt keine Gnade
Doch können der Bigster und sein kleinerer Bruder Duster auch im Offroad-Parcours bestehen? Oder geraten die beiden Rumänen hier an die Grenzen? Das wollen wir im Dacia Offroad-Camp mit dem neufachen WRC-Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb testen. Wir stellen schnell fest: Den Parcours im TCS-Trainingszentrum Betzholz bei Hinwil ZH meistern beide 4×4 dank 21,7 (Duster) bzw. 21,5 Zentimeter (Bigster) Bodenfreiheit ohne Probleme. Sich aus dem künstlichen Flussbett zu hieven, durch Sandpassagen zu wühlen oder eine steile Böschung zu bezwingen, ist dank Böschungswinkeln von 31 und 36 Grad (vorne/hinten) im Duster so wenig eine Challenge wie im Bigster (23/24 Grad).
Doch eine 100-prozentige Steigung mit rutschigem Untergrund? Eigentlich führt die Testroute in Hinwil gar nicht über diesen Hügel. Doch Loeb, der als Rally-Raid-Pilot fürs Dacia Sandriders Team im 265 kW/360 PS starken Rallye-Boliden im Januar 2026 seinen ersten Dakar-Erfolg anstrebt, kennt auch im Serien-Dacia keine Gnade. Der 51-Jährige nimmt die Steigung im Bigster (48V-Mildhybrid) mit 96 kW/130 PS, 4×4 und manuellem Sechsganggetriebe locker und meint danach verschmitzt: «In einer Rallye-Stage darf ich solche Hindernisse mit mehr Speed fahren.» Hier ist Loeb langsamer; für den Weg runter nutzt er gar die Bergabfahrhilfe. Die funktioniert von 5 bis 30 km/h im Zusammenspiel mit dem ABS einwandfrei und lotst den Bigster locker ohne Brems- und Gaseingriff des Rallye-Cracks den steilen Hügel hinunter und auf den eigentlichen Parcours zurück.
Auch ohne Allrad ein guter Deal
Die beiden Allradler überzeugen im Härtetest mit Geländegängigkeit und bieten beim Duster ab 27’890 Franken und beim Bigster ab 31’190 Franken erstaunliche Offroad-Kompetenz – auch ohne Untersetzungsgetriebe. «Sie verfügen zudem über eine spezielle Anzeige mit Roll- und Neigungswinkel und Schnellzugriff auf die Multiview-Kamera», ergänzt Dacia-Markenchef Paolo Roberti. Und dank des Drehknopfs für fünf Fahrmodi von «Auto» und «Eco» über «Snow», «Mud/Sand» bis «Off-Road», die das Drehmoment automatisch und je nach Grip und Tempo zwischen Vorder- und Hinterrädern verteilen, ist die Fahrt auf jedem Untergrund problemlos. Beide SUV sind auch als Fronttriebler zu kaufen, dies als 48V-Mildhybride mit 103 kW/140 PS und Sechsgang-Schaltgetriebe oder aber als Vollhybride mit 116 kW/158 PS und Automat. Der Vollhybrid-Duster muss auf dem Papier mit 115 kW/156 PS auskommen, davon merkt man am Steuer jedoch nichts.

Auch auf der Strasse gut unterwegs
Nach dem Offroad-Check mit dem Dreizylinder-Turbobenziner mit 1,2 Liter Hubraum als Vollhybrid entführen wir den Bigster ins hügelige Zürcher Oberland. Dieses Mal wollen wir wissen, wie sich der der Fünfplätzer mit «Multimode»-Automat auf herkömmlichen Strassen schlägt. Genau wie die 4×4-Version gibt sich der Fronttriebler keine Blösse: Er gefällt mit agiler Lenkung und komfortabler, aber nie zu weicher Dämpfung. In steileren und zügig gefahrenen Abschnitten dürfte die Automatik früher hochschalten – auch wegen der Geräuschkulisse im hübschen Interieur. Bei dem Preisleistungsverhältnis des Familien-SUV ist das aber Jammern auf hohem Niveau. Dacia-Käuferinnen und -Käufer werden künftig ins Grübeln kommen, für welchen SUV sie sich entscheiden: für den ab 24’990 Franken erhältlichen Duster oder ab sehr fairen 27’990 Franken für den Bigster.
