Rally di Alba: Überlegener Jonathan Hirschi 🎥

ES HAT SICH ABGEZEICHNET Mit seinem ersten Sieg seit beinahe acht Jahren bei der Rally di Alba in Italien übernahm Jonathan Hirschi gleich auch die Tabellenführung in der Schweizer Rallye-Meisterschaft.

Beifahrer Volluz und Hirschi im Gespräch mit einem Techniker (Foto: Eichenberger).

An Abwechslung mangelt es in der Schweizer Rallye-Meisterschaft 2022 definitiv nicht. Nachdem beim Saisonauftakt im Jura der amtierende Meister Mike Coppens die Nase vorne hatte und sich bei der „Chablais“ Jonathan Michellod über seinen ersten Sieg freuen durfte, war die Reihe beim dritten Lauf rund um die italienische Stadt Alba nun an Jonathan Hirschi und Beifahrer Michaël Volluz.

Für den 36-jährigen Neuenburger war es der zweite Gesamtsieg im Rahmen der Schweizer Meisterschaft. 2014 hatte Hirschi als Gesamtvierter der Rallye du Valais die nationale Wertung für sich entschieden.

Wechsel an der Tabellenspitze
Mit diesem Erfolg, der sich seit Saisonbeginn abgezeichnet hatte, übernahm der frühere Formel-Renault-, LMP2- und heutige GT3- sowie Rallyepilot bei Halbzeit der Rallye-SM die Gesamtführung mit 99 Punkten vor Michellod (92) und Coppens (73).

Am Steuer eines VW Polo R5 (Galerie links) war er von Anfang an der schnellste Schweizer und gab die Führung zu keiner Zeit ab.

Jonathan Hirschi: «Wir lagen von der Powerstage weg vorne. In der zweitletzten Prüfung habe ich dann etwas Tempo rausgenommen, aber wir waren immer noch die Schnellsten. In der letzten Prüfung ging ich es dann behutsam an. Ich hatte noch meinen Reifenschaden beim Critérium im Hinterkopf.»

Unerwarteter zweiter Platz für Ballinari
Der zweite Platz bei der Rally di Alba, die zum ersten Mal Austragungsort eines Schweizer Meisterschaftslaufs war, ging an den Markenkollegen Ivan Ballinari. Dem zweimaligen Schweizer Meister aus Lugano tat die piemontesische Luft offenbar gut.

Für «Bally» war es nach dem Forfait beim Critérium Jurassien und einem eher enttäuschenden vierten Platz bei der Rallye du Chablais das erste Podium in dieser Saison. Und das mit einer neuen Co-Pilotin, Elena Giovenale.

Reifenschäden der Verfolger
Hinter Ballinari mit 3:29 Minuten Rückstand auf Sieger Jonathan Hirschi belegte Jonathan Michellod im Skoda Fabia (Galerie Mitte) den dritten Rang. Der vor der Rally di Alba noch führende Walliser war mit diesem Ergebnis aber nicht sonderlich zufrieden. Ein Reifenschaden kostete ihn viel Zeit.

Auch den amtierende Meister Mike Coppens und seinen Citroën C3 (Galerie rechts) erwischte es kurz vor dem Ziel mit einem Reifenschaden, nachdem er einen Steinbrocken touchiert hatte. Dadurch fiel der Walliser im Gesamtklassement hinter Michellod auf Rang 4 zurück. 53 Sekunden dahinter kam Sergio Pinto auf dem Alpine RGT als Fünfter ins Ziel.

Pech hatte Rally2-Neuling Guillaume Girolamo. Schon in der dritten SP musste der Walliser seinen Ford Fiesta mit Bremsproblemen abstellen. Bis dato zeigte der 25-Jährige aus Haute-Nendaz aber eine starke Leistung. In der ersten SP war er Viert-, in der zweiten sogar Drittschnellster.

Schutzengel flogen mit
Glück im Unglück hatten Cédric Althaus und seine Beifahrerin Lisiane Zbinden. Der Jurassier kam mit dem Renault Clio Rally4 auf der siebten Wertungsprüfung von der Strecke ab und überschlug sich danach spektakulär einen Rebberg hinab.

Dank der robusten Sicherheitszelle kamen sie dem Schrecken und ein paar Wehwechen davon. Aus diesem Grund darf man sich auch das obige Unfallvideo anschauen.

Der Gesamtsieg bei dem zur italienischen Meisterschaft und Tour European Rally zählenden Rennens sicherte sich Nikolay Gryazin (Skoda Fabia) vor Andrea Crugnola (Citroën C3) und Fabio Andolfi (Skoda Fabia). Hirschi/Volluz belegten mit 2’41 Min. Rückstand auf die Litauer den 14. Gesamtrang.

Fotos aus Alba: Rallye-Fotos.ch

rallyalba.it

 

Slalom Chamblon: Martin Bürki im Doppelpack

ZWEI NAMENSVETTER AN DER TABELLENSPITZE Martin Bürki sicherte in Chamblon im VW Polo den neunten Titel in der Slalom-SM. Sein Namensvetter im BMW wird Vizemeister. Der Tagessieg ging einmal mehr an Philip Egli im Dallara.

Martin Bürki liess sich von seinen beiden Helfern Phippu und Mario feiern (Fotos: Eicherberger & Cornevaux).

Martin Bürki ist zum achten Mal in Folge und zum neunten Mal insgesamt Schweizer Slalom-Meister. Der Garagist aus Uetendorf liess auch beim Finale in Chamblon in seiner Klasse E1 bis 1600 Kubik mit seinem optimalen VW Polo nichts anbrennen.

Schneller waren bei den Tourenwagen nur Christian Darani im Fiat X 1/9 und Martin Oliver Bürki im selbst getunten BMW. Beide sicherten sich in ihren E1-Klassen ebenfalls klare Siege.

Zwahlen zeigt, was schiefgehen kann
Auch wenn die Titel des VW-Polo-Piloten inzwischen fast zur Gewohnheit werden, sind diese für den alten und neuen Meister längst keine Selbstverständlichkeit.

Martin Bürki: «Ohne harte Arbeit und viel Disziplin ginge das nicht. Ausserdem kann immer etwas dazwischenkommen.»

So wie bei Christoph Zwahlen. Der Thurgauer zählt seit Jahren zu den Schnellsten am Berg oder bei Slaloms. In Chamblon hob Zwahlen im Training am Sonntagmorgen mit seinem Porsche GT3 sprichwörtlich ab, blieb aber zum Glück unverletzt.

Martin Bürki: «Genau solche Zwischenfälle können einem am Ende den Titel kosten und auch einem Top-Piloten wie Christoph oder mir passieren. Deshalb nehme ich Gratulationen immer erst dann entgegen, wenn alles vorbei ist.»

