IAA 2019: Die Krise zeigt erste Spuren

NEUE IDEEN SIND GEFRAGT Die Internationale Automobil-Ausstellung die vom 12. bis 22. September in Frankfurt ihre Tore öffnet und zu den grossen Inszenierungen der Branche zählt, steht unter keinem guten Stern. So wie Peugeot, Mazda, Volvo und Toyota kehren auch andere Aussteller der traditionsreichen Show rund ums Automobil den Rücken. Doch viel schwerer wiegt: Die […]

IAA
Weltpremiere des NSU Ro 80 an der IAA 1967. Die Besucher wurden von einer Barriere zurückgehalten.

So wie Peugeot, Mazda, Volvo und Toyota kehren auch andere Aussteller der traditionsreichen Show rund ums Automobil den Rücken. Doch viel schwerer wiegt: Die Automobilbranche steckt in der Krise. Darüber können auch die vielen IAA-Premieren nicht hinwegtäuschen.

Jahr der Gewinnwarnungen
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen: „2019 ist das Jahr der Gewinnwarnungen statt der grossen Erfolge. Uns stehen schwere Krisenjahre bevor.“ Die Flut schlechter Nachrichten scheint ihm Recht zu geben. Die Negativ-Schlagzeilen der vergangenen Wochen trüben die Vorfreude auf die IAA, die nach dem Willen des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) als Veranstalter Branchentreffpunkt, Schaubühne sowie Diskussions- und Demonstrationsfläche werden soll. An Themen mangelt es nicht.

Neuaufstellung der Hersteller
Die Unternehmensberatung Ebner Stolz Management Consultants und Prof. Dr. Willi Diez, ehemaliger Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, kommen zu dem Schluss: „Trotz der unbestreitbaren Erfolge in der Vergangenheit: Ein lineares Weiter so ist keine überzeugende Option. Die etablierten Hersteller und Zulieferer müssen sich neu aufstellen, wenn sie auch in Zukunft eine Rolle spielen wollen.“

Branche in kritischer Situation
All das trifft die Automobilindustrie zu Unzeiten. „Die Branche befindet sich in einer sehr kritischen Situation“, stellt Prof. Dr. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach, gegenüber der Financial Times fest. „Sie ist nicht nur von einer sinkenden Nachfrage auf ihren wichtigsten Märkten und Handelsunsicherheiten betroffen, sondern investiert gleichzeitig Milliarden in den Wandel zur Elektromobilität.“ Die bange Frage lautet: Machen die Kunden diesen Wandel mit? Auf den ersten Blick ist die Antwort: ja.

Verkehrswende mit Wasserstoff
„Statt den Fokus zu sehr auf die Elektromobilität zu richten, sollte die Politik gleichzeitig den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur vorantreiben. Denn so lässt sich bei der Verkehrswende kräftig sparen: Um bis zu sechs Milliarden Euro könnten die Infrastrukturkosten sinken, wenn die bis 2050 geplanten rund 40 Millionen Nullemissions-Pkw je zur Hälfte mit Batterien und Brennstoffzellen betrieben werden“, heisst es in einer von der ADAC-Stiftung geförderten Studie.

Luca de Meo entdeckt das Erdgas
Vielleicht hat Volkswagen auch deshalb eine alte Liebe neu entdeckt: CNG. Lange war es auffällig ruhig um den Arbeitskreis CNG-Mobilität, dem neben den Volkswagen-Marken Partner aus den Bereichen Gasversorgung, Tankstellenbetrieb und Netzaufbau angehören.
Jetzt nimmt er wieder an Fahrt auf, weil man nach den Worten von Seat-Chef Luca de Meo davon überzeugt ist, dass CNG beim Wandel zur nachhaltigen Mobilität eine bedeutende Rolle spielen und ein grosses Geschäftspotenzial für die Automobil- und Mineralölindustrie bieten wird.
„Öko zu sein, ist keine Option mehr. Es ist ein Muss“, sagte der Seat-Vorstandsvorsitzende anlässlich der CNG Mobility Days in Berlin: „Als Automobilhersteller müssen wir eine breite Palette alternativer Technologien vorhalten, damit unsere Kunden selbst entscheiden können, welche ihnen am besten passt.“

Elektroauto-Schwemme in Frankfurt
Auf der IAA wird es an neuen Elektroautomobilen jedenfalls nicht mangeln. Und vielleicht gelingt es den Ausstellern sogar, ein paar der vielen offenen Fragen zu beantworten, die Autofahrer derzeit bewegen. Damit würden sie ihren Kunden, Beschäftigten und sich selbst einen guten Dienst erweisen. Denn verunsicherte Märkte haben fatale Folgen. Bleibt abzuwarten, wie weit der Schatten auch auf den kommenden Auto-Salon Genf fällt.

cng-mobility.ch
iaa.de

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