Suzuki Cup: Sandro Fehr setzt sich an die Spitze

FÜHRUNGSWECHSEL Mit dem ersten Saisonsieg und einem zweiten Platz hinter Meister Fabian Eggenberger übernahm Sandro Fehr beim Slalom Frauenfeld die Tabellenspitze im Suzuki Swift Racing Cup. Ein gutes Renndebüt mit Suzuki gab der bekannte TV-Moderator Salar Bahrampoori.

Fabian Eggenberger, Sandro Fehr und Marcel Muzzrelli (von links) prägten das Suzuki-Geschehen in Frauenfeld (Foto: Peter Wyss).

Sandro Fehr war vor dem morgendlichen Renneinsatz im Rahmen der Auto-Renntage des ACS Thurgau in Frauenfeld nicht nervöser als sonst. Die Anspannung war ihm aber anzusehen. Dass er gewinnen kann, bewies er 2022 in Ambri, in den vorangegangen drei Läufen fehlten aber noch Sekundenbruchteile dazu. Wollte der Hobbyhöhlenforscher vom Rorschacherberg in der Meisterschaft am Ball bleiben, musste er hier Hausherr Marcel Muzzarelli schlagen.

Sieg mit der Brechstange
Was Sandro Fehr (obere Galerie links) dann auf dem 3,2 Kilometer langen winkligen Parcours zwischen den 49 Toren hinzauberte, war spektakulär. Die perfekt zu den leichten Suzuki Swift Sport Hybrid passenden Semislicks von Yokohama gaben in jeder Ecke Geräusche von sich, die auf die auch sichtbar aggressive Fahrweise hinwiesen. War sie aber auch effizient genug?

Sie war es. Nach Bestzeit im ersten Lauf verbesserte sich Fehr im zweiten Durchgang um eine halbe Sekunde. Dies bedeutete den ersten Saisonsieg.

Sandro Fehr: «Das war mit der Brechstange, überall war ich kurz vor dem Abflug. Zwei, drei Mal hat es mich sogar aufgestellt. Das war allerletzte Rille nach dem Motto entweder oder.»

Der Meister zeigt, was machbar ist
Fabian Eggenberger steigerte sich sogar um eine ganze Sekunde und fixierte so mit 0,37 Rückstand den zweiten Platz. Marcel Muzzarelli (obere Galerie Mitte) beendete den ersten Versuch zwar noch schneller als Fehr, hatte jedoch eine Pylone touchiert. Obwohl er danach sicher und sauber fahren musste, gelang dem Präsidenten der ACS-Sportkommission Thurgau, die den Anlass organisierte, die drittbeste Zeit.

Mit der Übung aus dem ersten Rennen ging es bei allen am Nachmittag noch etwas flotter vorwärts – am meisten bei Fabian Eggenberger (obere Galerie rechts). Dem Meister gelang mit dem letzten Schuss ein Traumlauf, der eine Sekunde schneller war als jene der nur um drei Hundertstel getrennten Fehr und Muzzarelli.

Damit sicherte der Zürcher dem neuformierten Team 77, gleichbedeutend mit dem Jahrgang der Piloten, den ersten Sieg im Suzuki Cup.

Fabian Eggenberger: «Ich hatte gehört, wie aggressiv Sandro am Morgen zum Sieg fuhr. Nachdem mein erster Lauf sauber war, habe ich auch ausprobiert, was machbar ist und war überall ein wenig schneller.»

Wechsel an der Tabellenspitze
Fehr konnte auch mit dem zweiten Platz sehr gut leben, weil er so wiederum vor Muzzarelli lag und ihm zwei weitere Punkte abknöpfte. Mit Eggenbergers Hilfe, der sich im Vormittagsrennen dazwischengesetzt hatte, konnte Sandro dem Multichampion die Tabellenführung entreissen und diese auf vier Zähler ausbauen.

Marcel Muzzarelli: «Leider habe ich meine Zeit aus dem Training nicht mehr erreicht. In beiden Rennen habe ich jeweils den ersten Lauf etwas verhauen. Ich erinnere mich nicht, wann ich letztmals im ersten Lauf einen Torfehler hatte. Jetzt muss ich einfach zweimal vor Sandro klassiert sein…»

Einfach wird das nicht. Am nächsten Samstag geht es auf die Mutstrecke von Bure, wo Ambri-Doppelsieger Patrick Flammer ins Geschehen zurückkehrt und immer stark ist. In Frauenfeld punktete Reto Steiner als Siebter im ersten und der überraschende Alexander Ullrich (mittlere Galerie links) als Sechster im zweiten Rennen für das Flammer Speed Team. Im ersten Frauenfelder Rennen war der in Glarus heimische Deutsche sogar Fünfter – so weit vorne landete er noch nie.

Als Vierter verpasste Rico Thomann (mittlere Galerie rechts) sein erstes Podium um mehr als 1,2 Sekunden. Im fünften Saisonlauf wäre der Winterthurer ohne einen Torfehler wiederum Vierter statt Fünfter geworden. So durfte sich Neuling Stefan Glanzmann (mittlere Galerie Mitte), der offensichtlich sehr schnell lernt, als Vierter über sein erstes Top-Resultat freuen.

Etwas ratlos war Michaël Béring. Der Auftaktsieger von Bière musste sich wie in Ambri mit Mittelfeldplätzen (6. und 7.) begnügen. Er sei überall etwas zu wenig aggressiv und zu wenig sauber gefahren. Der Mann aus Le Locle findet dies trotzdem lustig, und er sei für die letzten zwei Rennen im nahen Bure und in Chamblon (25. Juni) voll motiviert.

Von der Mattscheibe auf die Rennstrecke
Als zweifacher Neunter platzierte sich Fabio Gubitosi genau in der Mitte des 17-köpfigen Feldes. Auch das Bild auf den Rängen dahinter sah zweimal fast gleich aus.

Für spezielle Aufmerksamkeit sorgte dem vom Schweizer Fernsehen bestens bekannte Salar Bahrampoori (untere Galerie). Der Sohn eines ausgewanderten Iraners und einer Schweizerin mit Bündner Dialekt fuhr als Suzuki-Markenbotschafter den «Werkswagen» aus Safenwil. Mit der Steigerung von 9,78 auf nur noch 7,96 Sekunden Rückstand auf die beiden Laufsieger machte der Rookie seine Sache sehr gut. Dass er «mega den Plausch» hatte, versteht sich von selbst. Nach Erfahrungen bei Track Days, etwa bei Fredy Barth, ist bei ihm nun wohl der Rennbazillus ausgebrochen.