Fünf Fahrer mit dem Maximum
Wie knapp es in der Schweizer Slalom-Meisterschaft 2022 ist, zeigt ein Blick auf den Schlussstand. In der Endabrechnung liess Bürki die Konkurrenz nur dank dem besseren Streichresultat hinter sich.

Auch Christian Darani (Galerie links), Nicola Fankhauser (Galerie Mitte), Martin Oliver Bürki (Galerie rechts) und Philip Egli machten in Chamblon die 100 Punkte voll. Fankhauser hatte mit seinem Honda Ciic Type R in der A-2000 in Bure leider zu wenige Gegner und bekam dort nur halbe Punkte. Für den Simmentaler ist der vierte Schlussrang hinter Bürki II und Egli aber dennoch eine starke Leistung.

Darani hat wegen seiner Ferienabwesenheit den Nuller von Bure als Streichresultat und muss deshalb mit dem fünften Gesamtrang vorliebnehmen. Der Vizemeister von 2021 war ansonsten überall der schnellste oder zweitschnellste Tourenwagenpilot.

Keine Chance gegen Philip Egli
Der Tagessieg in Chamblon ging einmal mehr an Philip Egli im Dallara-EPR (Galerie links). Der in Zürich wohnhafte Glarner bildet mit seinem in die Jahre gekommenen Formel-3-Dallara eine Einheit, die man kaum bezwingen kann. Trotz der einzigen Saisonniederlage in Ambri 1 gegen Lukas Eugster schaffte er es damit noch aufs Meisterschaftspodium.

Lukas Eugster fehlten in Chamblon mit zwei fast identischen Laufzeiten 4,5 Sekunden auf Egli. Sein Ligier-Honda sei an einigen Stellen einfach zu breit und liesse sich kaum einlenken.

Der dritte Gesamtrang ging an Jannis Jeremias im originalen Formel Renault (Galerie Mitte). Der 22-Jährige vom Bielersee war damit 3,3 Sekunden schneller als sein Mentor Yves Hängärtner, der die Power des deutlich breiteren GP3-Dallara auf dieser Strecke nicht richtig nutzen konnte. Wegen seines Ausrutschers im zweiten Lauf schlüpfte in der Endabrechnung sogar noch Victor Darbellay als Gesamtvierter im kleinen Arcobaleno durch.

Bestätigung des Meisters im Suzuki Cup
Im Suzuki Swiss Racing Cup triumphierte der bereits als Meister festgestandene Fabian Eggenberger (Galerie rechts, Foto Denise Steinmann) zum fünften Mal in sieben Rennen, diesmal mit nur drei Zehntelsekunden Vorsprung auf den entthronten Titelverteidiger und Vizemeister Marcel Muzzarelli.

Dritter wurde zum zweiten Mal Michaël Bering. Platz 3 in der Endabrechnung geht so an Sandro Fehr, der in Chamblon das Podium als Vierter nur um zwei Zehntelsekunden verpasste. Eine Analyse des Suzuki-Finallaufes und der Meisterschaft folgt im Laufe der Woche.

ecuriedunord.ch

ADAC GT Zandvoort: Paukenschlag von Emil Frey Racing 🎥

ERSTE ZWEI SIEGE Mit einem historischen Doppelsieg beim dritten Saisonlauf zum ADAC GT Masters in Zandvoort katapultierte sich Emil Frey Racing in den Titelkampf um die Meisterschaft.

 

Es war das Rennwochenende von Emil Frey Racing. Die Lamborghini Huracán GT3 EVO aus Safenwil standen in beiden einstündigen Sprintrennen mit Fahrerwechsel am Ende ganz vorne.

Erster Sieg am dritten Rennwochenende
Am Samstag eroberte der Österreicher Mick Wishofer im Sportwagen mit Startnummer #14 die Pole-Position und bescherte Emil Frey Racing danach mit seinem finnischen Partner Konsta Lappalainen auf dem abtrocknenden und mit Slicks anfänglich tückischen Circuit von Zandvoort den ersten Triumph in der internationalen Deutschen GT-Meisterschaft.

Am Sonntag leistete Jack Aitken mit der Bestzeit in seinem Qualifying dieselbe optimale Vorarbeit, die der Briten danach mit dem Spanier Albert Costa Balboa am Steuer der #63 auf dem Dünenkurs an der niederländischen Nordseeküste in den zweiten Sieg für den Schweizer Rennstall verwandelten.

Rache ist süss
Damit revanchierten sich Aitken/Balboa für das schwierige Rennen vom Vortag, das sie nach einer frühen Strafrunde durch die Rennleitung (zu frühes Ausscheren beim rollenden Start) an zwölfter Stelle beendet hatten. Mit1:34,715 Minuten stellte Aitken am Sonntag auch einen neuen Rundenrekord für GT3-Sportwagen in Zandvoort auf.

Gegen Ende des zweiten Rennens musste Wishofer in der #14 nach einem Reifenschaden aufgeben.

 

Jubel nach vorheriger Enttäuschung
Die Franzosen Arthur Rougier und Franck Perera sammelten im Auto mit der #19 ebenfalls wertvolle Punkte. Im ersten Rennen belegte das dritte Duo den achten Platz und im zweiten Lauf holten sie nach einem Drama des Porsche #91 auf der letzten Runde ein wohlverdientes Podium.

Jürg Flach, Technischer Direktor: «Es war ein sehr starkes Wochenende mit einer grossartigen Leistung des gesamten Teams. Mit jedem Auto auf dem Podium zu stehen, ist aussergewöhnlich, und ich freue mich sehr für das ganze Team. Nach dem enttäuschenden Ende des Rennens in Le Castellet (Lauf zum GT World Challenge Endurance Cup, Red.) war dies hochverdient.»

Vorstoss in der Meisterschaft
Durch den Sieg der #63 sind Costa Balboa und Aitken nun Vierte in der GT Masters-Wertung und gehen mit nur neun Punkten Rückstand auf die Spitze in die nächste Runde der Saison, während Rougier und Perera mit nur 13 Punkten Rückstand Sechste sind.

Profiteur des Rennwochenendes war Jusuf Owega. Zusammen mit dem Aargauer Ricardo Feller holte der Deutsche im Audi R8 LMS evo II GT3 von Montaplast by Land Motorsport im ersten Lauf einen vierten Platz und verteidigte trotz eines Nullers am Sonntag die alleinige Tabellenführung.

