GIMS 2024: Der Auto-Salon Genf lebt – und wie! đŸŽ„

UND ES GEHT DOCH Auch beim Comeback nach vier Jahren reisen viele Deutschschweizer zum Auto-Salon nach Genf. Trotz chinesischer Übermacht ist das Interesse der Besucher an einem Kauf eines chinesischen Autos aber klein.

 

Man kommt in die besten Jahre, wenn man die guten hinter sich. Auch zum 100. Genfer Auto-Salon reisen Autoenthusiasten aus der Deutschschweiz ĂŒber den Röstigraben nach Genf. Es werden zwar nicht mehr ĂŒber 700 000 Besucher im Palexpo wie in den goldenen Jahren sein. «Aber ich war ĂŒberrascht, dass doch so viele am ersten Besuchstag aus der Deutschschweiz gekommen sind», sagt Martin Friedli aus Niederbipp. Es ist sein 40. Salonbesuch. Er ist mit seinem Bruder Herbert (Galerie oben links) da: «Ich bin zum ersten Mal am Autosalon», sagt dieser. Er ist Dacia-Fahrer und hauptsĂ€chlich am Stand von Renault und Dacia – und weniger an den Chinesen interessiert.

GIMS 2024 Highlights
Josh Hostettler und Dejan Bogdanovic vor dem gelben Renault-WĂŒrfel.

Chinesische Übermacht stört nicht

Ein alter Hase in Sachen Salonbesuch ist auch Marco Graziani (Galerie Mitte in der Mitte) aus Thun. Der Oldtimer-Fahrer – zwei Porsche 911 mit Jahrgang 79 und 88 – ist mit seinem 14-jĂ€hrigen Sohn Loris da. «Wir waren schon an der Auto ZĂŒrich, am Concorso d’Eleganza in der Villa d’Este am Comersee – und jetzt in Genf.» Als Carrossier fehlen ihm die frĂŒher in Genf gezeigten Zusatzausstellungen zu Ersatzteilen und Zubehör. An der chinesischen Übermacht bei den Ausstellern stört er sich nicht. Eher an der Ausrichtung: «Alle reden von Klimaschutz und ElektromobilitĂ€t, aber die hier vertretenen Chinesen sind alle mit riesen ChlĂ€pfs prĂ€sent.»

Tuning-Cars gehören zu einer Show

Die beiden Automechanikerlehrlinge Phoenix Iseppi und Giuliano Di Grisolo (Galerie Mitte links) sind mit der Berufsschule Wetzikon nach Genf gereist: «Es hat zuwenig Tuning-Cars und zu viele Elektroautos», kritisiert Iseppi. «FĂŒr uns als angehende Automech ist das keine gute Entwicklung», ergĂ€nzt Di Grisolo. Doch die beiden kreativen Jungen wussten sich selber zu helfen: Sie kauften an einem der StĂ€nde Modelle des Porsche GT3 RS. Statt eines Chinesen bevorzugen die beiden aus QualitĂ€tsgrĂŒnden ein Auto aus Deutschland oder Japan.

FĂŒr Christoph Burger (Galerie Mitte rechts) hat es eindeutig zu wenig EuropĂ€er hier. Er sagt: «Wenn ich wie bei einer Weinverkostung eine Blinddegustation machen mĂŒsste, wĂŒrde ich mit grosser Wahrscheinlichkeit kein chinesisches Auto kaufen.» Er lacht. Von Olten nach Genf gereist ist er mit seinen beiden Söhnen und seinem Göttibueb. Diese zieht’s zu den Sportwagen. «Der Salon in Genf ist und bleibt ein schönes Erlebnis – wir kommen wieder!»

Die StÀnde der Hersteller gefallen

Etwas verwundert stellt Sepp Gwerder (Galerie oben rechts) aus Schmitten fest, dass der neue Salon gegenĂŒber dem alten leider doch recht abgespeckt hat. Die PrĂ€sentationen und StĂ€nde gefallen ihm – auch jene aus China. Einen kaufen? Nein, das wĂŒrde er dann doch nicht. Vom neuen Konzept sind die beiden Kollegen Josh Hofstetter aus dem Baselland und Dejan Bogdanovic aus Nunningen alles andere als ĂŒberzeugt. «Eine solche Messe wie jetzt in Genf gab es frĂŒher in jedem Dorf», sagt Hofstetter. Es fehle die Vielfalt und damit die wichtigen Vergleichsmöglichkeiten. «Das wĂ€re doch gerade der grosse Vorteil einer Messe.» Und dann meint er: «Nur weil hier viele Chinesen ihre Modelle ausstellen, heisst das nicht, dass ich auch einen kaufe.» Den Tag retten könne jetzt nur noch ein saftiges Steak in einem feinen Genfer Restaurant.

Menschen wollen Autos berĂŒhren

Einer ist zufrieden damit, dass die grossen EuropĂ€er dieses Jahr in Genf schwĂ€nzen. Es ist Merlin Ouboter mit seinem Microlino (Galerie oben Mitte): «So ist das Augenmerk stĂ€rker auf uns gerichtet», sagt er und schmunzelt. Er ist auch ĂŒberzeugt davon, dass der Salon eine Zukunft hat. «Gerade am Beispiel unseres Microlino sehe ich, wie wichtig bei Autos die Haptik und Emotionen sind – die Menschen wollen in ein Auto einsteigen, es berĂŒhren, fĂŒhlen.» Ouboter ist ĂŒberzeugt, dass es kĂŒnftig weniger, aber dafĂŒr mit Genf, Paris und der IAA in Europa drei Messen mit hohem Stellenwert geben wird.

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