Leaf und Micra: Doppeltes Lottchen bei Nissan

Nissan bringt mit dem Leaf und dem Micra zwei neue Stromer. Beide sind mit Technik von Allianzpartner Renault entstanden – nicht in beiden ist das gleich offensichtlich.

Der Nissan Leaf wird vom fünftürigen Kompaktwagen zum stylischen Coupé-Crossover. Foto: Nissan

Vor ziemlich genau 15 Jahren kam der Nissan Leaf auf den Markt. Mit einer 24-kWh-Batterie ausgerüstet und mit 200 Kilometern Reichweite war er das erste Elektroauto, das in Grossserie produziert wurde, und war während fast einem Jahrzehnt der weltweit meistverkaufte Stromer. Als Nissan dann 2017 die zweite Generation lancierte, war die Konkurrenz bereits gross und Tesla hatte sich als Marktführer etabliert. An den Erfolg des Vorgängers konnte der zweite Leaf nicht mehr anknüpfen. Mit der kürzlich vorgestellten dritten Generation soll sich jetzt wieder alles ändern. Der Leaf wird vom fünftürigen Kompaktwagen zum stylischen Coupé-Crossover. Und obwohl der Neue mit einer Länge von 4.35 Metern fast 15 Zentimeter kürzer ist als der Vorgänger, wirkt er dank SUV-Anleihen deutlich grösser und erwachsener. Als Basis nutzt der neue Leaf die AmpR-Medium-Plattform von Allianzpartner Renault.

Bis zu 600 Kilometer
Damit ist der Leaf zum ausgewachsenen und vollständig alltagstauglichen Elektroauto geworden. Die 75-kWh-Batterie soll 600 Kilometer Reichweite (nach WLTP) ermöglichen und soll mit bis zu 150 kW geladen werden können. Mit der V2L-Funktion (Vehicle-to-Load) können externe Verbraucher mit bis zu 3,6 kW elektrischer Leistung versorgt werden und auch V2G (Vehicle-to-Grid) ist bereits vorbereitet, womit Strom wieder ins Netz eingespeist werden kann. Wer sich mit weniger Reichweite zufriedengeben kann, kann auf die Variante mit 52-kWh-Batterie und 436 Kilometern Reichweite zurückgreifen. Die Motorleistung ist dabei direkt an die Batteriegrösse geknüpft, mit der grösseren Batterie leistet der Elektromotor 160 kW/217 PS, bei der kleineren Batterie sind es 133 kW/177 PS. In beiden Fällen ist ausschliesslich die Vorderachse angetrieben.

Auch wenn der Leaf auf der Renault-Plattform aufbaut, hat er ausser der technischen Basis wenig gemeinsam mit den Modellen des französischen Herstellers. Viel mehr orientiert er sich am grossen Bruder Nissan Ariya, der dieselbe Plattform nutzt. Der verschlossene Kühlergrill, die V-förmig nach unten gezogenen Leuchten und die geschwungene Dachlinie teilt sich der Leaf mit dem Ariya. Ausserdem hat Nissan eine ganze Reihe sogenannter «Easter-Eggs» im und am Auto versteckt: An verschiedenen Stellen findet sich die Zahlenkombination «2-3» wieder, so auch in den Rückleuchten, die aus zwei vertikalen und drei horizontalen Elementen besteht. «2-3» wird auf Japanisch «Ni-San» ausgesprochen – fast wie der Name des Herstellers.

Auch im Innenraum nimmt der Leaf die Designsprache des Ariya gekonnt auf, mit einem Zweispeichenlenkrad und den beiden Bildschirmen, die auf dem simpel gehaltenen Armaturenbrett aufbauen. Die Mittelkonsole zieht sich nicht bis ganz bis nach vorne durch, was für ein befreites Raumgefühl sorgt – allerdings musste auch der Wählhebel zugunsten von vier Druckknöpfen weichen, die etwas Angewöhnung erfordern. Abgesehen davon fährt sich der neue Leaf, wie man das von einem elektrischen Kompakt-SUV erwartet, mit leichtgängiger Lenkung, weich abgestimmten Dämpfern und gleichmässigem Anzug. Die Preise für den neuen Leaf stehen noch nicht fest, nach Europa kommen soll er dann Anfang 2026.

Die sechste Generation des beliebten Kleinwagens Nissan Micra ist eng mit dem Renault 5 «verwandt». Foto: Nissan

Neuer Micra als R5-Klon
Noch zuvor lanciert Nissan die inzwischen sechste Generation des beliebten Kleinwagens Micra. Auch dieser wird rein elektrisch kommen und bedient sich der Technik von Renault – allerdings noch extensiver als der Leaf. Einzig die Materialien im Innenraum und einige Karosserieteile wurden angepasst, den Rest hat man vom Renault 5 übernommen.

Nissan macht kein Geheimnis aus der engen Verwandtschaft: «Alles, was in Wagenfarbe lackiert ist, ist von uns. Den Rest haben wir von Renault übernommen», kommunizierte man bei der Präsentation des neuen Modells ganz offen. Was sicher nicht schlecht ist, schliesslich trägt dieser aktuell den Titel des «Car of the Year» und bietet so viel Charme und Fahrspass, wie kaum ein anderer elektrischer Kleinwagen.

So wird der Nissan Micra vom Mauerblümchen zum spassigen Kleinwagen mit 110 kW/150 PS auf der Vorderachse. Wie schon die vorherigen Generationen wird der neue Micra die Konkurrenz preislich auch nicht unterbieten. Trotz Marktstart im September gibt Nissan noch keine Preise bekannt, es ist allerdings davon auszugehen, dass sich diese nicht gross vom Renault 5 unterscheiden werden.

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