Auf dem Podium am Sonntag standen gleich zwei Duos von Emil Frey Racing auf Stufe 1 und 3 (Foto: Gruppe C Photography).

emilfreyracing.com

adac-gt-masters.de

Drift Force: Fortschritte zahlen sich langsam aus 🎥

FORMULA DRIFT ORLANDO Bei der dritten Runde zur Formula Drift 2022 in den USA, der weltweit bedeutendsten Liga im Driftsport, stiess Yves Meyer bis ins Achtelfinale vor. Dank Verbesserungen am Toyota GT86 könnte es bald noch weiter nach vorne gehen.

 

Nach dem zweiten Saisonevent in Road Atlanta blieb The Drift Force, dem von Yves Meyer und Joshua Reynolds gegründeten Team aus Nidwalden, nur eine Woche, um sich auf den nächsten Anlass in der Orlando Speedworld in Florida vorzubereiten. In Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Partnerteam wurden in der Kürze der Zeit dennoch spürbare Verbesserungen am Toyota GT86 vorgenommen, die sich auf erfreuliche Weise auszahlten.

Allerdings konnte sich der Schweizer wegen eines defekten Sensors in der Nockenwellensteuerung und eines mechanischen Getriebeproblems an den beiden Trainingstagen nur in wenigen Runden an die neue Strecke, bestehend aus einem Ovalkurs und einem Infield, gewöhnen.

Erst in letzter Minute stand der Wagen von Toyota Gazoo Racing Switzerland rechtzeitig am Start zur Qualifikation. Diese schaffte Yves Meyer dann mühelos, was eine Belohnung an die ganze Mannschaft war.

Harte Nuss geknackt
Am Renntag traf der 30-jährige Innerschweizer im ersten Duell dann auf eine harte Nuss. Der in Kalifornien wohnhafte Litauer Aurimas Bakchis gehört seit elf Jahren dem Profizirkus im Driftsport an, gewann seither insgesamt neun Events der Formula Drift und war 2017, 2019 sowie 2021 Gesamtdritter in der Meisterschaft.

Mit Ehrfurcht und Respekt, aber mit viel Vertrauen in sich und die Technik seines 900 PS starken Driftfahrzeugs trat Meyer das Battle gegen den Routinier an – und ging als überraschender Sieger daraus hervor.

Yves Meyer: «Das war bis dahin eine enorme Teamleistung. Weil Bakchis in meinem Chase Run in die Wand geknallt war, kollidierte ich mit seinem Auto, worauf wir es bis zu meinem Lead Run in wenigen Minuten reparieren mussten. Auch das hat dank der Hilfe von allen Seiten geklappt.»

Der Unfall und die Reparaturarbeiten sind im obigen Video ab 3:40 Minuten zu sehen.

Yves Meyer jagt Daniel Stuke Tür-an-Tür. Leider reichte es nicht zum Weiterkommen (Fotos: ValtersBoze.com)

Regen als Spielverderber
Leider blieb nach einem Gewitter durch den Unfall keine Zeit, das Fahrwerk auf die nasse Unterlage abzustimmen. Mit einem unter diesen Bedingungen nur schwer zu bändigen PS-Monster unterlag Yves Meyer daher seinem normalerweise schlagbaren Gegner im Achtelfinale und schied aus.

Trotzdem kehrte der Schweizer mit vielen positiven Eindrücken in die Heimat zurück.

Yves Meyer: «In der Abstimmung des neuen KW-Competition-Fahrwerks haben wir einen Riesensprung nach vorne gemacht. Unser Speed auf trockener Strecke ist abartig, das fiel sogar meinen Gegnern im Training auf. Ich fühle mich daher höchst motiviert für den nächsten Event.»

Reynolds muss passen
Sein Teampartner Joshua Reynolds musste leider zuschauen, weil Ersatzteile für seinen Toyota aufgrund der Logistikprobleme nicht rechtzeitig eintrafen.

Der gebürtige Amerikaner hofft, am zweiten Juni-Weekend auf dem Englishtown Raceway in New Jersey oder spätestens Mitte Juli beim fünften Saisonevent auf dem Madison Raceway im US-Bundesstaat Illinois wieder mit von der Partie sein.

Der einzige Schweizer im hochkarätigen Feld geniesst die Competition und Atmosphäre in den USA.

thedriftforce.com

instagram.com/thedriftforce

formulad.com

Suzuki Racing Cup: Applaus für den Meister

ENTSCHEIDUNG IM SCHNELLDURCHGANG Eher unerwartet brachte der Slalom von Bure vor Wochenfrist bereits die Entscheidung im Hybrid-Markenpokal von Suzuki. Seine Gegner sind sich einig – Fabian Eggenberger hat den Titel verdient.

Damit Fabian Eggenberger das Letzte aus dem Suzuki herausholen kann, müssen auch die Semislicks von Yokohama guten Grip bieten (Fotos: Rami Hänggi).

So schnell gab es noch keine Meisterschaftsentscheidung. Am 30. April starteten die Fahrer mit ihren grösstenteils neuen Swift Sport Hybrid 48V in die Rennsaison 2022. Genau vier Wochen später, nach sechs der sieben absolvierten Rennen, stand der Meister im Suzuki Swiss Racing Cup nach dem Slalom Bure am 28. Mai bereits fest.

Kühler Kopf in stressigen Zeiten
Möglich machte es Fabian Eggenberger mit vier Siegen und zwei zweiten Plätzen. Nur zu Saisonbeginn in Bière lag Marcel Muzzarelli nach einer Machtdemonstration deutlich vor ihm, danach distanzierte der Herausforderer den Titelverteidiger in der Tabelle Punkt für Punkt.

Mit Sandro Fehrs Sieg in Ambri 2 konnte Eggenberger gut leben, da sich auch Patrick Flammer vor Muzz setzte und ihm dadurch einen weiteren Punkt abnahm.

Nach seinem vierten Saisonsieg und dem erneuten vierten Platz von Muzzarelli (obere Galerie links) in Bure ist es auch nach Abzug eines Streichresultats für den entthronten Meister von 2019 und 2021 rechnerisch nicht mehr möglich, den Cup-Leader beim Finale in Chamblon noch vom Thron zu stossen.

So früh, in nur 28 Tagen, Meister zu werden, empfand auch der neue Champion speziell.

Fabian Eggenberger: «Fünf von sechs Rennen an aufeinanderfolgenden Wochenenden waren stressig. Denn ich habe auch in meiner Garage viel zu tun, und so blieb kaum Zeit, das Auto zu checken. Umso mehr wollte ich den Titel mit einem weiteren Sieg vorzeitig sicherstellen.»

Enorme Leistungsdichte an der Spitze
Dass die Top 3 im Jura – Eggenberger, Flammer (Galerie Mitte) und Fehr (Galerie rechts) – um weniger als acht Zehntel auseinander lagen und Muzzarelli ohne den Torfehler im schnelleren zweiten Lauf Dritter geworden wäre, gab auch ihm zu denken. Bereits in den vorangegangenen Rennen entschieden Sekundenbruchteile über die Podestplätze.

