Ronnie Bratschi: Ausser Spesen nix gewesen

RENNABSAGE UND UNFALL Zuerst reiste Ronnie Bratschi wie andere Teilnehmer an der Berg-EM 2021 vergeblich in die Slowakei. Eine Woche später musste der Urner nach einem defektbedingten Trainingsunfall in Polen einpacken. Rund 2500 Kilometer legte Ronnie Bratschi mit seinem Lastwagen zurück, um mit seinem Mitsubishi Evo IX RS am dritten und vierten Juli-Wochenende an den […]

Einfache und rostige, schlecht verankerte Leitplanken: Bratschi und seine Kollegen aus der Berg-EM fuhren vergeblich in die Slowakei (Fotos: Team Beyou/www.teambeyou.com).

Rund 2500 Kilometer legte Ronnie Bratschi mit seinem Lastwagen zurück, um mit seinem Mitsubishi Evo IX RS am dritten und vierten Juli-Wochenende an den beiden zur Europameisterschaft zählenden Bergrennen in der Slowakei und Polen teilzunehmen. Den finanziellen und zeitlichen Aufwand hätte er sich ersparen können.

Abbruch aus Sicherheitsgründen
Den vierten Berg-EM-Lauf 2021 Dobsinsky kopec liessen die FIA-Stewards im Laufe des Trainings nach dem schweren Unfall eines Tourenwagenpiloten, zum Glück ohne Todesfolge, abbrechen. Grund waren fahrlässig verankerte und brüchige Leitplanken.

Weil auch die Sicherheit der teilweise weit hergereisten Teilnehmer gegen Diebstahl nicht gewährleistet war, packten sie noch am selben Tag gerne ein. Kaum anzunehmen, dass sie je dorthin zurückkehren. Die geprellten Fahrer fordern nun Schadenersatz für die Reisekosten und entrichteten Nenngelder, weil so etwas auf FIA-Niveau nicht passieren darf.

Unfall nach Defekt in Polen
Der EM-Tross, zu dem auch die von Simone Faggioli und Christian Merli angeführten Italiener gehören, zog gleich weiter nördlich ins rund 150 Kilometer entfernte Limanowa in Polen. Genauso abgelegen wie das Rennen in der Slowakei und ebenfalls ohne grosse Infrastruktur, gaben sich die dortigen Veranstalter wenigstens alle Mühe.

Für Ronnie Bratschi hat sie sich allerdings nicht gelohnt. Anders als in Dobšiná lagen für die potentesten Tourenwagen mit Performancefaktor 1 volle Punkte bereit. Im dritten Trainingslauf machte ihm aber erstmals die Technik seines selbst aufgebauten Mitsubishi einen Strich durch diese Rechnung.

Ronnie Bratschi: «Beim Schalten vom vierten in den fünften Gang fehlte in einer schnellen Linkskurve plötzlich der Vortrieb. Dadurch streifte ich mit rund 200 Stundenkilometer einen Siloballen. Vermutlich ein Defekt im Getriebe, denn die Antriebswelle blieb ganz.»

Aufladen statt Punkte absahnen: Die weite Reise nach Polen endete für den Urner jäh. Zum Glück hält sich der Schaden in Grenzen.

Reparabel, aber zeitraubend
Zum Glück ist der Schaden (am linken Vorderwagen) reparabel. Bis wann, hängt vom Ausmass ab, das erst nach kompletter Zerlegung ersichtlich ist.

Geplant ist als nächstes der Start beim Int. ADAC-Bergrennen Osnabrück an 21./22. August. Das nördlichste Bergrennen Deutschlands zählt zwar nicht nur zum FIA-Bergcup, lockt aber stets mit viel Preisgeld und Publikum Fahrer aus ganz Europa an.

Nächste EM-Station wäre dann in Ilirska Bistrica in Slowenien, am gleichen Wochenende wie das einzige Schweizer Bergrennen 2021 in Oberhallau am 28./29. August.

PF1-Gruppengegner hätte es genug
Zu verlieren hat der Urner nicht mehr viel. Zwar haben sich in bisher fünf Saisonrennen insgesamt neun Leute mit Boliden aus der Topgruppe nach Performancefaktor 1 klassiert, aber die nötigen drei Gestarteten für volle Punkte gab es erst dreimal.

Ronnie Bratschis Erfolge zu Saisonbeginn in Portugal und zuletzt Ende Juni in Ascoli Piceno (I), wo er bei Sommerhitze auch neuen Streckenrekord erzielte, waren daher nur halb so viel Wert wie der Kategoriensieg im Mai in Spanien und sogar weniger als daraufhin der zweite Platz in Tschechien.

Daher hat der einziger Schweizer in der Berg-EM 2021 gegen die besten Punktesammler aus den anderen PF-Gruppen 2, 3, 4 und 5 in der Meisterschaft der geschlossenen Fahrzeuge nur noch eine theoretische Titelchance.

Als Gesamtfünfter hinter den von Merli und Faggioli angeführten Rennsportwagen gewann der Pole Daniel Stawiarski mit seinem Mitsubishi Evo IX die Kategorie 1.

Bester Performer
Hingegen führt Bratschi die Wertung «Best Performer», die das Gesamtklassement aller Tourenwagen und GT in jedem Rennen berücksichtigt, mit drei ersten Plätzen und dem zweiten Rang hinter dem zu Hause in Ecce Homo unschlagbaren gewesenen Tschechen Dan Michl im optimalen Lotus Elise an.

Ronnie Bratschi: «Das wäre wenigstens etwas und dabei spielt es keine Rolle mehr, wie viele Rennen noch stattfinden. Es ist schade, dass für das EM-Klassement nur die einzelnen PF-Gruppen zählen und es keine Zusatzpunkte für die Gesamtplatzierung gibt. So haben Fahrer mit den leistungsschwächsten Fahrzeugen die grössten Chancen.»

Zähneknirschen bei Ronnie Bratschi. Seine diesjährigen Rennen muss er als Investition in die Zukunft sehen (Foto: Peter Wyss).

fia.com/events/european-hill-climb-championship/season-2021/fia-european-hill-climb-championship

 

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