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Suzuki Cup: Flammer schwingt den Hammer

WERBUNG IN EIGENER SACHE Beim ersten Start im Suzuki Swiss Racing Cup 2023 gelang Patrick Flammer beim Slalom Ambri ein Doppelschlag für sein Team. Die Titelrivalen Sandro Fehr und Marcel Muzzarelli belegten die Podestplätze neben ihm.

Patrick Flammer nutzte das Potenzial des Suzuki Swift Sport Hybrid und den Grip der Yokohama-Semislicks an beiden Renntagen optimal aus (Fotos: Denise Steinmann/myphoto.ch).

In Wirtschaftskreisen würde man es Return of Investment nennen. Sportlich betrachtet, zahlte sich für Patrick Flammer die Teilnahme an den Slalom-Testtagen der Equipe Bernoise Ende März/Anfang April aus. So wirkte sich seine Absenz beim Saisonauftakt zum Suzuki Swiss Racing Cup 2023 vor zwei Wochen in Bière nicht aus, denn auf dem vertrauten Flugplatzkurs von Ambri vermochte der 31-jährige Glarner seine ganze Routine auszuspielen und gleich an beiden Renntagen zu triumphieren.

Mehrkampf um Sekundenbruchteile
Es war allerdings wieder einmal eine brutal enge Angelegenheit an der Spitze der beiden Klassemente, worüber sich auch die Beteiligten wunderten. Die Besten sind offenbar noch näher zusammengerückt. Am Samstag trennten die ersten vier nach dem ersten Rennlauf bloss vier Hundertstelsekunden, nach dem entscheidenden zweiten Durchgang lag das führende Sixpack bei einer Laufzeit von 1’49 keine Sekunde auseinander.

Anderntags, auf dem wiederum 2730 Meter langen Parcours mit 17 veränderten Toren, zeigte sich mit fünf Fahrern in 97 Hundertsteln ein ähnliches Bild. Keine Selbstverständlichkeit also, dass der Gewinner zweimal derselbe war.

Vierter Suzuki-Sieg im Tessin
Patrick Flammer hatte hier schon 2021 als erster Fahrer mit dem Hybridmodell gewonnen und einst mit dem alten Swift Sport seinen ersten Sieg überhaupt gelandet. Nun punktete er erstmals für sein eigenes Flammer Speed Team voll. Für den Geschäftsführer einer Garage in Glarus war es die beste Werbung in eigener Sache.

Patrick Flammer: «Ich habe einfach mein Bestes gegeben und mir selbst nicht zu viel Druck gemacht. Das hat geklappt. Ich war souverän, wenngleich ich Glück gehabt hatte, dass Fabian Eggenberger am zweiten Tag kurz vor dem Ziel noch ein Tor traf.»

Duell an der Tabellenspitze
Daneben auf dem Podium standen an beiden Tagen Sandro Fehr und Marcel Muzzarelli, nur in unterschiedlicher Reihenfolge (mittlere Galerie links, Podium Sonntag). Fehr gelang es am Samstag (obere Galerie links), einen unerklärlichen Rückstand nach Lauf 1 mit einer um zwei Sekunden schnelleren zweiten Zeit in den zweiten Rang umzuwandeln, mit 0,14 Rückstand auf Flammer und 0,15 Vorsprung auf «Muzz». Anderntags fehlten Muzzarelli (obere Galerie rechts) nur sieben Hundertstel auf Flammer, Fehr 0,18. Beide konnten mit diesen Resultaten gut leben.

Marcel Muzzarelli: «Zeitlich ist alles so eng, dass sich der kleinste Fehler auswirken kann. Daher bin ich vollkommen zufrieden.»

Sandro Fehr: «Tipptopp, ich hatte nicht erwartet, dass ich in den zweiten Rennläufen jeweils so viel zulegen konnte. Man muss voll angreifen – entweder geht es oder es geht nicht. Das war wichtig für die Meisterschaft.»

Weil Bière-Sieger Michaël Béring (mittlere Galerie Mitte) mit den Plätzen 5 und 7 viele Punkte einbüsste, liegen nur Muzzarelli und Fehr nur durch zwei Punkte getrennt an der Tabellenspitze.

Michaël Béring: «Mein Rhythmus war eigentlich wiederum gut. Leider habe ich beide Rennen jeweils im zweiten Lauf vergeben. Ich werde versuchen, es dann in Frauenfeld wieder besser zu machen.»

Der Meister wollte es zu gut machen
Bei den nächsten beiden Rennen im Rahmen der Auto-Renntage des ACS Thurgau wird Fabian Eggenberger (obere Galerie Mitte) wieder ins Steuer des von Cup-Koordinator Christian Zimmermann eingesetzten Suzuki Swift greifen. Keine Frage, dass der amtierende Meister Revanche für das Pech in Ambri nehmen und erstmals voll für das neue Team 77 der 1977-Jahrgänger Eggenberger, Zimmermann und Danny Krieg punkten will. Letzterer übte schon mal in Ambri als Doppelstarter mit Eggenberger, kam aber nicht über die Ränge 13 und 12 hinaus.

Fabian Eggenberger: «Am Samstag konnte ich nach zwei Torfehlern im ersten Lauf nicht mehr auf tutti gehen, daher war der vierte Platz am Ende nicht schlecht. Am Sonntag wollte ich schön sauber durch die letzte Torkombination fahren und traf trotzdem mit der Hinterachse einen Töggel. Das war ärgerlich.»

Mehrere Leute mit Potenzial im Mittelfeld
Eine gute Vorstellung gab auch Reto Steiner (mittlere Galerie rechts), der sich mit Patrick Flammer am Steuer ablöste, mit den Plätzen 6 und 4. Der Schwyzer wird in Frauenfeld für das Flammer Speed Team punkten, ehe in Bure wieder der Chef und zum Schluss wie in Bière Alexander Ullrich an der Reihe ist. Das Meisterschaftspodium liegt für das Trio noch gut drin, wenn keiner patzt. Rico Thomann und Neuling Stefan Glanzmann erzielten in beiden Rennen gute Mittelfeldplätze. Mit einem Exploit könnten auch sie bald aufs Podium kommen.

