130 Jahre Skoda: Geschichte auf Probefahrt
Zum 130. Jubiläum von Skoda fahren wir durch die Geschichte der tschechischen Marke. Und verlieben uns in einen Heckmotor-Sportler fast ohne Power, aber voller Jugendträume.

Woran denken Sie bei «die ältesten Automarken»? An Fiat, Ford, Renault? Falsch: Nochmals älter ist Skoda (korrekt geschrieben eigentlich Škoda). Vor 130 Jahren wurde Laurin & Klement (L&K) gegründet, baute erst Velos, dann Töffs, 1905 Autos und wurde 1925 vom Skoda-Konzern aufgekauft. Daher der Name. Und wir erleben live, wie reich die Skoda-Historie bereits war, eher 1990 Volkswagen zugriff und Skoda mit Hits wie dem Octavia erst auf unseren Radar kam.

Zuerst lassen wir uns in den ältesten Modellen chauffieren. Im riesigen 1939er Superb 3000 OHV sind wir froh darum: Der Gigant hat keine Servolenkung. Im Fond der Luxuslimousine residieren wir wie gekrönte Häupter, kuscheln uns ins Sofa und hören den 62 kW/85 PS des Sechszylinders bei der Arbeit zu. Dann ab ans Steuer eines 1940er Skoda Rapid OHV. Die «Selbstmördertüren» öffnen falschrum. Mit Zwischengas versuchen wir das Krachen der Gangwechsel zu mildern und mit Tapferkeit auf Kurs zu bleiben: Der Geradeauslauf gemahnt an Hasen beim Hakenschlagen.

Ein Geländewagen für Neuseeland
Umsteigen. Das hübsche 1957er Cabrio Felicia ist unterwegs. Also nehmen wir den eng damit verwandten Urahn des Octavia Combi. Der 1964er Octavia Combi trampelt mangels Beladung mit der Hinterachse, aber verwöhnt uns mit zeitgenössischer Armaturentafel unter winzigen Fenstern. Hübsch – der Octavia hatte schon damals was. Wechsel in den Trekka. Den was, bitte? Der ab 1966 für Neuseeland gebaute Geländewagen hat Halterungen für Gewehre, das Design eines Backsteins und das Fahrgefühl eines Camions. Faszinierend, was es so alles gab.

Versuchen wir mal die Neuzeit. Der ab 1987 gebaute Favorit war die letzte Neuentwicklung ohne VW und ein Verkaufshit. Wir fahren im Sondermodell «Black Line» mit Topmotor (1,3-Liter, 50 kW/68 PS) und Prestige-Zutaten wie Sonnendach, zum Erblinden bunten Polstern und winzigen wie witzigen 13-Zoll-Alufelgen. Wir staunen: Klein, leicht, flott, der ist noch voll alltagstauglich.
«Ostblock-Porsche» macht Laune
Unser Favorit ist aber nicht der Favorit. Vom 1971 er 110 R träumte einst die Jugend aus den Prager Vorstädten. Dieses Exemplar des Heckmotor-Coupés hatte 11000 Kilometer auf der Uhr, als der Erstbesitzer ihn vor wenigen Jahren gegen einen neuen Fabia eintauschte! Der 110 R tönt frech und ist dank nur 800 Kilo viel flotter, als man 38 kW/52 PS zutraut.

Wenn jetzt noch Sitze mit Seitenhalt drin wären. Ein Skoda-Mitarbeitender sagt lakonisch: «Es gab eben eine Art Sitz, und der wurde überall verbaut – Flugzeuge, Züge, Autos.» Trotzdem: habenwollen! So, wie viele Menschen heute einen Skoda wollen: Skoda ist jetzt die drittmeist verkaufte Marke Europas.




