Thomas Zürcher: Warten statt starten 🎥

TATUUS-LRM WIEDER RENNBEREIT Thomas Zürcher hat den in Anzère 2019 zerstörten Tatuus-Rennwagen neu aufgebaut und mit einem potenten Motor versehen. Das Debüt wäre beim Slalom Interlaken erfolgt. Am Samstag, 4. April, sollte auf dem Flugplatz Interlaken die Schweizer Slalom-Meisterschaft 2020 beginnen. Die äusseren Bedingungen wären ideal – und auch der Kampf um den Tagessieg wäre […]

Andreas Jenzer neben Zürchers F4-Chassis mit dem neuen LRM-Turbomotor. Auch er wäre froh, es würde sich bald etwas bewegen (Fotos: Peter Wyss).

Am Samstag, 4. April, sollte auf dem Flugplatz Interlaken die Schweizer Slalom-Meisterschaft 2020 beginnen. Die äusseren Bedingungen wären ideal – und auch der Kampf um den Tagessieg wäre spannend geworden. Denn zu den zwei üblichen Verdächtigen Philip Egli und Marcel Maurer hätte sich Thomas «Tom» Zürcher mit seinem neu aufgebauten Tatuus F4 LRM Turbo gesellt.

Verheerender Unfall im Regen
Rückblende: Nach ein paar Top-Resultaten bei Slaloms mit dem serienmässigen Abarth-Turbomotor im Heck des Tatuus F4 trat Zürcher im Juli 2019 beim Bergrennen Ayent–Anzère erstmals mit dem auf 1170 Kubik verkleinerten LRM-Turbomotor im Heck an. Leider verunfallte der 49-jährige Berner im ersten Rennlauf im Regen schwer.

Tom hatte dabei jedoch Glück im Unglück, dass er sich keine Verletzungen zuzog und auch das Monocoque nahezu unbeschädigt blieb. Von den weggerissenen Anbauteilen war jedoch vieles nicht mehr zu gebrauchen. Daraufhin kehrte Zürcher mit einem gemieteten Renault Clio III in den Classic Cup zurück.

Herausfordernde Aufgabe für Jenzer
In monatelanger Freizeitarbeit baute Zürcher seinen Rennwagen bei Jenzer Motorsport in Lyss wieder auf. Andreas Jenzer trug viel dazu bei, sodass der Tatuus besser denn je dasteht.

Für den seinen nationalen Landsleuten stets offen gegenüberstehenden Teamchef eine Abwechslung bietende Aufgabe.

Andreas Jenzer: «Die FIA Formel 3 und die Formel 4 sind Einheitsformeln, bei denen technisch eigentlich alles vorgegeben ist. Bei einem Bergrennwagen kann man eigene Ideen einbringen und Lösungen finden. Das ist auch für mich eine Herausforderung.»

Wie berichtet, kümmert sich Jenzer auch die bei ihm für die Bergrennen vorbereiteten GP3-Rennwagen von Yves Hängärtner und Markus Bosshard. Nicht zuletzt dank ihm erfährt der Schweizer Bergrennsport also eine Bereicherung.

Andreas Jenzer und Tom Zürcher nahmen sich viel Zeit, um gemeinsame Ideen umzusetzen. Die Fotos entstanden wenige Tage vor dem Lockdown.

Potenter Motor
Zürcher ist ebenfalls froh über diese Kooperation.

Thomas Zürcher: «Ich bin dankbar für diese Möglichkeit. Ändu ist sehr interessiert, und ich kann dabei viel lernen. Er kommt immer wieder auf Ideen, die er umsetzen will.»

So etwa punkto Aerodynamik oder im Umfeld des Motors. Bei LRM Motors in Novara (I) wurde das Abarth-Renntriebwerk weiter modifiziert. So erhielt es einen Twin-Scroll-Turbolader und eine dazu passende neue Auspuffanlage.

Rund 340 bis 350 PS lassen sich herausholen – kein schlechter Wert für ein Auto, das mit Turbofaktor 1,7 in die Zweiliterklasse passt. Um sich ans Auto zu gewöhnen, wird die Leistung aber noch auf etwa 280 PS beschränkt.

Auch damit steht der fünffache Clio-Cup-Champion im Vergleich zur Konkurrenz noch gut da. Die zurzeit stärksten Honda-2.0-Saugmotoren, etwa im Tatuus FM von Christian Balmer, bringen um die 330 PS. Wichtig ist Jenzer, Zürcher und auch LRM die Fahrbarkeit dieses Turbo-Rennwagens, daher wurde Wert auf die Kraftentfaltung in einem breiteren Drehzahlband gelegt.

Kleine Hör- und Sehprobe vom neuen LRM-Abarth-Turbomotor.

Zweites Auto für Joel Burgermeister
Just auf Saisonbeginn hin wäre dieser kleine potente Rennwagen fertig geworden – doch Covid-19 machte nun einen Strich durch diese Zeitrechnung. Davon betroffen ist auch Joel Burgermeister, für den in der Jenzer-Halle praktisch eine Kopie des Tatuus LRM angefertigt worden ist.

Nachdem Zürcher im Winter in Italien schon Testfahrten mit dem Serienmotor im reparierten und aerodynamisch modifizierten Tatuus F4 absolviert hatte («das Gefühl im Formelauto war wieder sehr gut»), wartet er nun auf die erstbeste Gelegenheit, den Monoposto mit dem neuen LRM-Triebwerk auf irgendeiner Teststrecke auszuprobieren. Danach wäre ein Slalomstart ganz gut, bevor es zurück an den Berg geht.

Seine Erwartungen hält Zürcher bewusst noch tief.

Thomas Zürcher: «Zuerst bin ich mal bei einem Test gespannt, wie fahrbar das Auto nun ist. Wenn es in der Praxis so gut funktioniert wie in der Theorie, dann erwarte ich in der Zweiliterklasse einiges. Und da dies quasi ein Pilotprojekt ist, erhoffen wir uns danach auch weitere Kundschaft.»

Um mehr Abtrieb auf der Vorderachse zu generieren, erhält der Tatuus F4 den Frontflügel eines Formel-3-Rennwagens. Nur mit Wegfahren muss Zürcher noch etwas warten…

jenzermotorsport.ch/de

lrmmotors.it

 

 

 

 

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