Von den Leuten in der zweiten Ranglistenhälfte dürfte sich Fabio Corezzola (untere Galerie rechts) am Samstag am meisten gefreut haben, da er als Zwölfter unter 16 Konkurrenten das bisher beste Resultat ablieferte. Nach einem Abflug in die Wiese im ersten Lauf von Sonntag fehlte ihm danach der Schneid. Marcel Landolt (untere Galerie links) schaffte es als Zehnter und Neunter zweimal in die Top zehn, Cédric Moulin und Fabio Gubitosi (untere Galerie Mitte) gelang dies nur am Samstag bzw. Sonntag.

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Porsche Cup Suisse: Saisonstart mit neuen Siegern 🎥

EIN BAYER VORAUS Mit Johannes Kapfinger setzte sich einer der beiden neuen Porsche-Junioren beim Auftakt zum Porsche Sports Cup Suisse in Spielberg an die Tabellenspitze. Dank einer Strafe gegen ihn gab es auch im ersten Rennen einen neuen GT3-Sieger.

 

Von der Pole-Position aus hatte Johannes Kapfinger mit dem von Huber Racing eingesetzt Porsche 911 GT3 Cup der neusten Generation im ersten Sprintrennen auf dem Red Bull Ring im österreichischen Spielberg bis ins Ziel einen Vorsprung von fast acht Sekunden herausgefahren (Galerie links). Weil der 20-jährige Passauer jedoch die Streckenbegrenzungen zu weit ausgereizt und dafür zehn Strafsekunden kassiert hatte, ging der Laufsieg an Alexander Schwarzer. Für den erfolgreichen Absolventen der Porsche Racing Experience aus dem Meisterteam von Alex Fach war es der erste Sieg im Schweizer GT3-Cup (Galerie Mitte).

Perfekter Aufstieg in die Königsklasse
Im zweiten Lauf holte sich der Kapfinger gleich in der ersten Runde die Führung von Polesetter Schwarzer zurück und baute sie bis ins Ziel auf mehr als 14 Sekunden aus. Schwarzer rutschte zunächst auf die vierte Position ab, fiel dann bis ans Ende des Feldes zurück und kämpfte sich anschliessend wieder bis auf den neunten Platz vor.

In der Fahrertabelle konnte sich der Junior aus Deutschland, der 2022 den Titel in der Klasse 40 der Gruppe Open GT holte, direkt an die Spitze setzen.

Johannes Kapfinger: «Ich bin sehr glücklich, wie mein erstes Wochenende im GT3 Cup gelaufen ist – das hat irre viel Spass gemacht. Im ersten Lauf hatte ich etwas Pech mit den Track Limits. Ich hab mir das dann genau angeschaut und es im zweiten Rennen besser gemacht. Sicher durchkommen war das Ziel. Im vergangenen Jahr bin ich in der Open GT-Wertung das Vorgängermodell mit Renn-ABS gefahren. Der aktuelle 911 GT3 Cup ist ein komplett neues Auto und in der Klasse-1-Wertung fahren wir ohne ABS, das ist ein enormer Unterschied.»

Starke Leistungen von Senior Peter Hegglin
Der zweite Platz ging an Peter Hegglin vor Gregor Burkard und Gian Luca Tüccaroglu. Hegglin, der mit 61 Jahren nicht mehr zu den Jüngsten zählt, stellte sich schon nach dem ersten Sprint als Dritter aufs Podium, nachdem er sich knapp gegen Marc Arn behaupten konnte.

Jocelyn Langer, der zweite Förderfahrer des Porsche Motorsport Club Suisse und der Porsche Schweiz AG, belegte in beiden Rennen jeweils den 15. Platz. Das rechte Foto in der Galerie zeigt das Podium von Lauf 2 mit dem lachenden Peter Hegglin, Sieger Johannes Kapfinger und Gregor Burkard.

Spannung hinter dem GT4-Gesamtsieger
Die Gruppe der verschiedenen Rennversionen des Porsche Cayman GT4 wurde in beiden Sprintläufen eine Beute von Patrick Hofmann (untere Galerie links). Er war mit seinem rund 500 PS starken RS-Modell als einziger Teilnehmer in der Klasse 10 am Start.

Deutlich spannender ging es unter den Fahrern des 425 PS leistenden 718 Cayman GT4 Clubsport mit sogenanntem MR-Paket von Manthey zu. Im ersten Lauf hatte der Italiener „Gioga“ alle Hände voll zu tun, Patrick Schetty auf Distanz zu halten: Im Ziel trennten beide lediglich 0,242 Sekunden. Im zweiten Lauf 2 setzte sich Schetty dann klar gegen den Titelverteidiger Alexandre Mottet und Markus Lietzau durch.

Auch der Zwillingsbruder kann’s
In der Open GT-Wertung fuhr der Bieler Routinier Enzo Calderari mit einem Porsche 911 GT3 R der Generation 991 den ersten Sieg in der Klasse 23 ein. Im zweiten Lauf setzte sich Patrick Dinkeldein im gesamten Feld durch.

Bei den aktuellen 911 GT3 Cup-Fahrzeugen mit Renn-ABS und Traktionskontrolle ging der erste Platz gleich zweimal an Michael Kapfinger. Der Zwillingsbruder von Johannes Kapfinger war im ersten Sprint der Schnellste aller Sportwagen aus der Gruppe Open GT (Galerie Mitte).

Zwei Sieger in der neuen Classic-Wertung
Der Gleichmässigkeits-Wettbewerb der Porsche Drivers Competition Suisse teilt sich ab dieser Saison in zwei Klassen auf. In der Classic-Wertung vertrauen die Teilnehmenden allein auf ihr Gefühl und verzichten auf elektronische Hilfsmittel wie Stoppuhren oder Zeitnahmesysteme. Hier gewann zunächst Pascal Godel mit seinem 992 GT3 (Galerie rechts) den kürzeren Wettbewerb über fünf Runden, anschliessend dominierte Peter Meister über die doppelte Distanz. Platz zwei ging jeweils an Xavier Penalba vor Robert Schwaller. In der neu geschaffenen Chrono-Kategorie feierte Nicolas Garski jeweils den Sieg vor Fide Scheer.

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Porsche Cup Suisse: Volle Felder nach bewährtem Konzept

SAISONSTART IN ÖSTERREICH Nach dem Abgang der zwei stärksten Fahrer von 2022 wird im Schweizer Porsche-Cup ein neuer GT3-Champion gesucht. Die sechs Rennweekends nach bewährtem Muster im nahen Ausland bieten auch Neueinsteigern eine Chance.

Der Porsche Sports Cup Suisse – im Bild der letztjährige Start des gemischten Open-GT-Feldes in Imola – erfreut sich einer stets beeindruckenden Teilnehmerzahl.

