Slalom Ambri: Lukas Eugster nutzt seine Chance 🎥

ERSTER TAGESSIEG IN AMBRI Am Samstag feierte Lukas Eugster den lange ersehnten ersten Tagessieg. Anderntags revanchierte sich Rekordsieger Philip Egli. In der Meisterschaft läuft alles auf den achten Titelgewinn von Martin Bürki hinaus.

Mit Stolz präsentiert Lukas Eugster den ersten Tagessiegerpokal, errungen am Fuss des Gotthard (Fotos: Peter Wyss).

Ein Sieg ist dann besonders wertvoll, wenn er gegen starke Gegner errungen wird. Und wenn’s das erste Mal passiert, ist es am schönsten. Lukas Eugster rührte diese Gewissheit am Samstag, beim ersten der beiden von der Equipe Bernoise tadellos organisierten Slaloms auf dem Flugplatz Ambri, sogar zu Tränen.

Philip Egli erscheint doch auf dem Platz
Unerwarteten Druck erhielt der im Kanton Appenzell heimische St. Galler nämlich von Philip Egli. Der Rekord-Tagessieger hatte sich nämlich vor der Veranstaltung abgemeldet.

Weil er den gerissenen Ansaugtrakt am Motor in Dallara F394 in der Kürze der Zeit mittels Spezialkleber wieder Erwarten notdürftig beheben konnte, erschien Egli trotzdem zu den beiden Meisterschaftsläufen im Tessin – nur um dann im ersten Rennen am Samstag die erste Niederlage seit Oktober 2019 an gleicher Stätte zu kassieren.

Philip Egli: «Ich hatte einen guten und dann einen enorm guten zweiten Rennlauf, bis ich kurz vor dem Ziel mit der gelben Flagge abgewinkt wurde. Die Laufwiederholung war dann bis zum Wedel noch schneller, wo es dann nicht mehr passte. Irgendwann musste dieser Tag ja kommen. Ich mag es Lukas gönnen, er hat seine Chance genutzt.»

Vom Berg-SM-Vizemeister zum Slalom-Tagessieger
2017 machte Eugster als Vizemeister in der damals neu lancierten Berg-SM-Junior erstmals von sich reden. 2018 stieg er mit einem Formel Renault in den Slalomsport ein und mischte im Jahr darauf mit einem Ligier-Sportwagen bereits um absolute Spitzenplätze mit.

Nachdem er vor drei Jahren in Ambri in seinem letzten Rennen vor der Corona-Zwangspause, so nahe am ersten Tagessieg gewesen war (der ihm schliesslich Marcel Maurer entriss), klappte es nun. Im Onboardvideo ist seine Siegesfahrt mit 115,3 km/h Durchschnittstempo zu sehen.

Entsprechend gross war seine Erleichterung.

Lukas Eugster: «Ich hatte mich selbst unter Druck gesetzt, nachdem das Rennen in Frauenfeld völlig in die Hose gegangen war. Man versucht es Wochenende für Wochenende und beginnt an sich zu zweifeln. Ich wusste, dass Ambri meine Chance ist, denn auf diesem flüssigen Parcours reagiert das Auto mechanisch und aerodynamisch extrem gut.»

Weil Eugster diesen Vorteil trotz mangelnder Leistung – statt des vor Saisonbeginn kaputt gegangenen E2-Rennmotor ist ein Honda-CN-Triebwerk installiert – umzusetzen weiss, durfte er erstmals den grössten Pokal bei den Nationalen in Empfang nehmen.

Starke Leistungen von Zürcher und Riva
Eglis einzige erste Laufzeit war nur um 42 Hundertstel langsamer, und Yves Hängärtner büsste in dem für Slaloms sichtbar eher übermotorisierten Dallara-Egmo GP3 1,16 Sekunden ein.

Thomas Zürcher im endlich sauber laufenden Tatuus F4 mit dem von LRM in Italien entwickelten 1170-ccm-Turbomotor musste Egli in der Zweiliterklasse seinerseits nur um neun Zehntel den Vortritt lassen. Und Lokalmatador Tiziano Riva bereifte seinen alten Reynard 92D F3000 im Gegensatz zum vergangenen Oktober mit neuen Reifen, was sich in einer nur um 1,12 Sekunden langsameren Zeit als Hängärtner niederschlug.

