Goodwood Revival: Dabei sein ist alles

FÄSSLER UND JANI BEGEISTERT Bei schönstem Spätsommerwetter erlebten nicht nur viele Zuschauer aus der Schweiz das Goodwood Revival 2019 in England, sondern auch Profis wie Marcel Fässler und Neel Jani. Für beide Berufsrennfahrer war es die erste Einladung zur Teilnahme bei dieser theatralischen Veranstaltung in Südengland. Rund 150’000 Zuschauer, von denen ein Grossteil traditionell im […]

Rennsport einmal anders. In 25 Jahren als Rennfaher hat Marcel Fässler schon vieles erlebt, aber nichts mit Goodwood Vergleichbares (Fotos: Peter Wyss).

Für beide Berufsrennfahrer war es die erste Einladung zur Teilnahme bei dieser theatralischen Veranstaltung in Südengland. Rund 150’000 Zuschauer, von denen ein Grossteil traditionell im Outfit der Golden Fifties & Sixties erschien, verfolgten am zweiten September-Wochenende das Renngeschehen über die drei Tage, und dies bei prächtigem Spätsommerwetter.

Start bei den Tourenwagen und GT
Wie einst von 1948 bis 1966 wird auf dem legendären Goodwood Circuit gefahren. Das seit 1998 alljährlich ausgetragene Goodwood Revival lässt diese legendäre Zeit mit richtigen Rennen und einem reichhaltigen Rahmenprogramm für drei Tage aufleben. Höhere Geschwindigkeiten werden im Historic Racing auf keiner Rennstrecke erzielt. Dementsprechend beeindruckt waren auch Marcel Fässler und Neel Jani.

Während Jani schon im Frühjahr beim Members’ Meeting als siegreicher Fahrer auf einem Rover Vitesse Bekanntschaft mit diesem schneller Circuit schloss, bedeutete Goodwood für Fässler absolutes Neuland. Beide sollten im spektakulären Rennen für Tourenwagen aus den 50-er Jahren auf zwei verschiedenen Austin A40 fahren, ebenso im RAC TT Celebration Race für GT-Autos von 1960 bis 1966.

Marcel Fässler driftet im Austin A40 aus der Schikane, gejagt von einem Jaguar Mk1. Am Steuer sassen beim ersten der beiden Tourenwagenrennen lauter aktuelle oder ehemalige Profirennfahrer.

Fässler in Fahrt
Leider verweigerte der für Jani vorgesehene Austin seinen Dienst schon im Training, und er war auch fürs Rennen nicht zum Leben zu erwecken. Hingegen lief der von seinen Besitzern völlig neu aufgebaute A40 von Fässler sprichwörtlich wie ein Schweizer Uhrwerk. Der Schwyzer bewegte der kleinen Flitzer auch so, als hätte er nie etwas anderes getan.

Zusammen mit seinem Besitzer, der das zweite 25-minütige Rennen bestritt, wurde Fässler mit dem dritten Gesamtrang in der Addition der beiden Läufe belohnt. Part 1 der St Mary’s Trophy beendete Fässler am Samstag als Vierter. Da der überlegene Studebaker Silver Hawk mit Ex-Sauber-Pilot Karl Wendlinger am Steuer wie sechs andere Tourenwagen aber gegen das technische Reglement verstiess und aus der Wertung fiel, rückte der Schweizer an die dritte Position vor. Diese bestätigte Fahrzeugbesitzer Matt Manderson anderntags als Vierter trotz einer 30-Sekunden-Strafe.

Marcel Fässler: «Es war hammergeil mit dem kleinen Austin. Ein richtiges Funmobil. Schade, dass mein Corvette Stingray im GT-Rennen dafür nicht so gut lief. Aber für mich war dieser Event ohnehin das Beeindruckendste, was ich je gesehen habe.“

Die Highlights vom ersten Renntag in Goodwood:

«Das Fahren ist fast sekundär»
Ins gleiche Horn blies Neel Jani, der wenigstens im einstündigen GT-Rennen abwechselnd mit Richard Meins auf dessen Jaguar E-type FHC von 1961 zum Fahren kam. Gegen die Armada von AC Cobra war aber nichts auszurichten. Sein Porsche-Formel-E-Teamkollege André Lotterer gewann das Rennen mit Besitzer Christopher Wilson.