Fabian Eggenberger: «Auf 5255 Meter Länge so nahe beieinander zu liegen, ist abartig. Meine engsten Gegner werden im unter Wert geschlagen.»

Hybrid besser als erwartet
Wie Vorgänger Muzzarelli ist Eggenberger ein eigentlicher Markenpokal-Spezialist. Schon 2012 und 2013 gewann der 45-jährige Garagier aus Dübendorf den damaligen Suzuki Grand Prix, zuletzt 2018 auch die interne Suzuki-Preisgeldwertung innerhalb der Klasse LOC2 bis zur Lancierung des neuen Turbomodells.

Nun ist er der erste Meister mit einem elektrisch unterstützten Modell, dem er nur Positives abgewinnen kann.

Fabian Eggenberger: «Vorgängig hatte ich das Gefühl, der Hybrid passe mir nicht so. Mit jedem Rennen habe ich selbst erkannt, wie gut das Auto liegt und wie schnell es ist, was man ja an den gefahrenen Zeiten sieht.»

Anerkennung von den stärksten Gegnern
Respekt zollen ihm auch die Gegner, von denen sich die stärksten drei stellvertretend für alle äussern.

Marcel Muzzarelli: «Chapeau vor Eggenbergers Leistung in Bure und während der ganzen Saison. Offenbar hat er das richtige Rezept mit dem Hybridauto gefunden. Mit vier Siegen in sechs Rennen hat er die Meisterschaft absolut verdient!»

Sandro Fehr: «Zu Fabians Leistung kann ich nur applaudieren. Er hat es dieses Jahr geschafft, fehlerfrei durchzukommen und immer noch eins draufzulegen. Ich freue mich sehr für ihn.»

Patrick Flammer: «Fabians Zeit in Bure war für mich unerreichbar. Er ist der verdiente Meister. Dieses Jahr hat alles bei ihm gepasst, er war unheimlich schnell und konstant.»

Das geschlagene Trio zeigte bei einzelnen Rennen ebenfalls Höchstleistungen und macht nun noch den Vizemeistertitel und dritten Meisterschaftsrang unter sich aus. Dabei geht es doch noch um viel Preisgeld. Natürlich hofft jeder, den anderen zu schlagen…

Die Top 5 in Bure (von links): Muzzarelli (4.), Flammer (2), Eggenberger (1.), Fehr (3.) und Béring (5.). Sie liegen auch in der Meisterschaft vorne.

Béring noch nicht auf Top-Niveau
Wie hoch das Niveau der Top Vier ist, kriegte vor allem Michaël Béring (untere Galerie links) zu spüren. Trotz Hybriderfahrung in der Minisaison 2021 eroberte der Jurassier erst in Ambri als Dritter ein Podium. Beim bestens vertrauten Heimrennen war er als Fünfter zeitlich überraschend weit davon entfernt.

Der Sohn des Bergeuropameisters von 1975 und 1976 hat den fünften Meisterschaftsrang aber auf sicher und wird versuchen, Patrick Flammer noch den vierten  Platz abzuknöpfen.

Rico Thomann und Reto Steiner belegten mit dem Suzuki vom Flammer Speed Team in Bure die Plätze 6 und 7. Als Neuling auf der schwierigsten und schnellsten Strecke büsste Thomann weniger als eine Sekunde pro Kilometer ein, was das Talent des Junior-Bergmeisters von 2019 widerspiegelt.

Sandro Fehr: «Bure ist komplett anders als die anderen Slalomstrecken. Um hier schnell zu sein, musst du Mut haben und die Arschbacken zusammenkneifen. Für Neueinsteiger ein Ding der Unmöglichkeit, dort ohne Erfahrung schnell zu sein. Daher Hut ab vor Rico!»

Schwierige Liebesbeziehung
Jean-Claude Debrunner, Roland Graf (Galerie Mitte) – erst zum zweiten Mal schneller als Fahrzeugpartner Rolf Tremp (12.) – und Heiko Leiber in Eggenbergers Auto schafften es mit Respektabstand ebenfalls noch in die Top 10.

Und nach seinem elften Platz unter 16 Konkurrenten machte Giuliano Piccinato (Galerie rechts) wenigstens eine weniger traurige Miene wie nach dem vorletzten Rang in Ambri. Zu seiner grossen Liebe wird der Seriensportler mit Mild-Hybrid in diesem Leben aber bestimmt nicht mehr …

auto.suzuki.ch/suzuki-swiss-racing-cup

Porsche Cup Suisse: Der Gast ist König

VOLLE GT3-PUNKTE FÜR AEBERHARD Weil Leonardo Caglioni als Gastfahrer für seine zwei Siege im Porsche GT3 Cup Suisse in Le Castellet keine Punkte erhält, durfte sich Jürg Aeberhard als zweifacher Zweiter wie ein Sieger fühlen.

Start zum GT3-Sprint mit Aeberhard #17 und Caglioni #28 in Reihe 1, dahinter kleben Ferati #13 und Burkard an ihren Hecks (Fotos: Hoch zwei).

Der Mann der halben Stunde im Sprintrennen des GT3 Cup auf dem Circuit Paul Ricard in Le Castellet hiess Leonardo Caglioni. Mit dem rund 515 PS starken 911 GT3 Cup der aktuellen Modellgeneration 992 fuhr der ansonsten im Carrera Cup Deutschland fahrende Italiener von der Pole-Position zu einem Start-Ziel-Sieg und legte dabei auch die schnellste Rennrunde vor.

Aeberhard macht das Beste aus der Situation
Hinter ihm konnte sich Jürg Aeberhard im zwölften und letzten Umlauf an Gregor Burkhard vorbeipressen. Der 35-jährige Berner machte damit jene Plätze gut, die er nach dem Start verloren hatte, und darf sich über die volle Punktzahl freuen. Als Gastfahrer wird Caglioni nämlich nicht für die Meisterschaft gewertet.

Praktisch zeitgleich gelang es Gabriel Rindone, dem 18 Jahre jungen Jasin Ferati noch die vierte Position abzuknöpfen. Ferati wird in dieser Saison vom Porsche Motorsport Club Suisse und der Porsche Schweiz AG als Förderpilot unterstützt.

Caglioni liess auch im Langstreckenrennen über 28 Runden nichts anbrennen. Auf die Pole-Position musste der Qualifying-Schnellste allerdings verzichten: Da er zwei defekte Reifen ersetzen liess, startete der Italiener nur von Platz 4. Nach 20 Umläufen lag er das erste Mal wieder vorn und nach dem Pflicht-Boxenstopp wenig später abermals.