Geglückte Revanche
Anderntags, auf dem genau gleichen, aber im Gegenuhrzeigersinn befahrenen Parcours (2730 Meter) mit 55 Toren, rollte Hängärtner durch einen Schaden in der Getriebemechanik schon im ersten Trainingslauf aus und trat daher verfrüht die Heimreise nach Biel an.

Während Eugster und Riva an der einzigen langsamen Stelle, der Hangarkehre, mit einem zu geringen Radeinschlag haderten und Zeit eimnbüssten, gab Egli schon im Training den Tarif durch. Diese Leistung bestätigte der Glarner mit zwei klaren Bestzeiten, was ihm den 41. Nationalen Slalomsieg vor Eugster, Riva und Zürcher einbrachte. Im Nachhinein ärgerten ihn nur noch die fünf verlorenen SM-Punkte vom Samstag…

Jubel bei Drack, Sawatzki und Geering
Schnellster Fahrer mit Dach über dem Kopf war wie vor Wochenfrist in Frauenfeld der Aargauer Patrick Drack mit dem beherzt und gekonnt pilotierten Porsche 991 GT3 Cup. Bei den InterSwiss-Fahrzeugen feierte Bruno Sawatzki an beiden Tagen den Gruppensieg über Christoph Zwahlen, beide mit Porsche 997 GT3 Cup.

In der IS-Zweiliterklasse gewann Marco Geering im Opel Kadett 16V den tollen Dreikampf mit Manuel Santonastaso (BMW 320) und Jürg Ochsner (Opel Kadett). Für den entfesselten Geering der fünfte Ambri-Triumph in Folge!

Im Renault Classic Cup entschied Denis Wolf beide Rennen jeweils vor Marc Beyeler für sich. Beim ersten Einsatz seit dem doppelten Titelgewinn im 2019 (RCC und Berg-Cup) entschied Philipp Krebs mit den drittbesten Renault-Zeiten die nur aus zwei Autos bestehende Klasse der älteren Clio II für sich.

Da waren’s nur noch drei
Neun Fahrer kamen nach vollen Klassensiegen in Bière und Frauenfeld mit 40 Punkten nach Ambri. Inzwischen sind es nur noch drei mit weisser Weste, und nach dem nächsten Sonntag in Bure wird es höchstens noch einer sein – Martin Bürki.

Der Titelverteidiger siegte im VW Polo mit einer Mischung aus Angriff und Materialschonung überlegen in der E1-1600 und Christian Darani im Fiat X 1/9 angriffig wie immer in der E1-2000. Als Dritter setzte sich auch Nicola Fankhauser im Honda Civic in der Gruppe A bis zwei Liter zum vierten Mal durch. Alle anderen mussten sich am ersten und/oder zweiten Ambri-Tag einen Punkteabzug gefallen lassen.

Alles läuft wieder für Martin Bürki
Vizemeister Darani wird in Bure allerdings fehlen, weil er den nach Veröffentlichung des Slalom-SM-Kalenders im Winter für Ende Mai/Anfang Juni drei freie Wochenenden sah und Familienurlaub in Italien plante.

Weil die Ecurie des Ordons ihr Rennen aber nachträglich verschob, um nicht mit dem Bergrennen La Roche–La Berra am 18./19. Juli zu kollidieren, ist der Tessiner nun der Gelackmeierte. Familie geht für ihn vor Sport, und damit entschwinden die Titelträume.

Und weil Fankhauser im Jura die Klasse nicht voll haben wird, hat nur noch Bürki weiterhin die Chance auf eine reine Weste – der neunte Titel in der Slalom-SM, die dann am 26. Juni in Chamblon entschieden wird, liegt bereit.

Alle Ranglisten beider Renntage sind unter dem nachfolgenden Link einsehbar.

equipebernoise.ch

(Visited 1.421 times, 1 visits today)

Weitere Artikel zum Thema