Das Konzept der vom Porsche Motorsport Club (PMSC) organisierten Veranstaltungsserie hat sich seit 2021 bewährt. Der Schweizer Markenpokal mit internationaler Beteiligung besteht aus der Porsche Sprint Challenge Suisse für GT-Rennsportwagen und der Porsche Drivers Competition Suisse für Fahrer mit strassenbereiften Serienfahrzeugen (Galerie Mitte).

Wer noch keine Rennerfahrung hat, aber gerne welche sammeln will, ist bei «Introduction to Racetrack» bestens aufgehoben. Hier wird er oder sie von Instruktoren sachte ans persönliche Limit herangeführt.

Nachfolger von Jasin Ferati gesucht
Die Sprint Challenge unterteilt sich in die drei Gruppen GT3 Cup, GT4 Clubsport und Open GT. Innerhalb der Gruppen wird nach Klassen gewertet, die sich nach Generation und Spezifikation der Fahrzeuge richten. Halbstündige Sprintläufe tragen sie jeweils für sich aus, Langstreckenrennen über 100 Meilen im gemeinsamen Feld.

Die Königsklasse bilden die Modelle 911 GT3 Cup der jüngsten Fahrzeuggeneration 992, die 2022 im Porsche Sports Cup Suisse Einzug hielt. Nach Alexander Fach (2020 und 2021) wechselt auch der letztjährige Champion Jasin Ferati aufs internationale Parkett (Carrera Cup Deutschland), sodass ein neuer Meister gesucht wird.

Zwei offizielle Junioren aus Deutschland
Vielleicht ist es am Ende einer der zwei neuen, vom PMSC und Porsche Schweiz geförderten Junioren (Galerie links)? Der 20-jährige Bayer Johannes Kapfinger gewann 2022 in der Gruppe Open GT mit Huber Racing die grosse Klasse 40 der modifizierten GT3-Cupautos und im Frühjahr 2023 die GT Winter Series in Spanien. Ein noch kaum beschriebenes Blatt ist hingegen sein deutscher Landsmann Jocelyn Langer (22), der im Meisterteam Fach Auto Tech fährt.

Da sich Vizemeister Jürg Aeberhard wieder aufs Coaching von Privatfahrern konzentriert und nur vereinzelt ins Lenkrad greift, dürften Gregor Burkhard, Alexander Schwarzer und Ernst Keller die stärksten Schweizer Fahrer sein. Sie belegten in der vergangenen Saison die Meisterschaftsränge 3, 4 und 5 hinter Ferati und Aeberhard.

Gleichmässigkeitsprüfungen neu in zwei Klassen
In der Porsche Drivers Competition Suisse kommt es darauf an, die eigene Referenzrundenzeit möglichst präzise zu reproduzieren. Pro Wochenende finden nach Training und Qualifying ein kürzerer und ein längerer Lauf über nahezu die doppelte Rundenanzahl statt.

Neu ist die Aufteilung in zwei Gruppen: Sogenannte Classic-Teilnehmende fahren ausschliesslich nach Gefühl – für sie sind Mobiltelefone, Stoppuhren, Zeitnahmesysteme und ähnliches untersagt. In der Chrono-Wertung hingegen dürfen die Starter zur Ermittlung der eigenen Rundenzeit moderne Hilfsmittel einsetzen.

Sechs Rennweekends in der Steiermark, Südfrankreich und Italien
Während die Saison am kommenden Wochenende auf dem Red Bull Ring in Spielberg mit einem Doppelsprint beginnt, stehen in Le Castellet und Imola sowie in Mugello jeweils ein Sprint und ein Endurance-Wettbewerb auf dem Programm. In Monza wie auch in Misano können die Fahrer sogar zwei Sprintläufe sowie ein zweistündiges Endurance-Rennen bestreiten, das aber nicht zur Meisterschaft. Beim Finale findet es bei Nacht statt.

Michael Glinski, CEO Porsche Schweiz AG (Galerie rechts): «Motorsport gehört untrennbar zur DNA von Porsche. Viele unserer Kunden lieben es, die Performance eines Porsche auf der Rennstrecke zu erleben. Der Schweizer Markenpokal bietet hierfür die perfekte Bühne: Er vereint ein professionelles Umfeld mit einem familiären Ambiente.»

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Suzuki Racing Cup: Erlösung für Michaël Béring 🎥

FÄLLIGER ERSTER SIEG Beim Slalom Bière feierte Michaël Béring seinen ersten Sieg im Suzuki Swiss Racing Cup. Dabei brachte er sogar die beiden grossen Favoriten Marcel Muzzarelli und Sandro Fehr zum Staunen.

 

Nach Ende des zweiten Rennlaufs, noch bevor die offizielle Rangliste draussen war, schickte Michaël Béring ein Stossgebet gen Himmel. Der Mann aus Le Locle war sich sicher, keinen Torfehler begangen und somit den ersten Sieg im Suzuki Swiss Racing Cup errungen zu haben, notabene als erster Fahrer aus der Romandie überhaupt.

Ja, sein am 14. Februar 2020 verstorbener Papa Jean-Claude Béring, der 1975 und 1976 Europa-Bergmeister bei den GT-Fahrzeugen und 1977 Schweizer Serienwagenmeister war, wäre wohl stolz auf ihn. Dabei hatte eigentlich niemand Michaël Béring auf der Rechnung, nachdem Sandro Fehr und Marcel Muzzarelli das nasse Training dominiert hatten.

Wechselnde Bedingungen
Im ersten Trainingslauf am Samstagmorgen setzte Fehr die erste Bestzeit, die der Vizemeister im zweiten Probedurchgang toppte. Dabei gelang Muzzarelli im Nassen (Galerie rechts) die fünftschnellste Zeit sämtlicher rund 140 Konkurrenten der LOC-Veranstaltung! Bis zum ersten Rennlauf am Nachmittag trocknete der 4,1 Kilometer lange Parcours mit 77 Toren nahezu vollständig ab, sodass für alle 15 Fahrer mit ihren Suzuki Swift Sport 48V Hybrid neue Voraussetzungen herrschten.