Podium im GT3-Endurancelauf: Jürg Aeberhard, Leonardo Caglioni und Jasin Ferati.

Wechsel an der Tabellenspitze
In der GT3 Cup-Wertung rettete der Gastfahrer den Sieg knapp vor Aeberhard und Ferati ins Ziel. Gregor Burkards guter vierter Platz und Rang 3 in der Schweizer Wertung wurde nachträglich aberkannt, weil der Sportec-Chef durch ein Missverständnis nach dem Schliessen des vorgesehenen Zeitfensters zum Pflichtstopp an die Box kam.

Für die beiden zweiten Plätze erhält Aeberhard jeweils die Meisterschaftspunkte des Siegers, womit er Ferati die Tabellenspitze abknöpfte.

Jürg Aeberhard: «Ich habe mich in den beiden Läufen darauf konzentriert, meinen Speed zu fahren, und spulte meine Runden entspannt ab. Diese Taktik in Verbindung mit dem perfekt vorbereiteten Auto brachte mich am Schluss jeweils aufs Podest. Mit den Resultaten bin ich sehr zufrieden, da es auch meine ersten Rennen auf diesem Circuit waren.»

Neue GT4-Modelle nicht zu schlagen
Gleich in vier Klassen kämpften Fahrer eines Cayman GT4 um Punkte und Pokale. Bei den aktuellen, 425 PS starken Clubsport-Modellen mit sogenanntem MR-Paket (Manthey Racing) behielt Routinier Alexandre Mottet nach zwölf Runden die Oberhand gegen Giovanni Naldi.

Unter den Clubsport-Fahrzeugen ohne MR-Ausbaustufe fuhr Andreas Greiling zum Sieg. Mit einem Cayman GT4 CS der Vorgängergeneration 981 liess sich Stefan Kipfer als Gewinner der Klasse 12 feiern.

Auch die neueste Competition-Variante des 718 Cayman (GT4 RS Clubsport) ging in Le Castellet auf die Strecke. Wie auf dem Red Bull Ring konnte sich Valerio Presezzi am Steuer des 500 PS starken Mittelmotor-Sportwagens (Galerie links) gegen Paolo Locatelli durchsetzen und die Gesamtwertung souverän für sich entscheiden.

Auch im anschliessenden Endurance-Rennen über gut eine Stunde Fahrtzeit behielten die GT4 RS die Oberhand: Zusammen mit Profipilot Max Busnelli fuhr Valerio Presezzi auf Platz 1. Ihr Vorsprung auf die Deutschen Markus Lietzau und Florian Strauss im 718 Cayman GT4 CS MR betrug lediglich 2,359 Sekunden.

Lietzau/Strauss wiederum konnten nur knapp Titelverteidiger Laurent Misbach abwehren, dem mit Alexandre Mottet als Partner nur 0,478 Sekunden auf den ersten Platz in der Klasse 10 fehlten.

Bei den Porsche 718 GT4 Clubsport ohne MR-Zusatz dominierte erneut Fabio Resico, der sich das Auto mit Philipp Frommenwiler teilte. In der Klasse 12 freute sich Stefan Kipfer über Verstärkung durch Alain Valente und einen weiteren ersten Platz.

Guter GT3-Einstand von «Hagi»
In der Open GT fuhr Routinier Philippe Menotti am Steuer eines 991-II GT3 R (Galerie Mitte) einen knappen Sprintsieg vor Loïc Villiger (992 GT3 Cup) und dem Österreicher Frederick Jerioch (991-II GT3 Cup) ein.

Das Endurancerennen ging an das österreichische Duo Christian Voithofer/Max Wimmer in einem 991-II GT3 R vor der deutschen Paarung Schmitt/Schraml und Solist Philipp Hagnauer (beide 991-II GT3 Cup). Für «Hagi», schon im Sprint guter Vierter und ebenfalls Klassenzweiter, war es das erste Rennwochenende im GT3-Auto vom Porsche Basel Racing Team (Galerie rechts).

Tommy Eriksson nicht nach der ersten Gleichmässigkeitsprüfung die Gratulation des bisherigen Seriensiegers Nicolas Garski entgegen.

Garskis Siegesserie unterbrochen
Nach acht Siegen in Folge von Nicolas Garski sah die Porsche Drivers Competition in Le Castellet einen neuen Namen an der Spitze der Rangliste. Tommy Eriksson absolvierte mit seinem Porsche 911 GT3 RS den ersten Gleichmässigkeitswettbewerbs über vier gewertete Runden mit einer Abweichung von der eigenen Durchschnittszeit von 0,6 Sekunden. Die Ehrenplätze auf dem Podium gingen an Peter Meister, den Schnellsten des Qualifyings, und Garski.

Der amtierende Champion rückte die Verhältnisse beim zweiten Lauf jedoch wieder gerade: Mit gewohnter Präzision erlaubte sich der GT3-Fahrer nur 0,79 Sekunden Differenz, obwohl diesmal neun Runden berücksichtigt wurden. Eriksson belegte Rang zwei vor Marius Hutmacher, der einen der neuen Porsche 718 Cayman GT4 RS an den Start brachte.

porsche.com/swiss/de

 

Schweiz: Weg frei für einen Circuit

PARLAMENT KIPPT VERBOT Nach 65 Jahren wird das Rundstreckenverbot in der Schweiz aufgehoben. Was dies dem Motorsport bringt, ist eine andere Frage. Möglich wäre nun eine multifunktionale Rennstrecke.

Nach 1955 hatte nur die Formel E das Privileg, international bei einem Rundstreckenrennen in der Schweiz auftreten zu dürfen. Das Publikumsinteresse war enorm (Fotos: Peter Wyss).

Nach dem Nationalrat im Frühjahr hat am 31. Mai auch der Ständerat den Antrag der Verkehrskommission gutgeheissen und der Aufhebung des Verbots von Veranstaltungen öffentlicher Rundstreckenrennen mit Motorfahrzeugen in der Schweiz zugestimmt.

Ein alter Zopf mit Ausnahmen
Das Rundstreckenverbot trat 1957 als Folge des schweren Unfalls von Le Mans 1955 in Kraft. Einzige Ausnahme bildeten Kartrennen, Clubrennen in Lignières, Auto- und Motocross. Ebenso waren Bergrennen, Rallyes und Slaloms ungeachtet ihrer Gefährlichkeit weiterhin mit jeweils kantonaler Bewilligung erlaubt.

Das Verbot konnte seither in mehreren Anläufen nicht gekippt werden, obwohl sich die Sicherheitsmassnahmen im Motorsport und die Technologien der Fahrzeuge in den vergangenen Jahrzehnten extrem verbessert haben.