Der 13. Rang war aber auch für den Bieler eher nebensächlich.

Neel Jani: «Das Fahren ist hier fast sekundär. Man muss auch Glück bei der Zuteilung der Autos haben. Unglaublich, wie viel drum herum geboten wird. Dabei sein ist alles.»

Die Zusammenfassung vom GT-Rennen ist in den Highlights vom Sonntag zu sehen:

Lorbeeren für Lips
Mittendrin statt nur dabei waren weitere Schweizer Historic Racer. In der einstündigen Kinrara Trophy für geschlossene GT-Autos mit drei Liter Hubraum oder mehr wechselte sich Remo Lips mit dem Briten David Franklin am Steuer eines Ferrari 250 GT SWB/C ab.

Nach mehreren Anläufen über die Jahre mit dem wertvollen Auto seines Chefs Arnold Meier schaute ein Podium heraus, was in Goodwood mit einem Lorbeerkranz statt einem Pokal honoriert wird.

Remo Lips schaffte es nach mehreren Anläufen zu einem Podestplatz. Das wird in Goodwood traditionell mit Lorbeer belohnt.

Buhofer im Ex-Clark-Lotus
Achtbar schlug sich Philipp Buhofer in der Glover Trophy für GP-Rennwagen bis 1,5 Liter Hubraum. Weil es an seinem Lotus-Climax 24 Motorprobleme gab, durfte er mit seinem zweiten legendären Rennwagen antreten, einem Lotus 44 F2 von 1966.

Obwohl der einst vom unvergessenen Jim Clark pilotierte Monoposto nur über einen Cosworth-Motor mit 1000 Kubik verfügte, fuhr Buhofer als Underdog in dem von Briten dominierten Feld mit über 150 km/h Schnitt auf den guten zehnten Rang.

Bei den ebenfalls einzigartigen und flott bewegten Vorkriegsrennwagen steuerte Urs Müller seinen Maserati 6CM sogar zum achten Rang. Der Basler ist in Goodwood ein alter Hase. Schon am Freitagabend pilotierte er in der Kinrara Trophy mit Tochter Arlette einen Aston Martin DB4 GT, den sie als gute Zwölfte ins Ziel brachten.

Die Zuschauer können das Geschehen rund um den Circuit von Tribünen oder nah am Zaun verfolgen. Die Atmosphäre genoss auch Philipp Buhofer in seinem Lotus 44 F2.

Unvergessliches Erlebnis
Goodwood-Neuling Toni Seiler fuhr im schnellsten Feld der unlimitierten Sportprototypen à la CanAm mit. Vom Training zum Rennen kam der Zürcher mit dem zur Verfügung gestellten Lola T70 Spyder mit 5,7-Liter-Chevy-V8 immer besser zurecht. In dem von Gelbphasen gedrosselten Rennen rückte Seiler bis auf Rang 15 vor, ehe eine gebrochene Getriebewelle die Fahrt beendete.

Trotzdem verliess auch er wie jeder Fahrer und Zuschauer den Goodwood Circuit in heller Begeisterung.

Toni Seiler: «Ich war schon bei der Le Mans Classic und Daytona Historic am Start. Aber einen solch guten Event habe ich noch nie erlebt. Ich hoffe, ich werde 2020 wieder zur Teilnahme eingeladen.»

Toni Seiler fährt mit eigenen Lola T70 seit vielen Jahren historische Rennen. Goodwood war für ihn eine neue beeindruckende Erfahrung.

Organisierte Reise ans Goodwood Revival 2020
Wer an einer Reise zum Goodwood Revival vom 10. bis 14. September 2020 interessiert ist (fünf Tage mit vier Übernachtungen im ****Hotel in Brighton), kann über das Kontaktformular https://www.autosprint.ch/kontakt/ (Sonstiges) Informationen anfordern.

Mehr Informationen zum Goodwood Revival 2019 und alle Resultate gibt es unter den folgenden Links.

goodwood.com/motorsport/goodwood-revival

tsl-timing.com/event/193765

 

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