Land Rover Defender: Schwebt über den Dingen
Als Land Rover den Ur-Defender ablöste, sah alles nach Nischenmodell aus. Doch der jüngst überarbeitete Defender ist ein Verkaufshit. Nach dem Test ahnen wir, warum.

Huch! Wir erschrecken fast beim Start des Land Rover Defenders: Da brummt, weit entfernt, tatsächlich ein Diesel. In Zeiten, in denen vor allem Elektro-News den Testalltag bestimmen, ist das rar. Und ein Vergnügen: Zum fünften Defender-Jahr auf 257 kW/350 PS (also um 50 PS) erstarkt, brummelt der Dreiliter-Sechszylinder-Mildhybrid D350 dezent-gemütlich, um bei Vollgas nach der Gedenkpause die schön sonore Stimme zu erheben und irre machtvoll anzuschieben.
Schön, dass es das noch gibt. Schön auch, dass im Test 9,9 (Werksangabe 9,3) l/100 km für 700 Nm, die 2,7 Tonnen in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 drücken, nicht mal zu beanstanden sind. Zumal es auf gemütlichen Etappen auch deutlich tiefer (etwa achteinhalb Liter) geht.
Modernisiert und weiterhin charismatisch
Das gerade geliftete Äussere (wie neue Scheinwerfer, Rückleuchten und Lackfarben) bleibt charismatisch: In der gefahrenen 130er-Variante ist der dank gerader Kanten erstaunlich gut zu rangierende Defender 1,97 Meter hoch und mitsamt Ersatzrad am Heck 5,36 Meter lang. Nobel-SUV wirken dagegen wie kleine Spielzeuge. Apropos Spieltrieb: Drinnen ist jetzt der Touchscreen grösser, wobei es noch viele Knöpfe und auch im Digitalmenü keine Rätsel gibt.
Von hier oben ist das Verkehrsgewühl fern, die tresorartigen Türen sperren den Alltag aus. Ein Wellness-Bereich wider den hektischen Alltag, der selbst im Stau gelassen macht. Nur auf der Autobahn säuselt mitunter der Wind um die Kanten, sonst herrscht Stille. Pomp ist dem Defender zwar fremd: Er gibt eher das gediegene Chalet, dies aber in Vollendung. Platz gibt es en masse: In die Siebenplätzer-Variante passt bei Vollbesetzung noch Gepäck rein, und wären die hinteren Plätze abgeklappt, könnten wir eine Einzimmerwohnung zügeln.
Offroad kaum zu schlagen
Unterwegs macht es auf Temposchwellen nur «fump-fump», mehr spüren wir nicht: Selten so geschwebt. Dazu gibt es derart viele Offroad-Modi, dass gefrorene Flüsse kein Hindernis wären. Was uns weit mehr verblüfft: Sogar auf engen Wegen kurvt es sich gut, fast sportlich. Keine Frage: Mit diesem Typ sind alle Einsatzfälle abgedeckt. Sofern man ihn sich leisten kann: Bereits der kurze Defender 90 kostet ab 89700 Franken, der 130 als längste der drei Varianten als getesteter Topdiesel in Ausstattung «X-Dynamic HSE» ab 126800 Franken. Die Kundschaft, die begeistert kauft, scheint es angesichts des Gegenwerts nicht zu stören.
Expertenmeinung: Land Rover Defender 130 «X-Dynamic HSE» D350 MHEV
Der frisch überarbeitete Defender bleibt eine Ikone und verwöhnt mit Komfort, Platz und indem er uns erhaben dem hektischen Verkehrsalltag entrückt.
Vorteile
+ hervorragender Komfort
+ im Gelände überragend
+ Platz fast ohne Ende
Nachteile
– enorme Abmessungen
– sehr stolzer Preis