Mit dem Aufkommen der Formel E, die 2018 (Zürich) und 2019 (Bern) in der Schweiz Station machte, schuf der Bundesrat provisorisch die Möglichkeit, Rundstreckenrennen mit Elektrofahrzeugen durchzuführen. Damit diese Lösung weitergeführt werden kann, braucht es die vom Bundesrat vorgeschlagene Gesetzesanpassung.

Nicht mehr zeitgemässe Zweiteilung des Bewilligungsregimes
Rundstreckenrennen mit Motorfahrzeugen werden fortan demselben Bewilligungsregime unterstellt wie alle anderen motor- und radsportlichen Veranstaltungen auf öffentlichen Strassen.

Allerdings muss nun bei künftigen kantonalen Bewilligungen solcher Veranstaltungen den Erfordernissen an die Verkehrssicherheit und Verkehrserziehung sowie neu auch dem Umweltschutz Rechnung zu tragen. Die Kommissionsmehrheit traut den Kantonen einen sachgerechten Umgang mit solchen Bewilligungen zu.

Nationalrat und Unternehmer Christian Wasserfallen umgibt sich gern im Kreis von Motorsportlern wie Kantonskollege Nico Müller.

Referendum möglich trotz Parlamentsentscheidung
Den Antrag zur Änderung des Artikels 52 im Strassenverkehrsgesetz verfasste und stellte FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. Der bekennende Motorsportfan wollte die Sammel-Revision des SVG nutzen, um das Verbot zu kippen. Sein NR-Kollege Walter Wobmann (SVP) machte sich hierfür bei den Verbänden stark.

Christian Wasserfallen: «Ein kleiner und schöner Erfolg, dass in der Schweiz einmal ein unnötiges Verbot gestrichen wurde. Ich bin erleichtert.»

Im Differenzbereinigungsverfahren zwischen Nationalrat und Ständerat sei dieser Punkt nun bereinigt, das Verbot also gestrichen. Allerdings sei es möglich, dass es aus Kreisen von Road Cross oder nahestehenden Verbänden ein Referendum gegen das Gesetz geben könnte.

Christian Wasserfallen: «Dies aber nicht wegen der Rundstreckenrennen, sondern wegen der lockereren Bestimmungen bei Raserdelikten.»

Es müssen nicht mehr zwingend Elektrorennen sein, für die Bewilligungen ersucht werden können.

Formel 1 und Formel E unwahrscheinlich
Natürlich sind sich die Motorsport affinen Ratsmitglieder bewusst, dass dies nun nicht die Rückkehr der Formel 1 in der Schweiz bedeutet. Schon aus Kostengründen ist dies unrealistisch.

Nach dem finanziellen Debakel ist auch die Formel E kaum mehr ein Thema. Kein Schweizer Stadt- und Kantonsparlament oder Organisator würde dieses Risiko eingehen. Es sei denn, ein mutiges privates Unternehmen übernähme die Risikogarantie.

Denkbar wären kleinere Rundstreckenrennen auf nationaler oder internationaler Ebene, etwa mit Markenpokalen, Tourenwagen und GT-Autos, welche ebenfalls zu elektrischen Klassen tendieren oder solche Serien schon haben bzw. planen. Sprich DTM Electric, GT Electric, FIA ETCR, usw.

Weg frei für eine multinationale Rennstrecke
Weil nun mit der Aufhebung des Rundstreckenverbots eine wichtige Hürde gefallen ist, könnte es durchaus Bemühungen geben, Investoren für das Projekt eines Schweizer Motodroms ohne höchsten FIA-Standart (etwa für F1 und WEC) aufzufinden.

Dies wäre auch ein Anliegen und die Hoffnungen der erfolgreichen Initianten.

Christian Wasserfallen: «Gerade alte Militärareale und Grundstücke in dezentralen Regionen würden sich dafür eignen. Dabei sollte es darum gehen, eine bescheidene und nette Rennstrecke bauen zu können, die multifunktional verwendet werden kann – für Trainings, Fahrsicherheitskurse, Fahrzeugtests, Rennen, Events, Präsentationen und so weiter. Dies müsste dazu beitragen, ein stimmiges Gesamtkonzept auf die Beine zu stellen.»

Dann würde auch viel Cash in der Schweiz bleiben, der seit Jahrzehnten für solche Anlässe im Ausland ausgegeben wird. Die Wirtschaft und auch das Klima – weniger weite Reisen – hätten dann auch etwas davon.

Der kleine TCS-Circuit in Lignières dient als Beispiel, wie eine grösser dimensionierte Anlage in der Schweiz vielseitig verwendet werden könnte.

parlament.ch/de/ratsbetrieb/amtliches-bulletin/amtliches-bulletin-die-verhandlungen?SubjectId=57000#votum4

Slalom Bure: Bürki und Egli in Hochform

ZWEI SIEGER IN REKORDZEITEN Martin Bürki und Philip Egli waren beim vorletzten Lauf zur Schweizer Slalom-Meisterschaft die überragenden Leute. Für den SM-Titel kommen neben Bürki theoretisch noch vier weitere Fahrer infrage.

Auf dem längsten Parcours des Jahres mit 110 Toren liess Martin Bürki im kleinen VW Polo gleich sämtliche Tourenwagen und GT hinter sich.

Martin Bürki machte beim vorletzten Lauf zur Schweizer Slalom-Meisterschaft einen grossen Schritt in Richtung SM-Titel Nummer 9. Der Uetendorfer Garagist liess es jedoch nicht bei 20 Punkten für den überlegenen Klassensieg bewenden.

Nach einem sicheren und trotzdem schnellen ersten Lauf zauberte Bürki im zweiten Durchgang mit dem optimalen VW Polo 1600 die absolute Tourenwagen-Bestzeit in die 5255 Meter lange Bahn. Er schaffte damit sogar den Sprung unter die Top 5 im Gesamtklassement.

Der bis dahin führende Christoph Zwahlen steigerte sich zwar ebenfalls, musste sich aber im Porsche 997 GT3 Cup aus der Gruppe IS um knapp eine halbe Sekunde geschlagen geben.

Streichresultat wird entscheiden
Vor dem Finale in Chamblon (26. Juni) liegt der Berner nun mit dem Maximum von 100 Zählern allein an der Tabellenspitze. Von dort verdrängen kann ihn im Prinzip nur noch die Technik oder er sich selbst.

Der in den Ferien weilende Christian Darani (Fiat/E1-2000), Namensvetter Martin Oliver Bürki (Galerie Mitte im BMW E33 als Sieger der E1-3000), Nicola Fankhauser (Honda Civic/1. A-2000) und Philip Egli (Dallara/1. E2-2000) können mit einem fünften voll bewerteten Klassensieg ebenfalls noch auf 100 Punkte kommen.

