Lorenz Frey-Hilti: «Corona zeigt uns Grenzen»

ZUR SACHE Im Interview macht sich Lorenz Frey-Hilti vom Autohändler Emil Frey Gedanken zu den Grenzen, die die Corona-Krise deutlich macht. Massiv eingebrochen sind wegen des Lockdowns auch die Autoverkäufe. Lorenz Frey-Hilti (29) ist Direktor bei der Emil Frey Gruppe, einem der grössten Autohändler Europas. Sein Vater, alt SVP-Nationalrat Walter Frey, ist seit 1975 Verwaltungsratspräsident […]

Autohändler
Walter und Lorenz Frey begutachten ein in Safenwil aufgebautes Fahrzeug von Emil Frey Racing.

Lorenz Frey-Hilti (29) ist Direktor bei der Emil Frey Gruppe, einem der grössten Autohändler Europas. Sein Vater, alt SVP-Nationalrat Walter Frey, ist seit 1975 Verwaltungsratspräsident und Inhaber des Familienunternehmens. Dieses ist heute in der Schweiz, Frankreich, Deutschland und weiteren europäischen Ländern tätig.

Kaufen Schweizer jetzt noch ein Auto?

Lorenz Frey-Hilti: „Wie die meisten Branchen ist auch die Automobilbranche von der Corona-Krise schwer betroffen. Nach dem Lockdown durch den Bundesrat mussten die Schauräume geschlossen werden. Die Verkaufszahlen sind stark eingebrochen. Im März wurden fast 40 Prozent weniger Autos in der Schweiz immatrikuliert als im Jahr zuvor. Im April wird der Rückgang noch grösser sein, bei schätzungsweise 75 Prozent. Aber das Interesse für Neu- und Gebrauchtwagen ist da, dass sehen wir über unsere Onlinekanäle.“

Steigen Sie noch in ein Tram oder einen Zug?

Lorenz Frey-Hilti: „Nein, derzeit fahre ich weder Zug noch Tram. Die Schutzmassnahmen sind im öffentlichen Verkehr sehr schwer umzusetzen.“

Wird sich das Image des Autos verändern?

Lorenz Frey-Hilti: „Ich bin überzeugt, dass die Nützlichkeit des Autos gerade in dieser Pandemie jedem klar wird. Die Corona-Krise zeigt auf, dass auch ein sehr gutes ÖV-System seine Grenzen hat. Fast drei Viertel aller Personenkilometer werden im privaten motorisierten Strassenverkehr zurückgelegt. Die Lebensmittel müssen an den Detailhandel verteilt werden, Onlinebestellungen werden über die Strasse nach Hause geliefert, Krankentransporte müssen über die Strasse gesichert sein. Umso enttäuschender ist, dass der Automobilsektor in den letzten Wochen der Corona-Krise von unseren Politikern kaum angesprochen wurde. Jedermann muss sich eingestehen, wie stark heute die Wirtschaft und die Bevölkerung auf das Auto angewiesen sind.“

Was verlangen Sie konkret von der Politik?

Lorenz Frey-Hilti: „Kurz gesagt: Ich sage Ja zum Ausbau und Verflüssigung, Nein zu neuen Belastungen für den Automobilisten. Die Schweiz ist in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewachsen. Die Bevölkerung, die Wirtschaftsleistung, der Tourismus, die Schweiz als Transitland und dementsprechend auch der Verkehr haben deutlich zugenommen. Nicht mitgewachsen ist allerdings die Strassenfläche. Dies wiederum führt vermehrt zu Staus. Trotz der täglichen Staus und den immer umfangreicheren gesetzlichen Vorschriften wollen und können die meisten Schweizer nicht auf das Automobil verzichten.“

Warum werden so viele Offroader verkauft?

Lorenz Frey-Hilti: „Die Wahl, ob 4×4, SUV oder nicht, muss doch beim Konsumenten liegen! Die Autobranche kann heute den Kunden alles anbieten: Fahrzeuge, die mit Benzin, Elektro, Diesel, Hybrid oder sogar Wasserstoff angetrieben werden. Viele dieser SUV-Fahrzeuge kann man auch mit Hybrid- oder Elektroantrieb kaufen, vielleicht weiss das Frau Bundesrätin Sommaruga nicht. Gerade die mit Allrad angetriebenen Fahrzeuge bringen im Schnee und Regen grosse Vorteile und mehr Sicherheit. Wir Automobilhändler verkaufen, was unsere Kunden wünschen.“

Macht die Industrie genug für den Klimaschutz?

Lorenz Frey-Hilti: „Ja. Die jährlichen Berichte des Bundesamts für Umwelt (Bafu) zeigen, dass die Luftqualität in der Schweiz heute so gut wie wohl noch nie seit Beginn des industriellen Zeitalters ist. So liegt etwa die Belastung mit Feinstaub oder Stickstoffdioxid so tief wie noch nie seit Beginn der Messung vor knapp dreissig Jahren – egal, ob auf dem Land oder in der Stadt. Und dies, obwohl der Autoverkehr in der Schweiz seither um 30 Prozent zugenommen hat. Dies spricht klar für den Erfolg der technologischen Entwicklungen der Autohersteller im Umweltbereich. Mit den grossen Subventionen und Regelungen vieler Staaten für E-Autos wird auch deren Absatz weiter steigen.“

Das von Daniel Waldmeier geführte Interview hat AutoSprintCH auszugsweise von 20min.ch übernommen.

20min.ch

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