Mit 3’03,79 gelang Sandro Fehr (Galerie links) die erste Bestzeit. Mit rund sieben Zehnteln auf Muzzarelli und mehr als einer Sekunde auf Béring (Galerie Mitte) war sein Polster beachtlich – aber am Ende halt doch nicht gross genug. Trotz leicht einsetzendem Nieselregen verbesserte sich der Neuenburger auf 3’03,00, wobei seine frühe Startnummer zumindest ein kleiner psychologischer Vorteil war. Trotz der leichten Unsicherheit bezüglich der Gripverhältnisse war auch der im Thurgau heimisch gewordene Bündner ganze 1,1 Sekunden schneller als zuvor – was auch für die tadellos haftenden Yokohama-Semislicks spricht. Hingegen vermochte sich der zwei Nummern hinter Béring gestartete St. Galler nicht mehr zu steigern.

Alles hat gepasst
So kam Michaël Béring im dritten Jahr seiner Teilnahme mit dem Mildhybridmodell aus Safenwil zum langersehnten ersten Triumph. Zwei dritte Plätze waren 2022 seine bisher besten Resultate.

Michaël Béring: «Im Kopf wusste ich, dass ich es konnte, jetzt habe ich auch mal Glück gehabt, dass alles passte. Ich denke, Papa wäre stolz auf mich…»

Die um 37 bzw. 79 Hundertstel geschlagenen Muzzarelli und Fehr gratulierten ihm spontan und neidlos. Der auf Platz 3 verdrängte Führende aus dem ersten Lauf verbarg seine Enttäuschung zwar nicht, zollte aber Respekt.

Sandro Fehr: «Ich hatte mit Muzz, aber nie mit Michaël gerechnet. Er liess wirklich einen Schuss raus. Es ist immer wieder interessant, was am Ende herauskommt, man darf sich nie sicher sein.»

Das erste Suzuki-Podium der Saison 2023 (von links): Marcel Muzzarelli, Michaël Béring und Sandro Fehr (Foto Christian Zimmermann).

Vierter Rang für den Chef
Eine beeindruckende Leistung zeigte auch Christian Zimmermann (untere Galerie links). Als Doppelstarter mit Neueinsteiger Patrik Gallati startete der Glarner bei leichtem Regen als Letzter und verpasste seine erste Zeit trotzdem nur um zwölf Hundertstel. Sie reichte dem Koordinator des Markenpokals zur Sicherstellung des vierten Rangs für sein neuformiertes Team 77. Bisher bestritt Chrigi nur ein Rennen mit dem neuen Suzuki.

Christian Zimmermann: «Die Routine fehlt noch, aber es kommt langsam. Ich fuhr ja noch nie auf diesem Kurs. Die Bremspunkte stimmen noch nicht.»

Sein bestes Resultat gelang Cédric Moulin (untere Galerie Mitte) als Fünfter in derselben Sekunde wie Zimmermann.

Vielversprechende Premiere von Stefan Glanzmann
Nur zwei Zehntelsekunden länger unterwegs war Stefan Glanzmann (untere Galerie rechts), der als Sechster somit der beste Newcomer im Suzuki Swiss Racing Cup 2023 war. Bisher zählte der 30-jährige Huttwiler auf einem ebenfalls von der Emil Frey Gruppe vertriebenen Toyota Yaris GR zu den Siegfahrern in der LOC1.

Stefan Glanzmann: «Alles ist neu für mich, der Suzuki ist komplett anders zu fahren. Daher bin ich mit dem ersten Resultat zufrieden. Es macht Spass, ich fühle mich auch sehr wohl in der Suzuki-Familie.»

Fabio Gubitosi, bis 2019 in der OPC Challenge aktiv, wurde im zweiten Durchgang von Glanzmann auf Rang 7 verdrängt. Weil er auch die angestrebte 3’05er-Zeit verpasste, war der Bündner daher nur halbwegs zufrieden damit.

Verpatzter Saisonstart
Gauthier Henchoz, Alexander Ullrich und Rico Thomann ergänzten innerhalb von sieben Zehnteln die Top Ten. Nachdem er sich 2022 schon weitaus besser platziert hatte, war Letzterer mit seinem Saisonstart alles andere als zufrieden.

Rico Thomann: «P4 wäre möglich gewesen, aber es lief von Anfang an nicht gut genug. Weil ich im ersten Lauf eine Pylone traf, war der Druck im zweiten Lauf zu gross.»

Marcel Landolt, Jean-Luc Janz, der deutlich näher ans Mittelfeld herangekommene Flavio Corezzola, der ohne Torfehler unter Wert geschlagene Rolf Tremp und Patrik Gallati belegten die weiteren Plätze.

Weiter geht es am letzten April-Wochenende mit dem Doppelrennen auf dem Flugplatz Ambri.

Fotos Action: Ruedi Menzi

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Ronnie Bratschi: Comeback in der Berg-EM

TITELJAGD MIT HANDIKAP Am Wochenende beginnt in Frankreich die Europa-Bergmeisterschaft 2023. Schweizer Aushängeschild ist Ronnie Bratschi mit seinem Mitsubishi Evo. Seine Titelchancen hängen auch von der Präsenz der Gegner ab.

Ronnie Bratschi hat seinen Mitsubishi Evo RS selbst aufgebaut und exakt nach dem Reglement der Berg-Europameisterschaft optimiert.

Nach anderthalb Jahren kehrt Ronnie Bratschi dieses Wochenende in Saint-Jean du Gard in Frankreich auf die europäischen Bergrennstrecken zurück. Grund für die lange Zwangspause war ein Motorschaden bei Prüfstandversuchen im vergangenen Sommer. Der gelernte Polymechaniker aus Altdorf nahm sich deshalb Zeit, um seinen Mitsubishi Lancer Evo VII RS in sämtlichen Bereichen zu optimieren. Nach erfolgreich absolvierten Testfahrten auf der Rundstrecke steht seinem Comeback nun nichts mehr im Weg.

Teilnehmerzahl als Knackpunkt
Wie 2021 startet der 36- Jährige in der Gruppe 1, den leistungsstärksten Tourenwagen bei Bergrennen, nach Reglement des Automobil-Weltverbandes FIA. Mit Prognosen für 2023 hält sich der Urner bewusst zurück.

Ronnie Bratschi: «Der Ausgang der Meisterschaft ist auch von der Beteiligung abhängig und liegt daher nicht allein in meiner Hand.»

Weil ihn in der Saison 2021 zweimal auch technische Probleme ereilten, musste sich der Schweizer vor zwei Jahren mit dem fünften EM-Rang als bester Fahrer aus der Gruppe 1 und dem Gewinn der Wertung «Best Performer» begnügen, welche das Gesamtklassement aller Tourenwagen in jedem Rennen berücksichtigt.