Daher werden am Ende wohl die besseren Streichresultate über die Medaillenränge entscheiden. Bürki muss, um ganz sicher zu sein, in Chamblon mindestens Zweiter werden.

In Bure nutzte Mathias Schläppi im Suzuki Swift S2000 (Galerie links) in Abwesenheit von Darani die Chance zum überlegenen ersten Klassensieg bei den E1-Zweilitern.

Martin Bürki peilt den neunten Slalom-SM-Titel an. Gewonnen ist aber noch nichts.

Machtdemonstration von Philip Egli
Der Tagessieg bei der 51. Ausgabe des von der Ecurie des Ordons organisierten Slaloms im Jura ging einmal mehr an Philip Egli (Galerie rechts). Schon im ersten Lauf verbesserte er seine Siegeszeit von 2019, als zum letzten Mal in Bure gefahren wurde, um drei Sekunden.

Im zweiten Durchgang war Egli abermals schneller. Mit 2’26,007 liess er Ambri1-Sieger Lukas Eugster im Ligier-Honda-Sportwagen keine Chance.

Philip Egli: «Diesmal freue ich mich fast mehr über die gefahrene Zeit als über den Tagessieg. Es hat einfach alles gepasst. Es war nicht zu warm, die Strecke war sauber und griffig und ich habe zwei sehr flüssige Läufe hingekriegt, obwohl ich den ersten Durchgang abbrechen und nochmals neu starten musste.»

Schöpferische Zwangspause von Yves Hängärtner
Hinter Egli und Eugster sicherte sich Jannis Jeremias im originalen Tatuus Formel Renault den dritten Gesamtrang vor Victor Darbellay auf einem Arcobaleno. Dies war dem Bieler schon am 15. Mai in Frauenfeld gelungen.

Sein Ecurie-Biennoise-Clubkollege Yves Hängärtner war nach dem defekten 4. Gang in Ambri nicht am Start. Er will die nächsten Wochen zum Optimieren seines Dallara-Egmo GP3 nutzen (Fahrwerk, Aerodynamik, kürzere Übersetzung) und dann beim Finale richtig angreifen.

ecuriedesordons.ch

24H Nürburgring: Verpasste Chancen beim Jubiläumsrennen 🎥

KNAPP AM PODIUM VORBEI Teams mit Schweizer Werksfahrern wären vom Speed her in der Lage gewesen, die 50. Austragung der 24 Stunden Nürburgring zu gewinnen. Jubeln durften am Ende dafür einige Privatfahrer.

Die Lokalmatadoren von Phoenix Racing entschieden die 50. Auflage der ADAC 24h Nürburgring nach einem spannenden Sprint über 24 Stunden, bei dem die Rekorddistanz von 159 Runden à 25378 Meter egalisiert wurde,  für sich.

Der Südafrikaner Kelvin van der Linde, die beiden Belgier Dries Vanthoor und Frédéric Vervisch sowie der Niederländer Robin Frijns setzten sich im Audi R8 LMS evo II mit einem Vorsprung von nur 55,276 Sekunden vor den Meuspather Nachbarn im Getspeed-Mercedes-AMG durch. Diesen pilotierten DTM-Champion Maximilian Götz, Fabian Schiller und der Brite Adam Christodouloue.

Nach zwei Corona-Jahren mit stark eingeschränkten Besucherzahlen erlebten rund 230 000 Zuschauer am gesamten Wochenende das Jubiläumsrennen und sorgten für eine beeindruckende Kulisse.

Spektakulärer Unfall unter Brüdern
Das Phoenix-Team um Chef Ernst Moser rückte mit dem sechsten Erfolg wieder etwas näher an die sieben Siege von Rekordgewinner Manthey heran. Das bekannte Porsche-Team aus der Eifel verlor seinen «Grello» am frühen Samstagabend durch einen spektakulären Unfall.

Laurens Vanthoor flog im Duell mit seinem Bruder Dries nach einer leichten Kollision mit dessen Audi mir rund 250 km/h ab in die Leitplanken. Die Porsche-Kundenteams erlebten danach ein allgemeines Debakel, ebenfalls die glücklosen BMW-Teams mit ihren an sich schnellen neuen M4 GT3.

Schweizer Auto in Führung
Erster Leader war der Neuenburger Jonathan Hirschi, dessen Ferrari 488 GT3 von Octane126 aus Wallisellen der Deutsche Luca Ludwig im Top-Qualifying am Freitagabend überraschend auf die Pole-Position gestellt hatte. Mit nachlassenden Reifen musste Hirschi im Verlauf der dritten Runden die Spitze abtreten und fiel danach sukzessive zurück.

Eine unverschuldete Kollision von Simon Trummer mit abschliessender Reparatur warf das Team aus Wallisellen am frühen Abend zurück. Das Ende besiegelte ein Unfall von Björn Grossmann in der Nacht.

Der goldene Ferrari aus Wallisellen bestimmte im Qualifying und den ersten zwei Rennrunden das Tempo (Fotos. Adrian Zumstein).

Verpasste Chancen der Schweizer Audi-Werksfahrer…
Auch Nico Müller und Patric Niederhauser sammelten mit ihrem Audi #22 vom Team Car Collection (obere Galerie links) insgesamt sechs Mal je eine Führungsrunde aufgrund des späteren Tankstopps. Das Gesamtsiegerpodium verpassten sie als Vierte hinter dem zweiten Getspeed-Mercedes nur um 1’07 Minuten.

Gut dreimal so viel Zeit büssten sie jedoch durch zwei Strafstopps infolge Geschwindigkeitsüberschreitungen unter Gelb ein. Das Podium lag also in Griffnähe. Niederhausers zweites Auto vom Audi Audi Sport Team Car Collection endete auf Rang 6.

Das Podium hatte auch das Team mit Ricardo Feller im Visier (obere Galerie rechts), ehe Doppelstarter van der Linde kurz vor dem Ende der neunten Rennstunde beim Überrunden mit einem langsameren Fahrzeug kollidierte und den Audi vehement in die Reifenstapel warf.

…und Mercedes-Piloten
Den Rundenrekord realisierte Philip Ellis in einem Mercedes-AMG (obere Galerie Mitte), den er sich mit dem Tessiner Raffaele Marciello und Luca Stolz (D) teilte. Ein Reifenschaden durch einen «Streifschuss» mit einem Konkurrenten warf sie bald um eine Runde zurück. Im Ziel mussten sie sich mit Rang 7 und der schnellsten Rennrunde durch den Zuger begnügen.

Philip Ellis: «Ich nehme viele positive Eindrücke von diesem Rennen mit. Wir waren das schnellste Auto im Feld, ganz egal welche Wetterbedingungen herrschten und haben keine Fehler gemacht. Unsere Erwartungshaltung war natürlich eine andere – wir hatten das Zeug, um hier zu gewinnen.»

