Reitnau: Marcel Steiner siegt in Rekordzeit

BERGRENNEN REITNAU Bei Sommerhitze fielen in Reitnau gleich mehrere Streckenrekorde. So errang Marcel Steiner mit einer neuen Fabelzeit den Tagessieg, ebenso gewannen Reto Meisel bei den E1- und Fréderic Neff bei den IS-Tourenwagen in Rekordzeit. Das Beste vorweg: Im Gegensatz zum Vorjahr, als zu Beginn des zweiten Rennlaufs abgebrochen werden musste, verlief das 53. ACS-Bergrennen […]

Nach sieben Jahren (letztmals 2011) riss Marcel Steiner den Rekord in Reitnau wieder an sich, diesmal am Steuer des LobArt-Mugen (Fotos: Peter Wyss).

Das Beste vorweg: Im Gegensatz zum Vorjahr, als zu Beginn des zweiten Rennlaufs abgebrochen werden musste, verlief das 53. ACS-Bergrennen Reitnau bei besten äusserlichen Bedingungen ohne nennenswerte Unfälle. Zudem sahen die weit über 10000 Zuschauer einige der Schweizer Bergspezialisten in Hochform – allen voran Marcel Steiner.

Der letztjährige Rennsportwagenmeister verbesserte mit seinem LobArt-Mugen im ersten Rennlauf den seit 2013 von Eric Berguerand auf der 1600 m kurzen Sprintstrecke gehaltenen Rekord von 48,20 auf 47,86 Sekunden. Im zweiten Durchgang blieb der Berner rund acht Zehntel darüber und sicherte sich damit überlegen den Tagessieg.

Marcel Steiner: „Wegen der hohen Temperaturen hatte ich keinen neuen Rekord erwartet. Aber ich kam schon sehr gut vom Start sehr weg und hatte danach in allen Kurven ein gutes Gefühl. Ausser feinen Fahrwerkseinstellungen haben wir seit dem Sieg in Hemberg nichts geändert.“

Mit einer Hauruckübung schaffte es Eric Berguerand, seinen Lola-Cosworth an den Start zu bringen. Der Lohn ist der Sieg bei den Rennwagen.

Eric Berguerand ist wieder da
Mit dem zweiten Saisonsieg in Rekordzeit baute Steiner die Tabellenführung so aus, dass ihn unter normalen Umständen niemand mehr am fünften Titelgewinn seit 2010 – dem ersten von drei mit dem Osella FA30 – hindern kann.

Eric Berguerand sieht sich selbst nicht dazu in der Lage. Wider Erwarten liess sich sein Motorenproblem quasi in letzter Minute lösen, sodass er trotz der mündlichen Absage doch in Reitnau erschien – und zwar am Samstag gegen 23 Uhr.

Ohne einen Meter Test nahm Berguerand am Sonntagmorgen das Training auf. Der Lola-Cosworth funktionierte so gut, dass er am Nachmittag im ersten Rennlauf bereits auf 49,83 Sekunden kam. 51,01 im zweiten Lauf reichten in der Addition zum zweiten Gesamtrang, 4,35 Sekunden hinter Steiner.

Entsprechend zufrieden zeigte sich der Vorjahressieger.

Eric Berguerand: „Ich bin schon froh, dass das Auto so gut lief. Ich bin müde, habe in den letzten Tagen wenig geschlafen und mir fehlt die Übung. Auch wenn Massongex am nächsten Sonntag eine meiner bevorzugten Strecken ist, glaube ich nicht, dass ich Marcel hinter mir lassen kann. Ich werde noch ein paar Rennen brauchen.“

Prominente Namen auf dem Podium beim 53. ACS-Bergrennen Reitnau (von links): Eric Berguerand, Marcel Steiner und Thomas Amweg.