Zeitaufwändige Reisen
Weil die Reisen zu den Austragungsorten in ganz Europa mit enormem Zeitaufwand verbunden sind, ist Bratschi auf den Goodwill seines Arbeitgebers in Altdorf angewiesen. Überzeit und Ferien setzt er daher fast komplett für den Rennsport ein. Zudem lässt sich eine solche Europatournee nur dank Sponsoren finanzieren. Zu diesen gehören mit der Baumaschinenfirma GIPO aus Seedorf, der Zürich-Versicherung und der FASTEC AG drei international tätige Unternehmen. Dazu kommen Reifenpartner Michelin, KW-Automotive Schweiz, Schmierstoffhersteller Motul, Eggenberger Motorenbau, Ravasicorse, Felwag, die Garage Gisler und Beat Stadler Carrosserie und Spritzwerk.

Start mit tschechischer Rennlizenz
Ein Novum ist, dass der Urner ab diesem Jahr für den tschechischen Verband ACCR fährt.

Ronnie Bratschi: «Das hat diverse Vorteile für mich und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem ACCR. Zudem konnte ich mit Profiko einen ersten Sponsor aus Tschechien für mich gewinnen.»

Nur ein Auftritt in der Heimat
In der Schweiz wird Ronnie Bratschi nur bei dem als achter Lauf zur Europameisterschaft zählenden Bergrennen St-Ursanne–Les Rangiers am 19./20. August im Kanton Jura in Aktion zu sehen sein. Wegen der Unterschiede in den Reglementen der Berg-EM und der Schweizer Meisterschaft machen weitere Starts in der Heimat keinen Sinn.

facebook.com/ronniebratschiofficial

Suzuki Racing Cup: Neuer Machtkampf

DER MEISTER TRITT KÜRZER Der erste Markenpokal mit elektrisch unterstützten Serienwagen geht ins zweite Jahr. Weil Fabian Eggenberger nur noch vereinzelt in einem neuen Team startet, wird ein neuer Meister gesucht. Saisonstart ist am Samstag in Bière.

Ausser beim zweitägigen Slalom-SM-Doppellauf in Ambri stellen sich die bunten Suzuki Swift Sport Hybrid jeweils am Samstag zu ihrem Rennen auf. Kostengünstiger kann kein Rennsport betrieben werden.

Äusserlich sieht man es den Suzuki Swift Sport 48V Hybrid nicht an, welches Potenzial in ihnen steckt. Die von den schnellsten Fahrern im Suzuki Swiss Racing Cup 2022 erzielten Laufzeiten sorgten aber für Staunen. Wer aufs Podium kommen will, muss alles auf die Reihe kriegen.

Meister Fabian Eggenberger in einem neuen Team
Fabian Eggenberger brachte dies am besten hin, wird seinen Titel bei den sechs Rennen im Rahmen der Schweizer Slalom-Meisterschaft jedoch nicht verteidigen. Der Zürcher kümmert sich vermehrt um die Kartrenneinsätze seines Juniors in der Rotax-Max-Challenge und setzt sich selbst nur noch sporadisch ans Steuer des Suzuki aus dem neuen Team 77. Dieses bilden Christian Zimmermann und Danny Krieg mit ihm – alle mit Jahrgang 1977.

Alle gegen Marcel Muzzarelli
Favorit auf den Titelgewinn ist Multichampion Marcel Muzzarelli, der sich 2022 knapp geschlagen geben musste. Der Wahlthurgauer aus dem Bündnerland nennt Gründe, warum er noch ein Jahr anhängt.

Marcel Muzzarelli: «Es war gut für mich, dass ich auch mal unter Druck stand und es auf den Punkt bringen musste. Für mich stimmen Aufwand und Ertrag sowie der Spass im Suzuki Cup, daher nehme ich die Herausforderung nochmals an.»

Bekannte und neue Gesichter
Grösste Herausforderer sind Sandro Fehr, Michaël Béring, Rico Thomann und neben dem Team 77 auch das Flammer Speed Team. Fehr gewann 2022 als dritter Fahrer ein Rennen, Béring fuhr zweimal aufs Podium und Ex-Junior-Bergmeister Thomann will seine Hybriderfahrung erstmals in einer vollen Saison ausspielen.

Fabian Eggenberger, Marcel Muzzarelli und Sandro Fehr waren 2022 die Besten (Fotos: Peter Wyss).

Für das zweite Glarner Team fahren mit Patrick Flammer, Reto Steiner und Alexander Ullrich ebenfalls schnelle Leute. Schwer einzuschätzen sind die Neulinge Stefan Glanzmann und Fabio Gubitosi, die schon in anderen umkämpften Klassen gewannen.

Niemand geht leer aus
Wie bisher schüttet Suzuki Schweiz ein grosszügiges Preisgeld aus und belohnt alle mit Startprämien. Vom bewährten Reifenpartner Yokohama gibt es wertvolle Sachpreise. Alle Autos müssen im Originalzustand und fest immatrikuliert sein. Die sieben Meisterschaftsläufe finden im Rahmen der Schweizer Slalom-Meisterschaft statt. Los geht es am Samstag auf dem Waffenplatz in Bière. Alles Weitere erfährt man unter dem folgenden Link.

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Schweizer Sport: Zwei weitere Bücher fürs Regal

SPEZIELLER FOKUS Auch wer nicht Französisch oder Italienisch versteht, kommt mit den Büchern über die Geschichte der Tessiner und Graubündner Rennen sowie auf die Schweizer Rallye-Meisterschaft 2022 auf seine Kosten.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts fanden im Tessin und den angrenzenden Graubündner Regionen schon rund 50 verschiedene Rennen für Automobile, Motorräder und Go-Karts statt. Viele sind schon fast in Vergessenheit geraten.

Im aufwändigen Buch mit dem langen Titel «Classiche motoristice in Ticino e nei Grigioni e storia del rally in Ticino» (Motorklassiker im Tessin und Graubünden und Geschichte der Rallyes im Tessin) erfährt die Leserschaft alles über jegliche Veranstaltungen und die vielen Rennfahrer aus den beiden Kantonen. Weil auch etliche Fahrer aus anderen Kantonen und dem Ausland oftmals eine Rolle spielten oder dort ihre Karrieren begannen, werden auch sie thematisiert.