Yannicks Mettlers GT3-Mercedes blieb schon im ersten Renndrittel durch einen Unfall auf der Strecke. Und die Hoffnung von Julien Apothéloz auf die Zielankunft im ersten Nürburgring-Marathon platzte rund eineinhalb Stunden vor Rennende, als Sandro Trefz (D) in einer kurzen, aber heiklen Regenphase an guter 14. Position liegend verunglückte.

Applaus für drei Klassensiege
Grund zum Feiern hatten dafür andere Schweizer. Mauro Calamia, Ivan Jacoma, Roberto Pampanini und der Deutsche Kai Riemer holten wie schon in den VLN-Rennen 2022 mit dem pinkfarbenen Cayman GT4 CS (mittlere Galerie rechts) den Sieg in der stark besetzten Klasse Cup 3.

Als Underdogs wuchsen die Winterthurer Brüder Armando, Dario und Luigi Stanco mit dem von Autorama Motorsport betreuten Seat Leon Cup Racer von 2016 (mittlere Galerie Mitte), dessen Chassis schon gut 70 000 Kilometer auf dem Buckel hat, geradezu über sich hinaus. In einem fehlerfreien Rennen siegten sie in der Klasse SP3T der Zweiliter-Turbos über den Werks-Subaru (technischer Ausfall) und die beiden von Unfällen und Defekten heimgesuchten VW Golf TCR von Max Kruse Racing.

Teamchef Stefan Tanner: „Es war sehr knapp, ein Nervenkrimi. Wir konnten dieses Rennen nur mit einer guten Strategie und fehlerfreien Teamleistung von Fahrern und Mechanikern gewinnen. 15 Minuten vor Schluss machte sich ein defektes Einspritzventil bemerkbar. Wir beschlossen, dass der Seat nur mit drei Zylindern ins Ziel fährt. Und so haben wir es geschafft.“

Jasmin Preisig und Gustavo Xavier kamen mit ihren Golf TCR auf Rang 2 (untere Galerie Mitte), Teamkollege Fred Yerly mit seinen Partnern zu Platz 3.

Nur ihren BMW M3 GTR über die Runden bringen musste die Familie Kroll (Martin und sein Bruder Michael) und Prinz (Martins Tochter Chantal und Schwiegersohn Alexander). Ein Motorschaden im Training verursachte ihrem Team aber viel Arbeit, die mit der Zielankunft und dem logischen Sieg in der nur von ihnen besetzten Klasse SP6 belohnt wurde.

Zweite Plätze als Erfolgserlebnis
Gute zweite Plätze eroberten weitere Teams mit Schweizer Besetzung in gut besetzten Klassen. So Marco Timbal, Ivan Reggiani und Nicola Bravetti mit einem Cayman GT4 CS in der Klasse der Alternativen Antriebe. Ebenso Miklas Born mit einem Aston Martin Vantage GT4 in der Klasse SP10 (untere Galerie links) und Ranko Mijatovic in einem BMW 330i (untere Galerie rechts) in der Serienwagenklasse VT2 mit Heckantrieb.

Die vollständigen Resultate und weitere Informationen zum Rennen sind der Homepage der Veranstaltung zu entnehmen.

24h-rennen.de

 

Suzuki Racing Cup: Meisterkür von Fabian Eggenberger

VORZEITIGE TITELENTSCHEIDUNG Mit seinem vierten Sieg im sechsten Slalom zum Suzuki Swiss Racing Cup sicherte sich Fabian Eggenberger in Bure vorzeitig den Meistertitel. Spannend wird noch der Kampf um Rang 2.

Das Podium in Bure (von links): Patrick Flammer (2.), Sieger und Meister Fabian Eggenberger und Sandro Fehr (3.).

Auf der längsten Slalomstrecke des Jahres auf dem weitläufigen Militärgelände von Bure im Kanton Jura machte Fabian Eggenberger mit seinen Gegnern einmal mehr kurzen Prozess.

Im ersten Rennlauf auf dem 5255 Meter langen Parcours legte der Garagier aus Dübendorf eine Bestzeit vor, an die Ambri-Sieger Sandro Fehr noch bis auf zwei Zehntel herankam. Patrick Flammer und Marcel Muzzarelli blieben ebenfalls noch in derselben Sekunde.

Besser geht es (fast) nicht
Im zweiten Durchgang gelang Eggenberger (Galerie links) dann nahezu ein Traumlauf, mit dem er Flammer (Galerie Mitte) und Fehr (Galerie rechts) um fast acht Zehntel abhängte.

Fabian Eggenberger: «Wenn ich die letzte Schikane kurz vor dem Ziel nicht etwas zu zögerlich durchfahren hätte, wäre die gewünschte 3’09er-Zeit drin gelegen. Und falls noch einer schneller gewesen wäre, hätte er den Sieg wirklich verdient gehabt.»

Der Sieg blieb jedoch bei Eggenberger, sein vierter in bisher sechs Rennen.

Frühe Titelentscheidung wegen Streichresultat
Damit steht der 45-jährige Zürcher vorzeitig als Gewinner des Suzuki Swiss Racing Cup 2022 fest. Marcel Muzzarelli, der am 1. Mai in Bière den ersten Lauf für sich entschieden hatte, musste sich wie vor sechs Tagen in Ambri mit dem ungewohnten vierten Platz begnügen.

Ohne einen untypischen Torfehler im zweiten Lauf hätte Muzz das nur um sieben Hundertstel getrennte Duo Flammer/Fehr gesprengt. Weil jeder noch ein Streichresultat in Abzug bringen muss, kann Eggenberger auch bei einem Ausfall und gleichzeitigem Sieg von Muzzarelli am 25. Juni in Chamblon nicht mehr von der Tabellenspitze verdrängt werden. Wir gratulieren!

Muzzarelli, Fehr und Flammer machen beim Finale noch den zweiten Tabellenrang unter sich aus.

Den fünften Platz in Bure mit rund drei Sekunden Rückstand erzielte Michaël Béring, der sich bei seinem Heimrennen mehr erhofft hatte. Rico Thomann, Reto Steiner, Jean-Claude Debrunner, Roland Graf und Heiko Leiber (als Doppelstarter auf Eggenbergers Suzuki) belegten die weiteren Plätze in den Top 10.

Hintergrundbericht zum Renngeschehen
Der ausführliche Bericht mit Stimmen und Analysen folgt im Verlauf der nächsten Woche auf unserer Homepage.

Actionfotos: Rami Hänggi.

auto.suzuki.ch/suzuki-swiss-racing-cup

ecuriedesordons.ch

 

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