Thomas Amweg: Gutes Resultat, aber ohne Top-Zeiten
Als Dritter stellte sich wie vor zwei Jahren Thomas Amweg aufs Gesamtsiegerpodium seines Heimrennens. Dies ist sein bisher bestes Resultat mit dem Lola-Mader F3000 – mit dem Dallara-Mercedes F3 war er 2016 aber schneller.

Im oberen Streckenteil traten weiterhin Schaltprobleme auf, die Zeiten unter 51 Sekunden verhinderten. 49 sollten seiner Meinung nach möglich sein, daher war er zwar zufrieden mit dem Resultat, nicht jedoch mit dem Abstand zu Steiner (8,00) und Berguerand (6,09).

Geringer war die Differenz zwischen Christian Balmer im Tatuus-Honda FM und Marcel Maurer im Tatuus-Renault Midland. An der Spitze der Zweiliterklasse trennte sie weniger als eine Sekunde.

Robin Faustini konnte noch nicht in den Kampf um die vordersten Plätze eingreifen. Der 20-jährige Suhrer benötigt noch mehr Übung mit dem neu angeschafften Reynard K01, und es ist sicher klug, dass er nichts erzwingen will.

Wie Amweg wird Faustini in Massongex fehlen. Dafür fährt er beim deutschen Bergrennen Homburg, das er aus dem Vorjahr kennt und nun dort mit dem roten Teppich empfangen wird.

Für einmal lief der Mercedes SLK340 von Reto Meisel einwandfrei.

Erfolgreiche Rückkehr von Reto Meisel
Eigentlich war Reto Meisel aufgrund seiner beruflichen und privaten Anspannung nicht in der besten mentalen Verfassung, fuhr der Aargauer doch nur den Sponsoren und Fans zuliebe. Sein letztes Schweizer Rennen bestritt er 2017 in Oberhallau, wo im Training das Heck seines Mercedes SKL340 in Flammen aufging.

Im Rennen taute der Meister von 2016 auf und erzielte im zweiten Lauf mit 52,71 einen neuen Tourenwagenrekord. Dieser schien auch nötig, um den bestens aufgelegten Roger Schnellmann als Führenden nach dem ersten Lauf doch noch hinter sich zu lassen.

Reto Meisel: „Ich bin erlöst und happy, dass es heute gepasst hat. Jetzt kann ich wieder Vertrauen aufbauen. Aber ich weiss noch nicht, wo ich als nächstes fahren werde.“

Mit nur einer halben Sekunde Rückstand wurde Schnellmann Zweiter in der Gruppe E1.

Roger Schnellmann: „Ich hätte gerne gewonnen, mag es Reto aber gönnen. Ich fahre eh nicht um die Meisterschaft. Ich stecke in einer Umschulung zum Fahrlehrer und kann nicht alle Rennen bestreiten. Schön wäre es, mich fürs FIA Hill Climb Masters im Oktober zu qualifizieren.“

Erstaunlich schnell mit einem Tourenwagen, der eigentlich für Rundstreckenrennen konzipiert ist: Michel Zemp im Cupra Leon TCR.

Zemp Viertschnellster im TCR-Tourenwagen
Weil sein Mitsubishi Evo VIII weiterhin nicht perfekt läuft, kämpfte Ronnie Bratschi mit dem Rücken zur Wand. So blieb der Urner als Gesamtdritter bei den Tourenwagen für einmal klar hinter seinem Markenkollegen Schnellmann zurück.

Herausragend im weiteren Feld war Michel Zemp. Mit dem frontgetriebenen Cupra Leon TCR war er sichtlich aggressiv unterwegs und am Ende der viertschnellste Tourenwagenpilot überhaupt inmitten der weitaus PS-stärkeren Autos.

Damit war der Langnauer auch schneller als Frédéric Neff, der mit seinem Porsche 996 GT3-R in neuer Rekordzeit die Gruppe Interswiss für sich entschied. Wie Steiner als Titelverteidiger bei den Rennsportwagen führt Neff die Berg-Meisterschaft der Tourenwagen mit der Maximalpunktzahl an.

bergrennen-reitnau.ch

 

 

 

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