Das 420 Seiten dicke Buch im Format 21 mal 27 Zentimeter gibt es zwar nur in italienischer Sprache. Doch die Fülle von mehr als 1000 Fotos und Illustrationen (Galerie) machen es auch für nicht sprachkundige Leser interessant. Autor ist der Tessiner Publizist Giorgio Keller, der bereits 2019 ein ähnliches Buch über die Tessiner GP-Fahrer herausgab. Erschienen ist es in der Fontana EdizionI, Lugano zum Preis von 58 Franken. Zu beziehen ist es per Email an piloti.ticinesi@bluewin.ch oder im Buchhandel (ISBN 978-88-8191-631-3).

Komplette Rallyesaison in Wort und Bild
Ganz auf den in der Romandie populären Rallyesport konzentriert sich «Rallyes 2022». Das Autorentrio Nuno Ferreira, Sébastien Moulin und Baptiste Aebi von Sport-auto.ch lässt nicht nur die vergangene Schweizer Saison Revue passieren, sondern blickt in französischer Sprache auch auf die Jahre 2012, 2002 und 1992 zurück.

Auch dieses Buch mit 176 Seiten im Querformat ist reich bebildert. Das Vorwort stammt von Rekord-Rallyeweltmeister Sébastien Loeb, der als Wahlschweizer und Freund von Organisator Eric Jordan schon mehrmals bei der Rallye du Chablais startete und sie gewann. Zu jedem Rallyebericht gibt es die ausführlichen Resultate. Im Anhang folgt ein Interview mit dem neuen Schweizer Rallyemeister Jonathan Hirschi, einen Einblick ins Leben von Co-Piloten und einen Ranglistenteil.

Zu beziehen ist „Rallyes 2022“ zum Preis von 68 Franken am einfachsten über die Homepage von Sport-auto.ch.

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Porsche Cup Suisse: Jasin Ferati zeigt den Meister 🎥

GT3-TITEL AN DEN PORSCHE-JUNIOR Mit einer perfekten Leistung verdrängte Jasin Ferati den als Leader zum letzten Lauf des Porsche Sports Cup Suisse nach Misano gereisten Jürg Aeberhard noch von der Tabellenspitze der Königsklasse GT3.

In beiden Sprintrennen hielt Jasin Ferati den jeweils nach dem Start führenden Jürg Aeberhard bis ins Ziel in Schach.

Wer sichert sich den Titel im GT3 Cup der Porsche Sprint Challenge Suisse: Routinier und Tabellenführer Jürg Aeberhard oder Nachwuchsfahrer Jasin Ferati? Gerade einmal neun Zähler trennten die beiden vor dem Saisonfinale in Misano, insgesamt 59 Punkte standen bei den letzten beiden Rennen noch zur Disposition.

 

Meistertitel in der ersten GT3-Saison
Ferati legte stark vor: Der 19-Jährige entschied das Qualifying für sich und verwies seinen Rivalen um eine halbe Sekunde auf den zweiten Startplatz.

Auch im 15-Runden-Sprint liess der Youngster mit dem rund 515 PS starken Porsche 911 GT3 Cup der Generation 992 nichts anbrennen. Er überliess seinem Kontrahenten nur auf den ersten Metern kurz den Vortritt und fuhr dann einen klaren Sieg heraus, schnellste Rennrunde inklusive.

Damit lautete die Ausgangsposition vor dem letzten und entscheidenden Sprintlauf: Aeberhard 279 Punkte, Ferati 277. Bereits die erste Runde deutete einen Krimi an: Obwohl Ferati von der Pole-Position startete, übernahm zunächst Aeberhard erneut die Führung. Diese Reihenfolge drehte der Förderpilot aber sofort wieder um, behielt seinen Verfolger allerdings stets im Nacken.

Aber es sollte reichen: Im Ziel behauptete Ferati einen Vorsprung von 1,787 Sekunden und erhöhte seine Misano-Punkte-Ausbeute auf den Maximalwert 59. Damit sicherte er sich gleich in seinem Debütjahr im GT3 Cup den Meistertitel.

Jasin Ferati: «An diesem Wochenende hat alles gepasst – vom Auto bis zum Team. Den Titel in meinem ersten Jahr zu holen, ist ein so schönes Gefühl. Ich bedanke mich bei allen, die mich unterstützt haben. In beiden Rennen habe ich zunächst den Start verhauen, das war ein Riesenstress. Ich wusste aber, was ich zu tun hatte. Am Ende konnten wir doch alle Punkte mitnehmen.»

Mit Jasin Ferati jubelte auch das Team Fach Auto Tech, das den Porsche für den jungen Meister einsetzte.

Auch ein finales Duell um den dritten Platz
Ein spannendes Duell lieferten sich auch Gregor Burkard und Alexander Schwarzer. Bei ihnen ging es um den dritten Tabellenrang in der GT3 Cup-Gruppe. Burkard reiste mit 17 Punkten Vorsprung an, musste sich im ersten Lauf als Vierter jedoch hinter Schwarzer einordnen. Dieser nahm zudem zwei Extrazähler für Startplatz drei sowie die drittschnellste Rennrunde mit und zeigte sich auch von einer Fünfsekunden-Zeitstrafe wegen Missachtens der Streckenlimits unbeeindruckt.

Im zweiten Sprintrennen wiederholte sich dieses Bild: Schwarzer fuhr unbedängt auf Platz drei, während sich Burkard erst gegen Peter Hegglin durchsetzen und dann gegen Marc Arn verteidigen musste. Rang vier genügte dem 34-Jährigen aus dem Kanton Zug jedoch, um seine dritte Position in der GT3 Cup-Wertung zu verteidigen.

Mottet stand schon als GT4-Meister fest
Im Feld der GT4-Sportwagen konnte es Alexandre Mottet beim Saisonfinale im italienischen Misano entspannt angehen lassen. Dem Frankoschweizer war der Titel in der Klasse 10 für die 425 PS starken Porsche 718 Cayman GT4 Clubsport mit sogenanntem Manthey-Paket nicht mehr zu nehmen (Galerie links).

So bestimmte denn auch Renzo Kressig das Geschehen im ersten Sprintrennen. Als Qualifying-Bester drehte er die schnellste Rennrunde und sicherte sich in der 15. und letzten Runde sogar den Gesamtsieg in dieser Gruppe, da er das ungleich stärkere, in der Klasse 19 startende RS-Modell von Paolo Locatelli noch um 0,468 Sekunden auf Platz zwei verweisen konnte.

