Bergrennen Osnabrück: Keine Chance gegen Merli 🎥

ZWEITER PLATZ FÜR BERGUERAND Europameister Christian Merli machte mit seinen Gegnern beim grössten Bergrennen Deutschlands kurzen Prozess. Nach einem spannenden Duell unter den Herausforderern errang Eric Berguerand den zweiten Platz.

Christian Merli bewies am Steuer seines Osella FA30 einmal mehr seine Klasse. Nun möchte er auch einmal den Schweizer EBM-Lauf im Jura gewinnen (Fotos: Peter Wyss).

Nach den drei Trainingsläufen auf der 2030 Meter kurzen Strecke in Borgloh vor den Toren Osnabrücks schien die Ausgangslage noch offen, wenngleich Christian Merli bereits die Bestzeiten vorgelegt hatte. Der diesjährige Schweizer Rekordsieger Eric Berguerand haderte jedoch noch mit seinem Auto, weil er eine kleinere Reifendimensionen ausprobierte und den Lola-Cosworth dadurch nicht mehr wie gewohnt spürte.

Auch Marcel Steiner kam im LobArt mit Helftec-Honda-Turbomotor nicht auf die gewünschten Zeiten. Der Berner war aber immerhin Zweitschnellster unter einem Dutzend grosser Dreiliter-Rennsportwagen aus der Gruppe E2.

Rekordfahrt und Dreher mit Happyend
Gleich im ersten Rennlauf am Sonntagmorgen, den er wegen verschmutzter Piste zweimal antreten durfte (angewärmte Reifen waren sicher kein Nachteil), realisierte der Italiener als erster Fahrer bei dem seit 1968 zum 54. Mal ausgetragenen Bergrennen in Norddeutschland mit 49,817 (Schnitt 145,71 km/h) eine Zeit von unter 50 Sekunden. Damit hängte der dreifache Europameister mit seinem optimalen Osella FA30 mit Zytek-V8-LRM-Motor alle Gegner gleich um zwei Sekunden und mehr ab.

Nach 50,154 im zweiten Durchgang war sein vierter Tagessieg in Osnabrück nach 2016, 2017 und 2019 – jeweils in Rekordzeit – schon vor dem finalen Sprint klar. In diesem brachte Merli das Kunststück fertig, sich wegen Schaltproblemen in einer von Leitplanken und Reifenstapeln begrenzten Kurve zu drehen, ohne dabei anzuschlagen. Der folgende Mitschnitt aus dem Livestream zeigt diese Situation.

Berguerand holt Trainingsrückstand auf
Den zweiten Platz nahm nach dem ersten Lauf Eric Berguerand (Galerie links) und nach dem zweiten Lauf Marcel Steiner (Galerie rechts) ein, allerdings trennte sie nur eine Zehntelsekunde. Der Franzose Sébastien Petit (Nova Proto, Galerie Mitte), alter und nun neuer Gesamtsieger im FIA Hill Climb Cup, witterte wie der Schweizer Meister ebenfalls noch seine Chance auf den Ehrenplatz hinter Merli.

Alle drei drehten im dritten Rennlauf auf, verbesserten sich dabei aber unterschiedlich gut. So kam es, dass zuerst Petit Steiner vom zweiten Platz und dem ersten bei den Sportwagen verdrängte, ehe Berguerand mit 50,998 als Zweitschnellster des Tages auch den zweiten Gesamtrang übernahm.

Eric Berguerand: «Mir hatte der komplette Samstag gefehlt, weil ich den Wagen wieder auf die grossen Räder umbaute. Erst im dritten Rennlauf war ich dann dort, wo ich am Sonntag hätte beginnen sollen. Aber näher als bis auf eine halbe Sekunde wäre ich Merli wohl nicht gekommen. Er ist halt ein Profi. Daher bin ich mit diesem Ausgang des Rennens vollauf zufrieden. Es hat Spass gemacht und war motivierend, mit mehreren starken Gegnern um Platz 2 zu kämpfen.»

Trostpflaster für Steiner
Derweil fand Steiner keine Erklärung, warum er bei weitem nicht an seine Bestzeit von 2019 mit dem schwächeren Mugen-V8-Motor (P2 mit 50,615) gekommen war.

Marcel Steiner: «Es ist, wie es ist. Ich hatte mit neuen Reifen nicht die erhofften und eigentlich gewohnten Fortschritte vom Training zum Rennen gemacht. Und so hat mich halt auch Petit noch um 16 Hundertstel geschlagen.»

Wenigstens durfte er sich als Vierter wie der fünftplatzierte Alexander Hin, der mit dem Ex-Lampert-Osella der mit Abstand schnellste Deutsche der Gegenwart ist, aufs erweiterte Gesamtpodium stellen. Dieses verpassten Robin Faustini und Joël Volluz in ihren Osella FA30 nur um Sekundenbruchteile.

Mit seiner bisher schnellsten Osnabrücker Zeit im dritten Lauf verdrängte der Aargauer den Walliser – der 2015 bisher letzter Schweizer Tagessieger war – noch vom sechsten Platz. Beide waren mit ihren eigenen Bestzeiten durchaus zufrieden und sie wissen wie Steiner, dass für die Zukunft noch Luft nach oben haben.

Hin, Berguerand, der jubelnde Sieger Merli, Petit und Steiner bevölkerten das Gesamtsiegerpodium.

Klassensieg für Burgermeister
Für einen Schweizer Sieg sorgte Joel Burgermeister im Tatuus-Abarth F4 evo (untere Galerie links). Wie Merli bei den stärksten Rennsportwagen, liess der Thurgauer seinen mehrheitlich mit Formel-3-Wagen gestarteten Gegnern keine Chance, fuhr drei 56er-Zeiten und gewann so verdient die Zweiliterklasse der Rennwagen.

Schnellster aller Tourenwagen und GT-Fahrzeuge war der Franzose Nicolas Werver in einem Porsche 997 GT3 R (untere Galerie Mitte). Als Einziger unterbot er zum Schluss die Minutenmarke. Den E1-Rekord von Ronnie Bratschi von 2019 (57,338) konnten auch der Tscheche Dan Michl im Lotus Elise und der südafrikanische King of the Hill Pieter Zeelie in einem Toyota MR2 Turbo nie gefährden.

Als einziger Tourenwagenpilot aus der Schweiz kam der 23-jährige Newcomer Kyrill Graf im BMW M3 GTR (untere Galerie rechts) in seiner Klasse auf den fünften Rang.

Nächstes Gipfeltreffen im Kanton Jura
Gelegenheit zur Revanche bietet sich einigen der internationalen Teilnehmer in Osnabrück am übernächsten Wochenende beim Schweizer EM-Lauf St-Ursanne–Les Rangiers. Eric Berguerand, der seit seinem schweren Unfall nie mehr dort startet, wird dieses Geschehen dann als Unbeteiligter aus der Ferne betrachten und erst eine Woche später in Oberhallau wieder angreifen.

msc-osnabrueck.com

 

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