Lauf zwei wurde eine klare Beute der 500 PS starken 718 Cayman GT4 RS Clubsport. Paolo Locatelli konnte sich in der Startrunde gegen Marc Schöni durchsetzen, der den Klasse-10-Porsche von Renzo Kressig übernommen hatte. Von hinten nahte jedoch Valerio Presezzi, der sich im sechsten von 14 Umläufen an die Spitze setzte und die Führung hauchdünn verteidigte – auf der Ziellinie lag er um 0,309 Sekunden vorne.

Neuer Sieger in der Drivers Competition
Philippe Menotti gewann mit seinem 911 GT3 R den ersten Lauf der Gruppe Open GT, im zweiten lag 911 GT3 Cup-Pilot Loïc Villiger vorn.

Im Gleichmässigkeitswettbewerb der Porsche Drivers Competition setzte sich zuerst Marc Schöni und dann Virgil Keller durch. Der bereits als Meister feststehende Nicolas Garski war nicht mehr am Start.

Abschliessende Demonstration der Junioren
Das abschliessende, zu keiner Meisterschaft mehr zählende Zweistunden-Langstrecken-Nachtrennen auf dem 4,226 Kilometer langen Adria-Kurs entschieden Patrick Dinkeldein und Profirennfahrer Marco Seefried am Steuer eines Porsche 911 GT3 R für sich. Rang zwei ging an Jasin Ferati und Alexander Fach, dem GT3 Cup-Titelgewinner der vergangenen beiden Jahre (Galerie rechts). Im Gleichmässigkeitswettbewerb der Porsche Drivers Competition setzte sich zuerst Marc Schöni und dann Virgil Keller durch.

porsche.ch

DTM Hockenheim: Müllers Abschied als Audi-Werksfahrer 🎥

FINALE OHNE WEITEREN GLANZPUNKT Nach neun guten Jahren hat sich Nico Müller beim DTM-Finale in Hockenheim als Werksfahrer von Audi Sport verabschiedet. Zum Abschluss gab es leider kein Podium mehr, aber eine Handvoll Punkte.

 

Es war Nico Müllers Entscheidung, Audi Sport mit Abschluss der DTM-Saison 2022 zu verlassen. Zu verlockend waren die Zukunftsaussichten bei Peugeot – Stichwort Le Mans. Die Ingolstädter konnten sie ihm nach der Abkehr vom bereits begonnenen Programm mit einem Hybrid-Sportprototyp zugunsten der Formel 1 – als Motorenpartner von Sauber Motorsport – nicht mehr bieten.

Schrecken am Samstag
Vor vielen Schweizer Fans im Fahrerlager und auf den Tribünen hätte sich Müller gerne nochmals in Szene gesetzt. Im Rennen von Samstag, das von zwei schweren Unfällen mit mehreren Autos überschattet wurde und zum Glück keine Verletzten forderte (siehe Video), waren die Audi R8 gegenüber der Konkurrenz von BMW und Mercedes von der Einstufung her benachteiligt und daher im Kampf ums Podium chancenlos.

Zudem wurde Müllers Auto durch einige Kontakte ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Mehr als Platz 8 lag daher nicht drin.

Schadenbegrenzung beim schönen Abschluss
Im gesitteteren Rennen vom Sonntag, zu dem bei schönem Herbstwetter noch 20 statt wie am Vortag 27 GT3-Sportwagen starteten, musste Müller wiederum einen frühen Kontakt mit einem Kontrahenten hinnehmen. Trotz der dabei erlittenen Beschädigungen am Auto konnte der Berner den sechsten Platz ins Ziel bringen.

Nico Müller: „Das Rennen wurde nach der frühen Kollision zu einem Kampf. Platz sechs war so das Maximum für mich. Im Grossen und Ganzen war das heutige Ende meiner neunjährigen DTM-Zeit sehr schön mit vielen Zuschauern und einer insgesamt sehr guten Stimmung.»

Mit einem speziellen Helmdesign verabschiedete sich Nico Müller von der DTM und von Audi (Foto: racevision – Burkhard Kasan).

Weniger erfolgreich als in den letzten beide Tourenwagenjahren
Nach den Vizemeisterschaften im Audi RS4 in den Jahren 2019 und 2020 konnte Müller mit dem neuen Audi R8 Evo vom Team Rosberg nicht an die letzten Erfolge im über 600 PS starken Turbo-Tourenwagen anknüpfen. So musste er sich in der 2021 begonnenen GT3-Ära mit einem einzigen Sieg am 1. Mai 2022 in Portimão – dem insgesamt elften in der DTM – begnügen.

Die DTM 2022 schliesst er als zweitbester Audi-Pilot auf dem siebten Rang unter 27 Fahrern mit Punkten ab. Die Laufsiege im Motodrom Hockenheim holten der Österreicher Lucas Auer auf Mercedes-AMG am Samstag und Marco Wittmann auf BMW M4 GT3 am Sonntag. Der Meistertitel geht an den Südafrikaner Sheldon van der Linde auf BMW vor Auer und Renè Rast (Audi).

Mit dem GT3-Sportwagen von Audi konnte Nico Müller den DTM-Zuschauern nicht mehr so viel bieten wie in den Jahren 2019 und 2020 (Foto: racevision – Burkhard Kasan).

Kein Happyend für Feller und Ineichen
Der zweite Schweizer Audi-Werksfahrer Ricardo Feller gehörte am Samstag zu einem der vielen Unfallopfer. Auch Rolf Ineichens Fahrt endete brutal in einer Mauer, worauf sein Lamborghini für den Rest des Wochenendes abgeschrieben werden musste.

Fellers Team ABT brachte es hingegen fertig, den R8 in einer Nachtschicht zu reparieren. Diesen katapultierte der Aargauer am Sonntag vom Ende des Feldes binnen weniger Runden in die Top Ten, ehe ihn ein Reifenschaden wieder zurückwarf.

Als Zwölfter und Letztklassierter blieb er dann abermals ohne Punkte. Seine erste Saison, die ihm schon am zweiten Wochenende in Imola den ersten DTM-Sieg eingebracht hatte, beendete Feller an 15. Position.

Ricardo Feller: „Meine erste DTM-Saison war sehr durchwachsen. Es gab schöne Momente und weniger schöne Momente. Das Glück war meistens nicht ganz auf unserer Seite. Trotzdem hat die Arbeit mit ABT Sportsline und Scherer viel Spass.“

Marco Wittmann gewann das Finalrennen im BMW #11 vor René Rast im Audi #33 und dem neuen Meister Sheldon van der Line im BMW #31 (Foto: Gruppe C Photography).

Endstand DTM 2022 Klassement Rennen 1 Klassement Rennen 2

dtm.de

 

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